Wo beginnt eine Bewegung? Und was macht eine Bewegung aus? Solche Fragen wurden während des Lockdowns im Generationenaustausch im Rahmen einer digitalen Veranstaltung via Videokonferenz thematisiert. Mit dabei waren VertreterInnen der Klimastreik-Regionalgruppe Thun und der «Klima-Grosseltern». Diese Diskussionsrunde entstand aus dem Bedürfnis heraus, sich über die Eigenschaften von gesellschaftlichen Bewegungen auszutauschen.
Sind wir bereit?
In der Diskussionsrunde rückte schnell der Begriff «Veränderung» ins Zentrum, welcher uns bis zum Schluss des Gesprächs begleitete.
Das Bewusstsein, dass eine Veränderung für unsere Welt wichtig und dringend ist, war in unserer Runde bei allen vorhanden. Nur, wo man beginnen soll mit der Veränderung, da gingen die Meinungen weit auseinander. Wir haben thematisiert, dass für viele der Gedanke an Veränderungen beunruhigend ist und dass es einfacher scheint, am Alten festzuhalten. Jemand meinte, dass es noch an der Bereitschaft fehlt, an Alternativen zu arbeiten. Ein anderer Teilnehmer zitierte den Historiker Yuval Noah Harari (sinngemäss): «Wenn Menschen feststellen, dass ein System sich verändert und daraus ein möglicherweise besseres entsteht, werden sie dieses annehmen. Daraus kann Neues entstehen.»
Je tiefer wir abtauchten in die Thematik, umso mehr Fragen stellten sich uns und desto komplexer wurden die Problematiken.
Es wurde ans Verantwortungsbewusstsein appelliert, aber auch unterstrichen, dass dieses Bewusstsein Wissen und Bildung voraussetzt. Der Gedanke, dass uns systemische Zwänge zu gewissen Handlungen zwingen, wurde ebenfalls diskutiert. Ein Teilnehmer der Runde war überzeugt, dass die Klimabewegung viele Leute zum Hinterfragen ihrer Handlungen angestossen hat. Das sei ein wichtiger Schritt, warf ein anderer in die Runde, wies aber auch darauf hin, dass noch andere Aspekte eine Rolle spielen als nur der individuelle Aspekt. Je tiefer wir abtauchten in die Thematik, umso mehr Fragen stellten sich uns und desto komplexer wurden die Problematiken. Mit dieser Komplexität umzugehen, stellte für uns alle eine grosse Herausforderung dar.
Viele gute Ansätze – aber was bleibt?
Obwohl das Gespräch spannend und lebhaft war, machte sich am Schluss etwas Resignation breit. Wir haben zwar viele gute Ansätze und Ideen ausgetauscht, aber etwas sichtbar geändert, hat sich durch die Diskussion nicht. Bei einigen spürte man förmlich die Hilflosigkeit. Sich austauschen und diskutieren ist wichtig und gut, das erwähnte auch ein Teilnehmer, aber… Immer dieses Aber.
Viele fühlen sich machtlos. Man scheint in der Komplexität unseres Systems unterzugehen. Gleichzeitig ist ein Bewusstsein vorhanden, dass gerade jede einzelne Person den entscheidenden Unterschied machen kann. Wir sind zerrissen. An unseren persönlichen Grenzen angelangt. Wenn wir in unserem Land, auf der Welt etwas bewegen wollen, dann braucht es mehr als eine persönliche Veränderung, da sind wir uns einig. Und genau darum wird es in der Fortsetzung dieser Runde gehen: System Change.