Eigentlich wären wir Nomaden! Dieser Gedanke begleitete uns während unserer kürzlichen Radtour dem Neuenburgersee entlang. Die mit Wohnmobilen, Camping- und Ferienhäuschen dicht belegten Uferplätze versetzten uns in Staunen. Tausende Leute unterschiedlichsten Alters tummelten sich auf engstem Raume. Sie hatten ihre zweite Wohnung an den See gefahren. Die einen ferienhalber, die andern vielleicht aus purer Langeweile, wieder andere auf der Flucht aus der Stadt oder vielleicht vor dem Stress im Alltag. Ein nicht geringer Teil der bunten Menschengruppen waren Jungsenioren.
Am selben Abend führte unser Weg zurück in unsere Wohnung – nach Hause?
Meine Wohnung bedeutet mir viel: sie bietet mir Rückzugsmöglichkeit, aber auch einen Ort der Begegnung. Sie ist Erholungs- und Freiraum. Sie ist meine gewohnte Umgebung mit viel Privatsphäre. Sie ist der Ort, an dem ich noch möglichst lange zu Hause sein möchte. Er ist altersgerecht gebaut, bequem erreichbar und in der nahen Umgebung fehlt es an nichts. Aus dieser Wohnung auszuziehen bedeutet im Normalfall Abschied. Gerade deshalb leben über 80 Prozent der 80-jährigen Menschen in der Schweiz immer noch in ihrer mehr oder weniger altersgerechten Wohnung oder in ihrem Haus.
Für junge Menschen ist der erstmalige Bezug einer Wohnung ein Schritt aus ihrem „Nest“. Ob allein oder in Wohngemeinschaft: Meist beginnt ein neuer Lebensabschnitt, nicht selten verbunden mit einer geografischen Veränderung aus beruflichen Gründen oder für ein Studium. Manchmal ist es ein befreiender Schritt, immer aber auch ein Wagnis. Ein neues Zu-Hause-Gefühl muss erst entwickelt werden, weil Vieles anders, ungewohnt, fremd ist. Neue Lebensformen werden ausprobiert. Doch es ist ein Schritt ins Leben hinaus. Mit jedem Ortswechsel steht wieder eine neue Zukunft vor der Tür.

Wie wäre es wohl, wenn wir – wie die Schnecke von jung bis alt – immer und überall mit einem, demselben Haus durchs Leben ziehen würden? Ein knappes, fensterloses Haus, das über zwei Muskeln mit dem eigenen Körper verbunden ist? Einziger Zweck: der Schutz vor Fressfeinden und Verletzungen!
Wohnhaft wird dann tatsächlich zur Wohn-haft! Vielleicht wäre doch alles viel einfacher: keine Zügeltermine, kein Bedarf nach einem Zweitwohnsitz, keine nervigen Mitbewohner, immer unterwegs, jedoch immer mit dem vertrauten Haus. Oder wäre das dann doch zu langweilig, eng und einsam?