Zweck-WG
Den BewohnerInnen einer Zweck-WG geht es hauptsächlich darum, die Miete zu teilen und damit Geld zu sparen. Oft kennen sie sich nur flüchtig, bevor sie zusammenwohnen. In diesen beiden Punkten ähnelt die Zweck-WG der Studi-WG, trotzdem sind sie nicht gleichzusetzen. In einer Zweck-WG leben die MitbewohnerInnen häufig aneinander vorbei, da sie unterschiedliche Lebensrhythmen haben und die WG eher aus pragmatischen denn sozialen Gründen ausgewählt haben. Sie sehen die ungewaschenen Pfannen und in der Dusche hinterlassenen Haare viel öfter als die Gesichter ihrer MitbewohnerInnen. Zweck-WGs haben häufig wechselnde BewohnerInnen und niemand weiss, wem welche Möbel eigentlich mal gehört haben.
FreundInnen-WG
Bei der Gründung dieser Wohngemeinschaft schwebt den BewohnerInnen etwas vor wie «Friends», die Realität sieht aber oft anders aus. Wenn so eine WG gut läuft, bestehen die Abende aus gemeinsamem Kochen, Tichu-Turnieren oder weinseligen Philosophie-Sternstunden. Ausschweifende Partys gehören dazu und sind die Quelle der schönsten, absurdesten und wildesten Geschichten. Wenn es in dieser Wohngemeinschaft nicht läuft, werden aus besten FreundInnen sehr schnell Hund und Katz: Sie streiten über das ungewaschene Geschirr, den Putzplan und darüber, wer das letzte Bier getrunken hat ohne neues zu kaufen. Dann wird die WG nach kurzer Zeit aufgelöst. Das kann Freundschaften nachhaltig beeinträchtigen.
Studi-WG
An sich ist die Studi-WG eine Zweck-WG, weil die BewohnerInnen wenig Geld zur Verfügung haben. Sie kann je nachdem aber auch Ähnlichkeiten mit der Beste-FreundInnen-WG aufweisen. Eine Studi-WG ist nur während des Semesters und unter der Woche bewohnt. Typischerweise ist die Studi-WG die erste Adresse nach dem Elternhaus und die BewohnerInnen sind entsprechend unerfahren, wenn es ums Haushalten geht. Um der Verantwortung und dem Chaos in den eigenen vier Wänden zu entfliehen, kehren die BewohnerInnen oft, zumindest kurzfristig, in Mamas Schoss zurück. In einem Wohnblock freuen sich die Nachbarn insbesondere deshalb über Studi-WGs, weil die Waschmaschine an deren Waschtag meistens frei bleibt.
Luxus-WG
Sie befindet sich in grosszügigen Attikawohnungen mit Dachterrasse oder in Villen mit Garten. Sie sorgt bei Gästen für neidvolle Seufzer – umso häufiger veranstalten die BewohnerInnen der Luxus-WG «Rooftop-» oder Gartenpartys. Schlafgelegenheiten gibt es zu Hauf, weshalb am Morgen nach einem Fest noch immer mindestens ein Dutzend Gäste anzutreffen sind. «Luxus» bezieht sich in dieser WG nicht unbedingt aufs Geld, sondern manchmal aufs unverschämte Glück, sich eine tolle Wohnung oder Villa als WG geschnappt zu haben. In Luxus-WGs mit viel Geld – typischerweise sind alle BewohnerInnen berufstätig – findet man eine gut gefüllte Hausbar und ein WG-Netflix-Abo. Luxus-WGs haben keinen Putzplan – dafür eine Putzfrau.
Familien-WG
Diese WG ist eine grosse Lüge und birgt gewaltiges Konfliktpotenzial. Sie entsteht, wenn erwachsen gewordene Kinder aus Bequemlichkeit noch immer bei den Eltern wohnen, diese aber die Nase voll davon haben, GastgeberInnen zu sein. Dann stellen die Eltern klar: «Wir sind jetzt eine WG und alle tragen gleichviel zum Haushalt bei.» Sie freuen sich auf Kinder, die einkaufen und Wäsche bügeln. Währenddessen wähnen sich die erwachsenen Kinder frei, zu tun und zu lassen, was ihnen gerade beliebt. Weil aber immer noch Mama und Papa für Essen und saubere Badezimmer sorgen, merken die Beteiligten schnell: Das kann nicht funktionieren. Meist endet die Illusion im Streit oder mit dem Auszug von mindestens einem Familienmitglied.
Alters-WG
Bisher wenig erforscht ist die Alters-WG. Sie ist noch wenig verbreitet. Die BewohnerInnen wollen nicht alleine alt werden, leben aber nicht (mehr) mit PartnerIn oder Familie zusammen. In diesem Sinne sind Alters-WGs Zweck-WGs, sie können sich aber auch aus FreundInnen zusammensetzen. Gemeinsame Unternehmungen auch unter der Woche sind nichts Aussergewöhnliches: Meistens sind die BewohnerInnen pensioniert. Komfort wird höher gewichtet als die Angst vor (zu) hohen Ausgaben. Teure Möbel, eine Putzfrau und ein gut gefüllter Weinkeller sind häufig anzutreffen. Auch die Mahlzeiten entsprechen höheren Standards als beispielsweise in Studi-WGs: Die BewohnerInnen verfügen schlicht und einfach über bes-
sere Kochkenntnisse.
WG nicht nur für Junge! Zwischen Gemeinschaft und Unabhängigkeit
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