Erika: Ein riesiger Berg von kleinsten geschredderten Eisen- und anderen Metallteilen – schon fast wie ein Kunstwerk: Das war mein erster Eindruck auf dem Recycling-Hof der Karl Kaufmann Recycling AG. Flavio Villella führte uns. Er hatte einen Magnetstab bei sich, der aussah, wie eine Wasserrute. Damit zeigte er uns, wie Eisen von Nichteisen-Metall unterschieden werden kann: Das Eisen bleibt an dieser Rute hängen.
Andrea: Ausgestattet mit blauen Baustellenhelmen und gelben Westen starteten wir die Führung. Mich inspirierte der besondere Arbeitsplatz – überall Maschinen und Menschen in Aktion. Diese vibrierende Atmosphäre, verbunden mit Gerüchen vom entsorgten Material bleibt hängen. Ich fühlte mich wie ein Kind auf einem Abenteuerspielplatz. Als Hobbyfotografin hatte ich vor dem Besuch gewisse Bilder im Kopf und zwar hauptsächlich von Autoschrott.
Mich erstaunte, dass die Dienstleistungen weit vielfältiger sind und Materialien und Wertstoffe wie Eisenschrott, Elektroschrott und Holz verarbeitet werden. Der Elektroschrott war sehr prominent vertreten auf dem Areal. So habe ich mich näher mit dem Thema beschäftigt.
Erika: Was hast du herausgefunden?
Andrea: In der Schweiz können Elektro- und Elektronikgeräte kostenlos zur Entsorgung abgegeben werden. Dies dank des vorgezogenen Recycling-Beitrags (vRG), der beim Kauf eines neuen Produkts automatisch anfällt. Rückgaben sind möglich bei Sammelstellen sowie bei jeder Verkaufsstelle, und zwar unabhängig von einem Neukauf und davon, wo das Altgerät gekauft wurde. Die Geräte werden bei der Firma Kaufmann Recycling zuerst von umweltschädigenden Schadstoffen wie Bildröhren, Batterien, Kondensatoren entfrachtet. Diese Schadstoffe werden umweltgerecht entsorgt. Wert- und Neutralstoffe werden anschliessend getrennt mit entsprechenden Anlagen wieder aufbereitet. Aus den Wertstoffen können Rohstoffe wie Stahl, Aluminium, Kupfer und Edelmetalle wieder gewonnen werden. Erika, wie gehst du mit deinen Elektrogeräten um?
Erika: Ich versuche seit Jahren, alles so lange wie möglich zu behalten und nicht einfach zu ersetzen, weil es Neueres, «Geileres», Schnelleres gäbe. So wäre meine elektrische Zahnbürste schon seit einiger Zeit überfällig. Als erstes klebte ich mal einen Scotch-Streifen rum, damit sie wieder funktioniert. Doch ich muss sie immer häufiger aufladen. Solange ich sie nicht täglich laden muss, behalte ich sie. Dann hatte ich noch ein uraltes Bügeleisen. Bis der Nachbar sah, wie beschädigt das Elektrokabel war und er mir riet, dieses so schnell wie möglich zu entsorgen, bevor es mich nicht mehr gäbe… Du siehst, ich versuche möglichst wenige Elektrogeräte zu haben und zu diesen Sorge zu tragen.
Andrea: Stimmt. Neu heisst nicht immer besser. Ich prüfe, ob ein Gerät wirklich unbrauchbar ist, bevor ich es weggebe. Aus finanziellen und ökologischen Gründen, lasse ich meine Geräte, wann immer möglich, reparieren. Das Schöne ist, wenn ich als Konsumentin ein Elektronikgerät richtig entsorge, ist es alles andere als wertlos.
Die Stiftung Entsorgung Schweiz (SENS) sorgt mit ihrem geschlossenen Stoffkreislauf dafür, dass die noch brauchbaren Materialien in Elektrogeräten nicht als wertlos abgeschrieben und entsorgt werden. Hat sich deine Meinung über Recycling nun nach unserem Besuch verändert?
Erika: Ich wusste zuvor nicht, wie Recycling von Eisen und anderen Metallen vor sich geht; im Besonderen auch nicht, dass es hier einen geschlossenen Kreislauf gibt von sinnvoller Wiederverwertung und Neuerstellung aus dem Alten. Dennoch ist für mich klar – diese Berge von Autos, Waschmaschinen, Kühlschränken vor Augen –, dass wir eine Wegwerfgesellschaft sind. Da versuche ich möglichst oft nicht mitzumachen.