Ein besonderes Erlebnis, eine unerwartete Begegnung, ein Thema, das dich einfach nicht mehr los lässt, oder eine Meinung, die einfach Gehör finden sollten: In der Gedanken-Schatulle suchen wir genau solche Geschichten. Vom strukturierten Aufsatz über ein informelles Gedicht bis hin zu notierten Stichworten, alles ist willkommen.
Wir freuen uns auf Texte im Umfang von höchstens 3000 Zeichen. Vergiss nicht, dem Text einen Titel zu geben. Ein zum Text passendes Foto macht dein «Schreibpaket» komplett. Es darf losgehen!
Text (mit Angabe deines Alters) und Foto an gedanken-schatulle@generationentandem.ch
Text und Bild: Gaby Jordi (70)
Telefon mit Folge
Es gäret immer no i ihren inne! Si chas nid gloube, dass me wägere Hotelbuechigsabsaag im Zäntrum vor Schwyz sech so chautschnäuzig mues la d Chappe schroote. Derby hätt sie sech so gfröit uf di drei Tag Tapetewächsu i däm Hotel ir Innerschwyz zäme mit Fründe us dere Gägend. Aber äbe, ds Hochwasser isch du derzwüsche cho. Auso het me e Tag vor der Aareis probiert, dä Ufenthalt wäg dere ussergwöhnleche Situation z verschiebe. Aber oha lätz – dä Versuech geit hingeruse! Mir syge mit üsere Absaag zäh Tag z spät, was o der Aarüefere klar isch. «Sie machi schliesslech kener Schönwätter-Buechige», tönt d Hotelchefin schnouzig usem Hörer. Trotzdäm hätt si, d Chundin, uf es Müü meh chundefründlechers Entgägecho ghoffet. Aber nüüt da, d Madame isch bi ihrer Aasicht bblibe u het d Aarüefere la abblitze mit ihrem Aalige.
Di mitbetroffene Fründe hei ihrersyts per Mail no einisch versuecht, d Chundefründlechkeit i dere ussergwöhnleche Unwättersituation bir erboste Chefin i Vordergrund z rücke. Mit em Resultat, dass sie ihrne Fründe aaglütet het. Disi sy scho mänggisch Gescht gsy im Restaurant vom Hotel. D Stornierig vor Hotelzimmerbuechig steit plötzlech im Trochene. Ds Tupee am Schluss vor Gschicht: D Hotelchefin het sech no als Kriminalistin versuecht: Sie het nüüt angers z tüe gha, als sech ufem naheglägne Campingplatz vor abkanzlete Chundin nach em Ärnscht vor Hochwassersituation i dere ihrer Wohnregion z erchundige. U plapperet das o no früschfröhlech ihrne Fründe us. Jä nu, wes zur Stornierig bytreit het, umso besser. Aber di nöji Chundin isch ändgültig verlore. Si wird e Boge mache um das Hotel. E chly meh Chundefründlechkeit isch zuemutbar – o ir Innerschwyz.
Zum Schwerpunkt: «Vorgestern und übermorgen»
Ganz früher und in ferner Zukunft
Text und Bild: Jürg Krebs (75)
Ganz früher glaubten die Menschen noch an Geistwesen wie mich. Heute hat keiner mehr eine Ahnung von uns. Ich bin trotzdem immer noch die leichte, luftige Seite der Lebensenergie und nenne mich darum Luftgeist oder Lebensatem.
Ich spiele gerne mit den Vögeln Theater, denn die Luft ist ihr Revier. Sie freuen sich über meine Ideen, die ich ihnen einflüstere. Letzthin sagte ich zu einem Schwarm Schwalben: «Liebe Luftibusse, fliegt bitte heute den zwei Tennis-Stars, die jetzt in London spielen, ganz eng um die Ohren. Passt aber auf, dass sie euch mit ihren Schlägern nicht erwischen.» Sie erfüllten meinen Wunsch sofort und konnten nicht aufhören damit, bis das Spiel um Ansehen und Geld abgebrochen wurde. Als Schlussbild flogen meine Lieblinge in Pfeilformation über die Tribünen und pfiffen so laut sie konnten. Das Publikum hatte so ein neues Spiel kennen gelernt und begeistert applaudiert. Vielleicht werden diese Menschen künftig besser auf lebendige Wunder achten.
Ich bin aber auch ernst unterwegs. Wenn zum Beispiel die Gedanken von Kindern und Jugendlichen unkontrollierbar herumflitzen, lenke ich ihr Denken und ihren Atem in einen ruhigen Rhythmus um, was zugleich ihr Herz und ihre Gefühle besänftigt. Werden die Menschen in ferner Zukunft erkennen, dass ihre Konsumwut sie nicht glücklich macht? Werden sie sich dann wieder an uns lustigen, liebevollen und weisen Geistern erfreuen?
Zum Schwerpunkt: «Wasser»
Als Wölkchen entschweben
Text und Bild: Jürg Krebs (75)
Wasser ist ein wunderbares Element. Es spendet Leben. Leider setzt es ihm manchmal auch ein vorzeitiges Ende. «Häbet Sorg»!
Timo, mein Freund, du warst erst vor zwanzig Jährchen aus dem Fruchtwasser geflutscht, und wurdest zum besten Eiskletterer. Bei einer Erstbesteigung riss dich eine Lawine mit sich. Dein Vater fand dich als eisigen Engel. Ich weinte.
André, mein alter Weggefährte und guter Schwimmer. Ein Wirbel im Fluss verschluckte dich erbarmungslos. Du lachtest so gerne. Vielleicht lachst du in anderen Sphären weiter? Dann lache ich mit!
Ich, als Schwimmer, Fischer, Ruderer, Segler war immer ein Freund des Wassers. Gemütlich paddelte ich in meinem Kajak über den See. Plötzlich raste ein führerloses Motorboot von rechts direkt auf mich zu. Adrenalin pur! Drei kräftige Paddelschläge katapultierten mich rückwärts ins Leben. Eine Sekunde zu spät und ich wäre mit dem Seewasser eins geworden. Freudentränen kullerten über meine Wangen.
Dereinst werde ich dem Feuer als Wölkchen entschweben.
Aber jetzt sind mir noch ein paar Tage gegeben.
Welch ein Glück!
Zum Schwerpunkt: «Wasser»
Text: Andreas Steinmann (77); Bild: Jürg Krebs (75)
Erlebtes aus der Jugendzeit
Von 1957 bis 1959 hatte ich einen Wochenplatz bei der Schadau-Fähre in Thun. Es gab damals sogar noch zwei Fähren, die sich gegenseitig Konkurrenz machten. Es wurden Boote vermietet und für 20 Rappen das Publikum auf die andere Seite gerudert.
An einem Sonntag gibt es bei einer Fähre mit Bootsvermietung und Tankstelle für Motorboote natürlich immer viel mehr zu tun als unter der Woche. Oft weiss ich nicht mehr, wo mir der Kopf steht: Boote zur Vermietung bereitstellen, Zeit und Datum der Vermietung in ein Heft eintragen, nebenbei noch das Geld einziehen, das eine solche Bootsfahrt kostet. Dazu gibt es noch die Tankstelle für Motorboote zu bedienen und Kundschaft will auf die andere Aareseite gerudert werden. Dabei stehen bei der Bootsvermietung die Leute schon ungeduldig Schlange. Ein Ruderboot bereit zu machen, heisst, ich muss reinspringen, die Boje hinten am Boot lösen und den Leuten beim Einsteigen helfen.
Viele sind es sich nicht gewohnt, so ohne Weiteres in diese wackelige Angelegenheit zu hüpfen, benehmen sich so unbeholfen, dass ich automatisch an die Zeit erinnert werde, als ich bei meinem allerersten Wochenplatz-Einsatz gleich sechs Boote hintereinander bei strömendem Regen auspumpen musste und keine Ahnung hatte, wie das nun gehen sollte.
Sind das Boot und seine Insassen endlich bereit zum Ablegen, stosse ich den Kahn mit Hilfe eines so genannten Stachels vom Ufer weg in die Aare. Ein Stachel besteht aus einem langen Holzstiel mit einem Hacken vorne, dass ich die Boote, die von ihrem Ausflug zurückkommen, anpacken und ans Ufer ziehen kann. Böötlimieter sind häufig Anfänger, denen ich natürlich behilflich bin. Und jetzt passiert es mir als «abgebrühtem Profi» eben mehr als einmal, dass ich in der Hitze des Gefechts beim Abstossen des Schifflis das Gleichgewicht verliere und samt den Sonntagskleidern im Wasser lande. Sehr zum Leidwesen meiner lieben Mutter. Der Chef meint jeweils nur trocken: «Das ghört derzue, dass me es paar Mal samt de Chleider i ds Wasser gheit. Du bisch ersch e richtige Fährimaa, wett d Strättlige-Touffi hinger dir hesch!» Die Aare, besonders natürlich die bei der Schadau, zählt noch heute zu meinen Lieblingsgewässern.
Heute ist leider nicht mehr viel von dieser lebendigen Zeit übriggeblieben. Die Fähre wird, wenn überhaupt, nur noch sehr sporadisch bedient. Boote werden schon lange keine mehr vermietet. Es wird zwar daran gedacht, eine Kettenfähre zu installieren, welche die Passagiere vollautomatisch vom einen zum andern Seeufer übersetzen würde. Das ganze Schadaugebiet soll ja laufend aufgewertet werden, da würde eine solche Fähre doch sehr gut ins Konzept passen.
Text und Bild: Paul Durrer (73)
Ungleiche Solidarität
Die Wellenbewegung in der Corona-Pandemie will nicht abflachen. Schon ist die vierte in aller Munde. Nach der ersten dachten wir, das Wesentliche gelernt zu haben: Soziale Kontakte reduzieren, Masken tragen, Abstand halten, Hände waschen. Dann bröckelte die Solidarität und mit dem Übermut kamen weitere Wellen. Ein Rettungsring wurde uns zugeworfen: Wir können oder, genauer gesagt, wir könnten uns mit einer Impfung gegen Corona zertifizieren. Zu viele in unserer Gesellschaft wollen nichts davon wissen und dennoch auf nichts verzichten.
Die vergangenen Wochen haben uns noch eine andere «Pandemie» in Erinnerung gerufen. Die Klimasituation mit ihren zunehmend trägen Grosswetterlagen trifft Deutschland mit katastrophalen Unwettern, fordert zahlreiche Opfer und riesige Schäden. Viele Betroffene stehen vor dem Nichts. Da erscheint die hiesige Hochwassersituation geradezu harmlos.
Sowohl von der Corona- als auch von der aktuellen Klimasituation liessen sich Politik und Gesellschaft überraschen. Obwohl sich solch einschneidende Ereignisse nicht zum ersten Mal ereigneten. Auffallend ist, dass wir die sich gegenwärtig konkurrierenden «Pandemien» ganz unterschiedlich bekämpfen: Gegen die Unwetterschäden wird rasch und entschlossen vorgegangen. Die zivilgesellschaftliche Solidarität ist gross. Entstandene Schäden sollen rasch behoben, weitere drohende Schäden vermieden werden. Weshalb hat ein erheblicher Teil unserer Gesellschaft nach über einem Jahr immer noch nicht erkannt, dass die Corona-Pandemie nicht mit Demonstrationen gegen Freiheitsberaubung, sondern auch nur mit entschlossenem und solidarischem Handeln bekämpft werden kann?
Zum Schwerpunkt: «Vorgestern und übermorgen»
Text und Bild: Jürg Krebs (76)
Von UHR-Zeiten bis ÜBERmorgen
Mein Grossvater hatte in seinem Gilet-Täschli eine Taschenuhr, auf deren Zifferblatt auch die Minuten mit schönen Zahlen von 1 bis 60 angegeben waren. Für seine Liebsten entblösste er gar den Rücken seiner «ETERNA MAGICA», damit wir all ihre hübschen Zahnrädchen und die Unruhe (!) bewundern konnten.
Meine Eltern trugen eine «Handschelle der Zeit», auch Armbanduhr genannt. Jahrelang mussten sie diese täglich «aufziehen» – hier nicht im Sinne von «necken», «foppen»! Dann kamen die automatischen Uhren auf, welche die Armbewegungen der TrägerInnen nutzten, um Energie zu tanken. Bei Bewegungsmuffeln versagten die Automaten ihren Dienst. Die Batterie-Uhren erlösten sie.
Mich stresste, dass ich meine Handschelle zu oft ins Gesichtsfeld bekam. Sie raunte mir ständig zu: «Beeile dich!» Ich trug darum fortan Grossvaters ETERNA. Heute begleitet mich eine leichte, schöne Taschenuhr.
Die Uhr der heutigen Generation ist ein rechteckiges Kästchen. Man trägt es in einer Hand. Braucht man für etwas beide Hände, schiebt man das Kästchen in die Gesässtasche. Dort be-sitzt man es in doppeltem Sinne – was es mit einem hässlichen Knirschen des Glases beantwortet.
In Zukunft werden sich SchülerInnen und ArbeitnehmerInnen gemeinsam gegen den körperlich und seelisch krankmachenden Zeitdruck wehren.
Zum Schwerpunkt: «Vorgestern und übermorgen»
Text und Bild: Monika Küng (73)
Heute und gestern – ähnelt sich unser Verhalten?
Was mir seit einiger Zeit auffällt und immer wieder begegnet – ältere Menschen machen sich klein und sabotieren damit sich selber. Ich höre sie sagen: «Och, das habe ich schon wieder vergessen, Alzheimer lässt grüssen!» Oder: «Teller fallen gelassen: Ich bin doch wirklich zu blöd, einen Teller abtrocknen zu können!» Auch interessant, auf eine vergessene Nachricht zu antworten: «Das kann wieder nur mir passieren! Datum verwechselt. Jetzt ist es aber wirklich nicht mehr gut mit mir.»
Hätten wir genau diese Aussagen nicht auch in jungen Jahren machen können? Passend zum Motto: Vorgestern wie Jetzt! Dann würden wir einfach im Alter nur Gesagtes von früher wiederholen. Oder fangen wir erst im Alter an, etwas zu sagen, was wir als junge Menschen nicht, oder nur selten getan hätten? Es ist aufschlussreich, solchen Eigenanschuldigungen einmal bewusst nachzuspüren, was für ein Gefühl das uns gibt.
Sich kleinmachen mit Eigensabotage, schadet uns und ist für unsere Mitmenschen, die sich das Gejammer anhören müssen, völlig uninteressant. Unser negatives Verhalten immer wieder zu verbessern ist wie: Auf-dem-Weg-Sein. So wie das Leben auch immerwährend weitergeht, sich nicht wiederholt und zu dem Positiven ausgerichtet sein sollte.
Zum Schwerpunkt: «Wasser»
Text und Bild: Monika Küng (73)
Wasserkreislauf
Wasser steigt als Wasserdampf in die Atmosphäre, bis in die Ionosphäre unserer Erde. Es kann sich dort reinigen und erneuern. In den Wolken wird das Wasser eine Zeitlang über die Lande getragen, bis es dann irgendwo aus himmlischer Höhe herabregnet, um wieder durch die Landschaft in Richtung Meer zu fliessen. Demzufolge ist es Teil der Leichtigkeit des Himmels und der Schwere der Erde.
Wasser erfährt veränderte Zustände: Es kann fliessen, stagnieren, verschmutzen, gefrieren, verdunsten, sich reinigen und wieder fliessen. Nicht jeder Wassertropfen schafft es im ewigen Kreislauf bis ins Meer. Manchmal landet er auf einer Pflanze und wird bereits von dort wieder in die Wolken hinaufgesogen. So entstehen längere und kürzere Wasserläufe, aber immer ist es ein ständiges Hinauf und Hinunter. Es zeigt uns den Kreislauf und die Lebendigkeit, die Erde zeigt die Beweglichkeit in der Stabilität. Wasser ist weich, seine Stärke liegt in der Zeit.
Während das Wasser in den grossen Sammelbecken auf den nächsten Kreislauf wartet, verharrt es nicht still. Stets ist es von unsichtbarer Hand bewegt, prallt bei Flut gegen die Küste, zieht sich wieder zurück; in seiner Tiefe fliessen gewaltige Ströme, die für uns meist unsichtbar bleiben. Es lässt sich sanft vom Wind bewegen und es fliesst den Weg, welcher ihm von der Umgebung gegeben ist. Doch es kann nie aus seinem Kreislauf fallen. Man stelle sich vor, wir trinken dasselbe Wasser, wie schon die Dinosaurier und Steinzeitmenschen es taten!
Wasser als Spiegel unserer selbst
Wasser ist der einzige Spiegel, den uns die Natur schenkte, damit wir uns erkennen können. Auch der Mensch erlebt in seiner Seelenentwicklung verschiedene Zustände; vom Lebensfluss zur Stagnation oder sogar zu einem gefrorenen Seelenzustand ist alles möglich. Vom tiefsten Punkt der Materie kann der Mensch in eine leichtere Form aufsteigen, zu den luftigen Höhen der Erkenntnisse, der Liebe und der Reinigung, Wasser als Symbol unserer Spiritualität. Auch der Regenbogen zeigt es uns: Um zu entstehen braucht er Wasser und Licht. Betrachtet in der Entwicklung, braucht es uns als Mensch und Licht, dadurch wird die wunderbare, vielfarbige Entwicklung sichtbar. So wie es Wassertropfen gibt, die mal einen kürzeren Weg nehmen, wissen auch wir um kürzere Leben. Und nicht immer können wir frei wählen, wohin wir uns entwickeln möchten, sondern müssen uns der Umgebung anpassen.
Ich wünsche: Erkenntnis-Spass!
Zum Schwerpunkt: «Vorgestern und übermorgen»
Text und Bild: Jürg Krebs (76)
Abenteuer mit Flugzeug
von vorgestern
Mit meinem klapprigen Aufklärungsflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg habe ich den Mont Blanc umrundet und fliege jetzt das Wallis hinauf. Das Wetter ist gut, am Südhang hat es Thermik, also steigende Luft, die mir unter die Flügel greift. Nach Montana schaue ich mich um, ob noch andere Flugzeuge die Absicht haben könnten, über den 2314 Meter hohen Gemmipass zu fliegen. Weit und breit kein Flugobjekt. Vor mir bei Leuk die riesigen, weissen Parabolantennen, die Signale von vielen Satelliten empfangen. Auf gut 2800 Metern über Meer drehe ich nach links ins Tal Richtung Leukerbad ein. Plötzlich höre ich ein Brausen unter mir und schon steigt ein Tiger der Luftwaffe vor mir senkrecht in die Höhe. Kurz darauf ein zweiter und ein dritter Kampfjet. Sie waren mit grosser Geschwindigkeit unter mir hindurch geflogen und steuern jetzt die Gemmi an. Ich spüre die Luftwirbel, die sie verursachen. Ich muss grinsen. Die wollten mir sicher einen Streich spielen und mich überraschen. Das ist ihnen gelungen. Dann überlege ich aber: Hält die Luftwaffe hier eine Übung ab und ich habe nicht gelesen, dass diese Region heute gesperrt ist? Wollten sie mir das signalisieren? Ich habe kein Funkgerät an Bord, kann also nicht nachfragen. Soll ich sofort eine enge Kurve fliegen, zurück ins Wallis und über einen anderen Pass ins Bernbiet? Der Horizont der Gemmi ist sehr eng. Was, wenn sie plötzlich von der anderen Seite gegen mich fliegen? Würden sie mich rechtzeitig sehen? Mein Puls geht schneller. Ich entscheide mich, über Albinen noch Höhe zu gewinnen, um einerseits einen besseren Überblick zu erhalten und andererseits genug Spielraum für die S-Kurve zu haben, die ich über dem Pass fliegen muss. Diese S-Kurve würde mir erlauben, sofort zu wenden, wenn über dem Daubensee ein starker Abwind bliese oder Militär sichtbar wäre. Zweiter Anlauf. Ich bin wieder ruhig und fühle mich sicher. Über dem Pass spüre ich die übliche Turbulenz und einen leichten Fallwind, der aber bei meiner relativ grossen Höhe kein Problem ist. Richtung Norden schwebt hoch ein Heissluftballon. Ob die Militärpiloten auch ihn mit einem Besuch beehrt haben? Jedenfalls sehe ich Kondensstreifen von Kurvenflügen. Nach der Landung in Reichenbach studiere ich nochmals gründlich die aktuellen, militärischen Sperrgebiete. Es gibt heute nur eines in der Innerschweiz. Also war es doch ein Scherz dieser Kerle gewesen. Jedem Tierchen sein Pläsierchen!
Zum Schwerpunkt: «Vorgestern und übermorgen»
Text und Bild: Andreas Steinmann (77)
Das Foto zeigt den Schreibenden 1969 als Schriftsetzer in einer Druckerei in Bergen, Norwegen. Ich arbeitete in der «Magasin Avdelingen» und setzte vor allem Inserate. Auf dem sogenannten «Setzschiff» liegt ein Inserat,
das ich noch fertigstellen muss.
Schriftsetzer, auch «Jünger
Gutenbergs» geheissen
Johann Gensfleisch zum Gutenberg aus Mainz begründete um das Jahr 1440 die Buchdruckerkunst. Er erfand ein Handgiessinstrument und so konnten erstmals Buchstaben in Blei gegossen werden. Eine weitere bahnbrechende Erfindung von Gutenberg war eine Druckerpresse. So wurde es möglich, Drucksachen in grossem Stil zu fertigen. Die 42-zeilige gedruckte Gutenberg-Bibel ist eines der Hauptwerke Gutenbergs. Und dank der Bibelübersetzung des Reformators Martin Luther konnten plötzlich alle die Bibel lesen. Vor Johann Gutenberg schrieben vor allem Mönche alle Texte mühsam von Hand. Gutenbergs Erfindung blieb sich trotz aller Entwicklung bis in die Neuzeit eigentlich ähnlich: Der Handsetzer stellte den Text zusammen; das Herstellen der Bilder erledigte der Lithograf. Im sogenannten «Werksatz» erfasste der Maschinensetzer grosse Textmengen.
Winkelhaken, Typometer und Pinzette
Das Typometer ist eine Art Lineal, aber anstatt in Zentimetern und Millimetern ist das Typometer in Cicero und Punkte eingeteilt. Die Pinzette dient zum Ausbinden einer fertigen Arbeit. 1 Punkt = 0,376 mm, 1 Cicero = 12 Punkte oder 4,51 mm. Das Typometer ist 798 Punkte oder 6611/2 Cicero lang. Ein Schriftsetzer rechnet also mit Punkt und Cicero anstatt mit Millimetern und Zentimetern. Winkelhaken, Setzlinien, Setzkasten, Bleibuchstaben, Ausschluss, Ausheben, Ausbindschnur, Ausbinden, Setzregal, Porte-page, Satz (Maschinensatz, Handsatz, Werksatz), Setzschiff sind nur einige Fachausdrücke aus dem Buchdruckergewerbe, wie sie vor dem Aufkommen von Film- und Fotosatz, von Mac und Personal Computer gebraucht wurden. Schriftsetzerinnen gab es übrigens damals noch keine. Der Schriftsetzer gestaltetete Drucksachen aller Art vom Buch über Kleindrucksachen bis hin zu anspruchsvollem Tabellensatz.
Mit Bleibuchstaben um Bleibuchstaben zum fertigen Text
«Ich stehe, mit dem Winkelhaken in der linken Hand, vor einem imaginären Setzkasten und ‹setze» einen Text fürs ‹UND›. In einem Setzkasten ist alles enthalten, was es für das Erstellen eines Textes braucht: unter anderem das Alphabet mit allen Grossbuchstaben im oberen Teil des Setzkastens und den Kleinbuchstaben, gut verteilt, in der Mitte. Im sogenannten Winkelhaken setze ich nun mit Hilfe einer ‹Setzlinie› Buchstaben um Buchstaben, Zeile um Zeile und hebe dann den fertigen Satz auf ein Setzschiff aus. Die ‹Ausbindschnur› dient mir mit Hilfe eines ‹Vor- und Unterschlags› dazu, den fertigen Satz sorgfältig ‹auszubinden›, damit ja keine Buchstaben umfallen. Die fertige Arbeit schiebe ich in die Abzugpresse, färbe alles schwarz ein und erstelle einen Abzug für den Korrektor. Den ‹Satz› schiebe ich anschliessend auf ein so genanntes ‹Porte-page›. Seite um Seite zum Beispiel eines dicken Buches werden so auf Porte-pages gelagert.»
Was früher ganze Räume mit grossen Regalen ausfüllte, hat in der Computer-Ära, in Form von Filmen, in einer Schublade Platz. Mit einem «Gott grüss die Kunst» begrüssten sich jahrhundertelang Schriftsetzer und Buchdrucker.
Zum Schwerpunkt: «Risiko»
Bald Wirtschaftskrise?
Text und Bild: Jürg Krebs (76)
Das Risiko, dass die Wirtschaft in eine Krise hineinschlittern wird, steigt. Mit möglichen Folgen wie: Arbeitslosigkeit, soziale Spannungen, Armut, Obdachlosigkeit, Lebensmittelknappheit.
Einzelne Risiken sind:
1. Die Energie wird Mangelware, zu wenig Erdgas aus Russland: Der Preis hat sich verdreifacht, der Strom aus Gaskraftwerken kann nicht sofort durch neue Energien ersetzt werden. Gas- und Strommangel behindern die ganze Wirtschaft und verteuern alles. (Konkret für mich: Ich werde frieren, wenn unsere Gasheizung ausfällt.
2. Missernten 2021 bei Kartoffeln, Früchten und Gemüsen können zu gravierenden Engpässen führen.
3. Viele Containerschiffe können nicht mehr rechtzeitig entladen werden, weil die Häfen veraltet sind. Lebensmittel verderben und die Produktionsfirmen erhalten die nötigen Stoffe und Teile nicht rechtzeitig.
4. Durch die Pandemie sind viele Wirtschaftszweige bereits geschwächt. Eine längerfristige Rettung durch Staatsmilliarden ist kaum möglich, denn die Staaten sind schon sehr hoch verschuldet.
5. Es besteht eine Immobilienblase: Die Gebäude sind viel zu hoch bewertet.
6. Die Aktienkurse haben schwindelerregende Höhen erreicht. Ein Absturz bei Aktien und Immobilien würde Unsummen vernichten. Nicht nur private Anleger, sondern auch die AHV, die Pensionskassen, die Krankenversicherer, die Banken und viele Firmen könnten zahlungsunfähig werden.
7. Die Nationalbanken sind von den Entwicklungen in der globalisierten Welt ebenso abhängig wie die ganze Wirtschaft. Sie haben nicht mehr die Macht, eine Geldentwertung abzuwenden.
8. Noch nie wurden weltweit so viele Waffen produziert und gekauft wie in den letzten Jahren. Das ist ein Zeichen der Unsicherheit. Der Kampf um Ressourcen könnte Kriege auslösen.
9. Die digitalisierte Welt funktioniert nur, wenn genug Strom vorhanden ist. Und das Internet ist immer mehr von hochqualifizierte Hackern gefährdet. 90 Prozent allen Geldes ist virtuell – also schnell zerstörbar.
10. Die Klimaveränderungen führen öfters zu verheerenden Schäden.
11. Die Pandemie schadet weiterhin. In Afrika sind erst 2 Prozent der Bewohner geimpft.
12. Der Goldpreis steigt stark, wie immer vor Krisen. Das Vertrauen in die Wirtschaft schwindet also.
Krisen gehören zur kapitalistischen Wirtschaft. Wie gross ist das Risiko, dass die nächste bald folgen wird?
Sollen wir vorher noch so viel wie möglich geniessen? Oder bereits lernen, bescheidener zu leben?
Weniger konsumieren und weniger Energie verschleudern würde die Natur entlasten
Mehr Demut
Es ist lange her, seit diese Collage entstanden ist. Ich liess mich damals von der Körperhaltung dieses Mannes beeindrucken. Für mich strahlt sie Demut aus. Sie steht im krassen Gegensatz zur «stramm militärischen Haltung» oder der Haltung des «starken Mannes» – obwohl deren Felle bereits den Bach runter rauschen…
Es war 1970 der Kniefall des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt, der sogenannte «Warschauer Kniefall», als er in Warschau unvermittelt auf die Knie sank bei einer Kranzniederlegung am Ehrenmal zum Gedenken an den Aufstand im Warschauer Ghetto. Eine Geste der Demut und des Respekts, als Bitte um Vergebung für die deutschen Verbrechen während des Zweiten Weltkrieges.
Wieder mehr Demut braucht die Welt! Weder Machtmissbrauch, narzisstische Überheblichkeit, Aggression noch kriegerische Handlungen lassen die feine, zerbrechliche Pflanze «Demut» gedeihen. Sie benötigt und schätzt eine zarte, empathische Pflege, angereichert mit viel Bescheidenheit.
In letzter Zeit fällt mir auf, dass PolitikerInnen dem Wort Demut wieder mehr Beachtung schenken. Sie nutzen «demütig sein» vermehrt in ihren Aussagen. Dies nehme ich mit Erstaunen und hoffnungsvoll zur Kenntnis, erschienen mir vergangene Auftritte auf der grossen politischen Bühne doch eher demutslos.
Mehr Mut und Wille zum Dienen kommt in unserer egoistisch-individualistisch geprägten Gesellschaft einem Quantensprung gleich. Die Hoffnung lebt.
Collage: «Ares, der letzte Krieger / Ares: Kriegsgott aus der griechischen Mythologie
Text und Bild: Jürg Krebs (76)
Bald 2022
Vom 21. auf den 22. Dezember 2021 ist es am längsten finster. Zeit für finstere Gedanken? Verbinden wir diese zumindest mit einem heiteren: Wünschen wir den Seelen der armen Covid-Opfer eine gute Rückkehr in den «Seelenpool» und danken ihnen für ihre Liebe, die sie im Erdenleben verströmten.
Nach dem Versorgen der Geschenke und dem Versenden von Grüssen und Dankesagen mittels Mails, SMS, Briefen und Telefonaten kommt schon der 1. Januar 2022. Wir wünschen einander Glück. Wirkliche Glücksmomente überraschen uns aber eher zufällig. Sie können schlecht geplant werden. Würden wir uns nicht besser andauernde Zufriedenheit wünschen?
Am Zweiundzwanzigsten Zweiten Zweitausend und Zweiundzwanzig (diese Zahl muss man sich auf der Zunge zerbrechen lassen!) werden viele heiraten und um 22 Uhr 22 auf ihr Glück anstossen. Hoffentlich werden sie zufrieden sein und bleiben miteinander.
Wir werden uns daran gewöhnen, so viele Male eine «Zwei» zu schreiben und uns dabei gelegentlich ein «Zweierli» zu gönnen. Oder zur Abwechslung auch Zwillinge hüten. Oder die Schatulle an einem geheimen Ort vergraben und zwei unterschiedliche Pläne für Schatzsuchende zeichnen.
Optimisten denken, dass im Jahre 2222 alles viel besser sein wird. Wenigstens wärmer sollte es bis dann schon sein. Die Nordeuropäer werden nicht mehr in den Süden pilgern müssen. Sie werden im Sommerhalbjahr ihre Gelati und Pizzen leicht bekleidet am Bodensee, im touristischen Amsterdam oder am Nordkap geniessen können. Eingesprüht mit Schutzfaktor-2222-Sprays natürlich.
Pessimisten denken eher, dass bis dann nicht nur die chinesischen Kampf-Viren, sondern die Chinesen selbst die Welt dominieren werden. Mit ihrer gekoppelten Totalüberwachung anstelle der brutal digitalen Unterhaltungsindustrie der USA.
Bleiben wir realistisch: Die Zukunft wird sicher anders sein. Aber es wird sie geben. Immerhin.
Für 2022 wünsche ich Ihnen, liebe LeserInnen:
Andauernde Zufriedenheit und viele schöne Erlebnisse!
Text und Bild: Monika Küng (73)
Eigenliebe – ein Prozess
der Ganzwerdung
Sich selbst zu lieben, bedeutet: Auf seinen Körper zu achten, sich zu pflegen und gesund zu ernähren. Sich selbst zu lieben, bedeutet auch: Offen zu sein für seine Mitmenschen und Wahrhaftigkeit anzustreben. Es bedeutet aber auch, männliche und weibliche Anteile in uns zum Klingen zu bringen, wahre Gefühle in Harmonie zu leben und den Tanz auf der Bühne des Lebens zu wagen. Eigenliebe kann kultiviert werden und hilft mir, mich als Ganzes zu erfahren. Es ist ein Prozess der Ganzwerdung. Ich kann auch mal leidend sein; aber mich selbst zu lieben und anzunehmen, hilft mir dabei, in Nächstenliebe auf meine Mitmenschen zuzugehen. Nur wer sich selbst lieben kann, kann auch seine Mitmenschen lieben. Liebe, die aus wahrer Liebe zu unserem Gegenüber entsteht und nicht aus anerzogenem Verhalten oder aus einem konstruierten Schuldbewusstsein. Ich kann nur Nächstenliebe praktizieren und teilen, wenn ich genug davon habe. Nächstenliebe ist sozusagen ein Nebeneffekt, eine normale Folge meines Bewusstseins der Eigenliebe. Ich achte und respektiere die Bedürfnisse meines Gegenübers und gleichzeitig auch meine eigenen. So werden wiederum Eigenliebe und Nächstenliebe ein Ganzes.
Weihnachten – wie im Innen so auch im Aussen!
Wie im Kleinen so auch im Grossen! (Trismegistos, der Weise).
Erinnere dich an ein Herzensprojekt. Bring es in die Welt, teile es und lasse dein Herz, dein Licht erblühen. Teile dich mit deinen Mitmenschen. So kann wiederum ein Ganzes entstehen, ein Wir, das wir im Hier und Jetzt so dringend brauchen. Weihnachten ist sowohl ein Fest im Aussen als auch im Innen. Du bist Weihnachten, der Schenkende und die Beschenkte gleichzeitig. Das Licht in der Dunkelheit, das Jesuskind in der Nacht.
Liebe macht glücklich und vermehrt sich beim Teilen – Schokolade leider nicht.
Durch Liebe entsteht Urvertrauen, Herzöffnung, die nicht verletzt werden kann und Verbundenheit zum Gegenüber: Zu Menschen, Tieren, Pflanzen, Materie, zu Ideen und Werten!
Bild und Text: Marian Schneider (71)
Mit 70 eine Webseite gestalten
Es hat mit der Pandemiesituation zu tun. Auch mein Leben wurde von einem Tag auf den anderen stiller und die Kontakte zu lieben Menschen gestalteten sich sehr eingeschränkt. So sass ich tagelang in meinem Arbeitszimmer am Werken und Gestalten, gab mich dem kreativen Flow hin und nahm damit einen «alten» Faden wieder auf. Weil mir aber auch hier der Austausch mit Freunden und Bekannten fehlte, kam mir die Idee, eine eigene Webseite mit Blog als Fenster zur Aussenwelt zu gestalten. Ich wollte einfach ein Fotobuch nach alter Manier herstellen. Wie naiv, aber wie gut, dass ich im Vorfeld nicht ahnte, was da auf mich zukommt: Ein mühsamer Weg mit Versuch und hundert Mal Irrtum. Unter den vielen Anleitungen auf Youtube entschied ich mich für «Webseite-leicht-gemacht» von Samira. Ihre frische Art und die einladende Stimme gefielen mir, und so liess ich mich von der jungen Frau virtuell an die Hand nehmen. https://www.youtube.com/watch?v=k59jF8qUQFA
Der Name «Kunstspielen» fiel mir rasch zu, das Webhosting war auch schnell gebucht: Die ersten Erfolge bei der Gestaltung stellten sich rasch ein. Ich wusste nun, was ein «Theme» ist oder ein «Plugin», war mächtig stolz und ging Schritt für Schritt weiter anhand des Tutorials von Samira.
Aber bald fühlte sich die Arbeit an, wie das Umherirren in einem verzwickten Labyrinth. Und zu meinem Schrecken standen an jeder Ecke auch immer wieder Ungeheuer in Form von interaktiven Begriffen und Zeichen, die ich nicht anzuklicken wagte: «Costumizer» mit «Top Bar», «Header» und «Footer». Ich kämpfte mich durch «Marging», «Padding» und vieles mehr. Seiten stürzten ab, meine Nerven wurden arg strapaziert. Wenn ich nicht mehr weiterkam, schrieb ich Samira eine Mail mit meinen Fragen, die sie kompetent und aufmunternd beantwortete, so dass ich mich wieder an die nächsten Schritte wagte. Obwohl wir uns nicht kennen, entstand eine Verbindung über die Generationen hinweg. Ich gewann Vertrauen in gewonnene Kompetenzen und Mut für das Weitergestalten.
Text: Erika Kestenholz (74),
Bild: Walter Winkler (82)
Licht/Finsternis,
ein ungleiches Paar
Da sind die Gegensatzpaare wie breit/schmal, warm/kalt, schnell/langsam, klein/gross. Vielleicht ziehen wir je nach Situation das eine dem anderen vor, aber sie sind eigentlich gleichwertig. Bei manchen Gegensatzpaaren bleiben wir gefühlsmässig nicht ganz neutral, so wie bei
gesund/krank, verkrampft/locker, würzig/fad.
Und wie halten wir es mit lichtvoll/finster, hell/dunkel? Meiner Meinung nach sind diese Eigenschaften nicht gleichwertig. In einem Büchlein schildert Thorwald Dethlefsen folgendes Bild: Es ist Nacht. In einer abgelegenen Gegend steht ein Haus in einer völlig finsteren Umgebung. Fenster und Türen sind geschlossen. Im Inneren des Hauses brennt Licht. Sobald eine kleine Ritze geöffnet wird, dringt Licht nach draussen und erhellt die Umgebung. Am Tag ist es im verschlossenen Haus finster. Sobald ein Fenster geöffnet wird, dringt das Licht herein. Also ist die Finsternis nur die Abwesenheit von Licht und entsteht durch Abschottung gegenüber dem Licht. Finsternis hat keine eigene Kraft und zieht gegenüber dem Licht den Kürzeren. Nun könnte jemand einwenden, dass im Weltraum die Finsternis vorherrsche. Ja, aber das Licht ist allgegenwärtig und sobald es auf einen Gegenstand trifft, wird es sichtbar.
Ich war einst in einer Höhle und konnte die absolute Dunkelheit und Stille mindestens eine Viertelstunde lang durchaus geniessen. Danach war ich aber froh, dass ich den Ausgang ohne Schwierigkeiten wieder fand.
Vielleicht gibt es noch andere solche Gegensatzpaare. Vielleicht Angst und Liebe? In der Angst ziehen wir uns zurück und schotten uns misstrauisch ab. In der Liebe herrscht Vertrauen und sie verströmt sich ohne Kleinkrämerei.
Text: Andreas Steinmann (77)
Bild: Gaby Jordi (71)
Mir Thuner oder:
Der Früelig chunt bestimmt
Mir Thuner. Mir Thuner? Mir Thuner. Mir Thuner!
Mir Thuner sy guet, mir Thuner sy guet, mir Thuner sy guet,
sy gäng no gueti Thuner, sy Gott sei Dank gäng no gueti Thuner!
Üsi Tröim. Üsi Tröim? Üsi Tröim. Üsi Tröim!
Mir tröime üsi Tröim, mir tröime üsi Tröim,
mir tröime üsi Tröim – nid nume!
Sy nid nume Tröimerinne, sy nid nume Tröimer –
aber Tröim darf me ha!
Nöi, Nöiaafang, Nöiwärde, gopfridstutz, Nöiwärde!
Putin, Pack, du geisch mir meh als nume ufe Sack,
packti mit Sack u Pack!
Mir Schwyzer! Üsi Banke, üses Konto, üses Öl,
üses Gas, üsi Neutralität?
Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.
Kling hinaus, bis an das Haus,
Wo die Blumen spriessen.
Wenn du eine Rose schaust
Sag ich lass sie grüssen.
Mir Thuner sy schlau, mir Thuner sy gäbig,
mir Thuner sy suber, da sy mir de suber, mir subere Thuner.
Mir Thuner sy gnau, mir Thuner hei Chraft, mir Thuner hei Muet,
mir Thuner sy wärchig, mir Thuner sy sänkrächt,
mir sänkrächte Thuner, mir poutzgrade Thuner.
Mir hei Charakter, mir sy gfragt, mir sy beliebt.
Mir heis verdienet, mir wärchige Thuner, mir chrampfige Thuner!
Fulehunghung! Fulehunghung! Fulehunghung!
Hoffnigslos? Hoffnigsschimmer. Hoffnigsvoll? Hoffnig…
Üse See, üsi Schadou, üses Schloss, üses Thun!
Üse Himu über üsem Thun.
Üsi Mönsche, üsi Fründe, üse Strandwäg, üses UND –
potz Donner: üses UND!
UND? Ufbräche, usbräche; jung, jung blybe; alt, alt wärde – jung blybe,
Ching blybe! Ching blybe!
Im Frühling summt der Wind,
Das weiss doch jedes Kind.
Das Gras wird grün,
Die Blumen bunt.
Und wenn dann noch das Bienchen brummt,
Dann wird die Welt ganz kunterbunt.
Trotz allem? Trotz allem!
Frei nach «Mir Schwyzer» vom Ärnscht Eggimaa,
Lehrer u Schriftsteller.
Di zwöi chlyne Gedicht sy vom Heinrich Heine
u vo der Monika Minder.
Text und Bild: Andreas Steinmann (77)
Die «excellence pearl»
Im Hintergrund das Schiffshebewerk
Strép-Thieu (Belgien)
Alli im glyche Boot
Bateau/être dans le même bateau
Mir sitzen alli im glyche Boot/sedere nella stessa barca/
estar en el mismo barco/we’re all in the same boat/
å vaere i samme båt…
Es gieb sicher no i vilne angerne Sprache das Sprichwort:
Mir sitzen alli im glyche Boot.
Wiso gits äch das Sprichwort i so vilne Sprache?
Vermuetlech wülls halt eifach stimmt!
Mir hocken alli im glyche Boot.
Mir sötten alli im glyche Boot hocke!
U doch o wider nid. Oder doch? Oder nid?
Für mi isch das Boot vilecht nid ds glyche wie für di?
Die einte sitze imene komfortable Boot, die angere…
U jede u jedi hocket i irem, i sym eigete Boot.
Ruedere sötte mer aber gmeinsam.
Nid der eint eso u die angeri eso u die angeri
oder der anger der anger Wäg!
Mys Boot isch voll – ds Boot isch platschvoll,
eke Platz meh im Boot!
Bootsflüchtlinge, refugiados del mar, boat people.
Di fingen ig uf Aahiib im leo-wörterbuech nume grad
uf Dütsch, Spanisch u Änglisch. Warum äch?
Bateau de guerre/nave de guerra/warship/Chriegsschiff.
Alli stö im leo-Wörterbuech! Fridensschiff, Fridensschiff
hani i kere vo dene Sprache gfunge.
Echly fridlecher, echly gäbiger! Mir wei ja nid grüble!
Wi gseit, es git äbe ganz viil verschideni Boot.
Grossi u chlyni, Ruederboot u Motorboot.
I de Motorboot muess me nümme ruedere,
emu we si eke Motorschade hei…
I welem sitzisch du?
Ig zum Byspiil sitze soumässig gärn imene
bateau de croisière fluviale, imene Flussschrüzfahrtschiff,
wo me d Wonig grad bi sech het u jede Tag öppis
angers gseht u erläbt, Flussschleife um Flussschleife,
Stadt um Stadt, Dorf um Dorf, Landschaft um Landschaft,
Chueherde um Chueherde, Schleuse um Schleuse.
Oder imene Husboot, ire péniche aménagée, woni sälber
der Kapitän cha spile: «Pass de uuf, dert vorne chunnt
grad e Schleuse! Gang lue füre, nid dass mir am
Schleusetor blybe bhange!» Oder eso!
Uf gar ke Fall wett ig imene bateau de guerre sitze
oder imene nave de guerra, wis uf Spanisch heisst.
Bateau/être dans le même bateau
Mir sitzen alli im glyche Boot/sedere nella stessa barca/
estar en el mismo barco/we’re all in the same boat/
å vaere i samme båt…
Mir sitzen alli im glyche Boot.
Text und Bild: Jürg Krebs (76)
Der Architekt Greenhorn
überwindet Barriere
Der Mister Greenhorn het es schlächts Gwüsse übercho, won er usgrächnet het, wie viil CO2 u Fynstoub dass er wird i d Luft useblase, wen er für sich sälber es Huus bout. Ir nächschte Nacht het er im ne Troum gseh, wie Boufirmene tuusigi Tonne Material vo Hüser, wo si abbroche oder renoviert hei, i Gruebe deponiert oder i Kehricht-Verbrönnigsaalage verfüüret hei. Chuum isch er erwachet gsi, het er ddänkt: Ig erforsche alli Müglechkeite, wi me us Altmaterial robuschti u schöni Hüser cha boue. Chuum bbruuchti Apparate vo Lüt, wo ständig ds Nöischte müesse ha, chönnt me günschtig chouffe. Holz, Metall u Beton wird hütt scho zum Teil recyclet, u o us alte Kunschtstoffe, Outopneu u Glas gits nöis Boumaterial. Mit mym Huus probieren ig z bewyse, dass me mit widerverwändbare Materialie günschtigi u umwältfrüntlechi Hüser cha boue, wo ersch no praktisch si u originell usgseh. Handwärch, Forschig u Kunscht chöi sich uf dä Wäg nöi verbinge u sinnvoll gstalte. Ig wirde also im dopplete Sinn zum Greenhorn: Erschtens, wüll ig grüen dänke, u zwöitens, wüll ig i mym Bruef no einisch Aafänger bi.
Im Internet het er scho bestehendi Recycling-Hüser gfunge u gstudiert. Das, won ihm gfalle het, u o alli technisch raffinierte Sache het er i eire Kolonne im Compi gsammlet u alli Fähler, wo angeri gmacht hei, ire zwöite Kolonne.
Der Architekt Greenhorn het je lenger je meh gmerkt, dass er Barriere mues überwinde, für zu sym Troumhuus z cho. Si Frou het gseit: «I wott de nid im ne Schäbi-Schigg-Huus wohne.» U der Bouverwalter vo der Gmeind het skeptisch gmeint: «Mit so nere Hütte chasch ir Schwyz nie alli Bouvorschifte yhalte.» Syni Kollege hei ne AAA touft – aber nid wäge AAA-Qualität, sondern hei dermit gmeint, är syg en Abfällige-Abfall-Architekt. Är het sech gseit, das syge alles Hinderwäldler, wo ds Nöie verurteile, dermit si nid öppe no müessi aafaa sälber dänke. Die Barriere het er scho us Erfahrig kennt. Trotzdäm het er ghoffet, Lüt z finge, wo d Sterchi vonere nöijie Idee erchenne u hälffe, Barriere z überwinde.
Mit Hilf vo Grüenliberale u nere Gruppe vo junge Architekte het er nid nume es genials Projekt erschaffe, sondern o d Medie un es renommierts Fachgremium dervo chönne überzüge, dass sys Projekt Zuekunft het.
PS. Mir Mönsche bestöh ja o us Molekül, wo scho i viilne angere Läbewäse gwürkt hei. Mir si also total recyclet!
Text: Matthias Grimm (56),
Bild: Rebekka Flotron (27)
Kürzlich in Thun
auf dem Zuhörbänkli
Kürzlich hatte ich in Thun unverhofft mehr Zeit als ich dachte und setzte mich aus Neugierde auf das gelbe Bänkli in der Bahnhofshalle. Kaum tippte ich eine E-Mail – man muss ja die Zeit ausnützen –, bekam ich Gesellschaft von einer jüngeren, warm eingepackten Frau. Ob ich denn für Franz Klopfenstein da zuhören würde und ob ich ihn denn kenne. Obwohl ich das erste Mal dort auf dem Zuhörbänkli sass, ergab sich sofort ein vertrautes Gespräch. Wir fanden heraus, dass wir sogar gemeinsame Bekannte im Seeland haben. Die geschenkte Zeit verflog im Nu, die Bänklinachbarn hörten wohl auch mit, und wir hatten allerlei zu lachen. Die junge Frau lässt jedenfalls auf diesem Weg den Franz grüssen. Sie meinte noch, es wäre doch toll, wenn noch mehr Leute einfach Zeit hätten einfach zuzuhören. Das stimmte mich nachdenklich. Denn Zeit hätten doch eigentlich viele Menschen.
Gestern, als wir mit unserem Sohn Tobias das verlängerte Wochenende abschlossen, erzählte ich beiläufig von meinem Treffen auf dem gelben Bänkli. Es stellte sich heraus, dass unser Sohn den Franz und das Bänkli schon von früher kannte, denn er produzierte einmal mit eben diesem Franz Klopfenstein ein Porträt für Radio Lifechannel.
Text und Bild: Rebekka Flotron (27)
Mit zwei roten Strichen
durch den Wald
Am stürmischen Ostersonntag wollen meine Schwester, meine Mutter, mein Stiefvater und ich auf einem Spaziergang im Wald der Bise etwas entkommen. Meine Schwester leidet an einer Cerebralparese mit unterschiedlichen körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen.
So spazieren wir also los, bergauf in Richtung Wald. Wir sind etwa auf halber Höhe, als ich es sehe: Nur noch vier von zehn Strichen sind auf dem Anzeigefeld am Rollstuhl zu sehen – die Batterie ist also bereits halb leer. Wir überlegen: «Sollen wir umkehren? » – «Nein, nein, das reicht schon noch», sind ich und meine Mutter überzeugt. Mein Stiefvater ist etwas skeptischer. Wir zotteln also weiter; immer wieder werfen wir ein besorgtes Auge auf die Steuerung mit den vier Strichen, denn es geht immer noch bergauf. Plötzlich sind es nur noch drei Striche. «Das reicht schon noch», behaupten wir wieder, «es geht ja bald wieder abwärts.» Aber es will und will nicht abwärts gehen…
Als nur noch zwei rote Striche aufleuchten – ein Zeichen, dass die Batterie wirklich fast leer ist –, legen wir eine Pause ein. «Damit sich die Batterie erholen kann», hoffen wir. Und tatsächlich, nach einer 10-minütigen Pause leuchten die zwei Striche wieder auf. Mit zwei roten und zwei orangen Strichen marschieren wir nun hoffnungsvoll weiter; aber der Abstieg will und will nicht kommen. Die Striche fallen jetzt schneller weg, und bald sind wir bei nur noch einem Strich… und dann beginnt dieser Strich auch noch zu blinken. Wir machen wieder eine Pause, es hat vorher schliesslich auch funktioniert. Wir probieren aber schon mal aus, wie es wäre, wenn wir den Rollstuhl stossen müssten. Es wäre kein leichtes Unterfangen auf dem unebenen Waldweg, aber wir entscheiden: Es würde gehen.
Wir schalten den Rollstuhl wieder ein: oh Wunder, zwei neue Striche. Wir gehen weiter, legen zwei weitere kleine Pausen ein und dann endlich: der Abstieg. Der scheint der Batterie zu gefallen. Meine Schwester betont: «Zu Hause müssen wir den Rollstuhl sofort laden.» – «Ja, ja zu Hause laden wir den Rollstuhl.» Wir kommen mit drei tapferen Strichen zu Hause an. Haben wir den Rollstuhl geladen? Nein, aber für meine Schwester gestaltete sich unser Spaziergang zu einem lustigen Abenteuer. Die Geschichte, wie wir fast im Wald stecken geblieben sind, erzählte sie am Montag beim Brunch voller Freude dem Rest unserer Familie – im Handrollstuhl, denn der Elektrorollstuhl hat nun definitiv keinen Strom mehr.
Text und Bild: Monika Küng (74)
Waren es die alten Ägypter…?
Das weiss ich nun nicht mit Sicherheit, ob sie es waren, oder ob dieses Wissen noch viel älter ist. Doch mit Sicherheit weiss ich, dass es noch bis in unsere heutige Zeit wirkungsvoll ist, wenn es denn beachtet würde…
Sie kannten die Gesetzmässigkeiten der 3-Prinzipien und nach denen konnten sie eine Landschaft erkennen, Disharmonien ausgleichen, Persönlichkeiten erkennen, Situationen definieren und Probleme in Richtung Harmonie lösen.
Das 1. Prinzip legt Wert auf eine hohe Werte-Ausrichtung. Es ist der Wille der durchgesetzt werden will, Entscheidungen und Entschlossenheit, Zielsicherheit und die nötige Kraft sie durch zu setzten. Natürlich auch Werte, die aus einer qualitätsbezogenen, dauerhaften und einem höher entwickelten Denken und Verhalten entspringen. Das 1.Prinzip ist die Geistebene der Ideen und des zielgerichteten Denkens.
Das 2. Prinzip legt Wert auf Intuition, Gefühle, Emotionen, inneres Wissen, Herzensoffenheit. Gegenüber dem 1.P. ist es nicht ausschliesslich zielgerichtet, sondern geht in die Breite, schafft Raum, damit auch etwas unbeabsichtigtes entstehen kann, akzeptiert Umwege die oftmals lehrreich sind, hat eine breite Palette von Möglichkeiten die intuitiv gewählt werden können. Es ist die Seelenebene. Sie befindet sich immer in der Mitte des 1. und 3. Prinzips, denn sie gibt die Motivation für die Richtung und Intensität der Verwirklichung im 3.Prinzip, oder vielleicht auch der Korrektur des 1.Prinzip an.
Das 3. Prinzip legt Wert auf die Materie, machen, haben, besitzen, verändern, abreissen oder/und neuschaffen. Materie im Sinne von sichtbarer Macht oder Sache, Verwirklichung im Aussen, sowie auch im Innen, dann wird es wohl erst später in der Materie sichtbar werden. Es ist die Körperebene. Das 3.P. ist das Resultat von 1. und 2. Prinzip.
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Familie:
Der Vater schiesst seinen Samen zielgerichtet (1.P). Die Mutter weiss, dass etwas geschehen kann, sie bietet den Raum zur Entwicklung (2.P). Das Kind ist berührbare Materie, entstanden aus der Idee und dem motivierenden Raum, es ist das 3. Prinzip.
Dias:
Das Dia-Bild enthält die Idee (1. P.). Der Dia-Projektor bearbeitet um sichtbar zu machen (2. P). Das Bild auf der Leinwand ist das Resultat (3. P.)
Der Krieg in der Ukraine
Jede Partei hat eine Idee und den Willen, sie gezielt durchzusetzen, 1.P. Kriegsgemetzel und zerstörte Bauten/Materie ist das Resultat (3. P.). Empathie und Akzeptanz für Partnerschaft, Kooperation, etwas Neues entstehen lassen, Werte-Berücksichtigung, 2.P. Die Qualitäten des 2. Prinzips fehlen hier. Beim Krieg kommt die Motivation und Kraft aus der Idee/Willen und der Materie/Macht. Das entscheidende 2. Prinzip welches Korrektur des 1. Prinzips machen könnte, fehlt. Die Polarität im Kampf ergibt nie eine Harmonie. Das gilt auch bei jeder Partnerschaft. Weshalb begibt sich niemand in die Position des 2. Prinzips in diese Kriegsgeschehen?
Landschaft:
Die geistig-schöpferische Idee ist das 1.Prinzip, Berge und Hügel, als sichtbare und feste Materie, sind das 3. Prinzip, die offene Ebene mit See, Flüssen, Vegetation mit dem Raum in dem vieles gewandelt und entstehen kann ist das 2. Prinzip.
Das Huhn:
Die Idee ist Huhn an und für sich, sein bestehen und seine Fortpflanzung (1. P.). Es hat in sich eine Raummöglichkeit, damit ein Ei entstehen kann (2. P.). Das gelegte Ei ist das Resultat (3. P.).
Friedhof:
Das Leben leben und Wissen darüber haben, Persönlichkeits- und Talententfaltung, Liebe, Dankbarkeit (1. P.) Die Tatsache, dass Materie, dass der Körper vergänglich ist (3. P.). Die geliebten Mitmenschen geben diesem Geschehen Raum. Dabei kann Verarbeitung, Versöhnung und Akzeptanz entstehen. Liebe sichtbar machen mit Blumen und wachsenden Pflanzen ist das 2. Prinzip.
Viel Spass bei weiterer Betrachtungsweise!
Text: Geraldine Maier (23)
Bild: Victor Keller (69)
Wie sieht die Unendlichkeit aus?
Ich überschreite eine Grenze, dann noch eine und
noch eine. Et voilà, entdeckt ist sie, die Grenzenlosigkeit. Ob dies der Anfang der Unendlichkeit ist?
Text: Anita Bucher (50)
Bild: Helmut Segner (68)
Schwer vorstellbar
Unendlich ist für mich schwer vorstellbar. Es bedeutet, dass etwas kein Ende hat, nicht endlich ist.
Auf der Erde gibt es verschiedene Gebiete, die uns Menschen unendlich erscheinen. Wenn ich zum Beispiel aufs Meer blicke, scheint es mir unendlich weit zu sein, sofern ich nicht ans andere Ufer sehe. Ebenso kann ein Blick in die Wüste ein Gefühl von Endlosigkeit hervorrufen. Ich weiss aber, dass sowohl das Meer wie auch die Wüste begrenzt sind. Wenn ich nachts den Sternenhimmel betrachte, weiss ich nicht, ob das Weltall ein Ende hat oder sich grenzenlos ausdehnt. Das All mit seinen Galaxien, Planeten und Sternen ist für mich ein gutes Beispiel für Unendlichkeit, auch wenn ich mir da nicht hundertprozentig sicher sein kann.
Erlebe ich etwas Peinliches, so kann mir ein noch so kurzer Moment endlos vorkommen. Ohne Anfang und Ende ist die Zeit, sie ist, war und wird immer sein.
Text: Charlotte Häfeli (80)
Bild: Victor Keller (69)
Hochgeschaut
Ich verbrachte meine Ferien oft in den Bergen und sass in klaren Nächten manchmal draussen vor der Hütte und betrachtete die Sterne. Da glaubte ich zu spüren, was Unendlichkeit bedeutet. Die Vorstellung vom unermesslichen Universum, von diesem Raum ohne Grenzen machte mir die Winzigkeit unseres kleinen Planeten bewusst.
Heute erhalten Forscher vom Weltraumteleskop «Hubble» und seinem Nachfolger, dem «James-Webb-Teleskop» Bilder, die Sternennebel in traumhaften Farben zeigen. Unbeschreiblich ferne Galaxien führen mir vor Augen, wie schwer es ist, in diesem unendlichen Raum die winzige Erde mit all ihren Bewohnern, mit ihren Sorgen, ihren Nöten und ihrem Glück überhaupt wahrzunehmen.
Seit dem Prozess gegen Galileo Galilei, der die Meinung von Kopernikus vertrat, dass die Erde sich um die Sonne dreht, sind nicht ganz 400 Jahre vergangen, Jahre, in denen die Wissenschaft unser Verständnis des Alls revolutioniert hat. Aber die Rätsel, um die Unendlichkeit der Schöpfung haben wir nicht gelöst.
Text: Erika Kestenholz (75)
Begegnungsort Eisenbahn
Wir drei Frauen müssen in Interlaken Ost umsteigen und begeben uns ganz nach hinten, um uns ein ruhiges Plätzchen zu sichern. Kaum haben wir`s uns gemütlich gemacht, stürmt eine grosse Gruppe Jugendlicher unseren Wagen. Als wir uns erheben, um weiterzuziehen, beruhigt uns eine der Leiterinnen: «Ihr müsst uns nur 4 Minuten lang aushalten. Wir steigen in Interlaken West wieder aus.» So setzen wir uns wieder hin. Im Abteil neben uns drei Mädchen, die sich fröhlich unterhalten. Als eine einen guten Spruch liegen lässt, muss ich grinsen. Sie scheinen sich darüber zu freuen und ich frage sie, ob sie im Ballenbergmuseum gewesen seien. Es entspinnt sich eine Unterhaltung und wir vernehmen, dass die Führung weniger lustig war als das sich frei Bewegen in kleinen Gruppen. Dass sie auf dem Beatenberg eine Landschulwoche verbringen. Dass sie im Kanton Baselland wohnen, eine Schule besuchen, die eine von uns auch kennt, da sie dort heimisch ist… Schade, dass sie nach so kurzer Zeit wieder aussteigen müssen!
Tolle Idee!
Enge Regeln sollen dem „und“, das stark expandiert, Sicherheit und klare Grenzen geben. Verständlich. Vielfalt und Kreativität leiden natürlicherweise darunter. Danke für die Chance, die die „Gedanken-Schatulle“ unkonventionellen SchreiberInnen bietet! Schorsch Fridu Chräbs