Weitere drei Wochen Ferien vor Schulbeginn erwarten uns, als meine Gastfamilie Ortega und ich uns nach einer Woche schon wieder von dem türkisblauen Wasser des karibischen Ozeans trennen mussten.
Es ist morgen, ich trete aus meinem Zimmer, da wurde ich schon, wie es sich gehört, mit einem Küsschen auf die rechte Wange und einer Umarmung von Caesar, einem Freund meines Gastbruders Sebastian begrüsst. Gleich darauf hiess es: «Vamos a comer Tacos, ¿Quíeres ir con nosotros?» («Wir werden Tacos essen gehen, willst du mit uns kommen?») Meine Antwort lautete: «¡Sí! ¿Pero hay también tacos vegetariano?» («Ja! Aber gibt es auch vegetarische Tacos?») Sebatian und Ceasar schauten mich nur mit grossen Augen an, in Mexiko isst kaum jemand kein Fleisch. Daher ist die Auswahl für VegetarierInnen entsprechend klein. «No lo sé, pero vamos a ver.» (Ich weiss es nicht, aber wir werden es sehen.»), antwortete Sebastian. Schon fuhren wir im Auto zum nächsten Tacostand. Am Steuer sass der 16-jährige Caesar – hier in Mexiko kann man seinen Führerschein bereits mit fünfzehn Jahren machen. Am nächsten Tag startete auch der einwöchige curso de manejar (Fahrerkurs) von Sebastian.
Beim Essen begnügte ich mich mit einem grossen Salat, da es selbstverständlich keine vegetarischen Tacos gab. Das Leben als Vegetarierin ist in Mexiko nicht gerade leicht. Zum Glück sind mit Quesadillas, zusammengefaltete Tortillas mit geschmolzenem Käse dazwischen, als fleischloser Snack hoch im Kurs.
Der restliche Nachmittag verbrachten wir damit, Spiele zu spielen. Das eine war eine Art Monopoly und das andere Spiel hiess Othello. Das Grundprinzip habe ich schnell verstanden, aber wie der Slogan des Spiels schon sagt: Eine Minute zum Erlernen, ein Leben um es zu meistern!
Gegen Abend beschlossen wir noch ins Kino zu gehen. Der Kinobesuch ist hier beinahe alltäglich – kein Wunder, der Eintritt kostet umgerechnet etwa drei Franken. Sebastian und Caesar entschieden sich sofort für den Streifen und da ich keine Vorlieben hatte, war die Frage, welchen Film wir schauen gehen, schnell geklärt. «¿Pero sabes qué es una película de terror? » («Aber du weisst, dass es ein Horrorfilm ist?») Da musste ich dreimal leer schlucken, denn ich hatte noch nie einen Horrorfilm gesehen. Als die beiden dies erfuhren, konnten sie es fast nicht glauben. Denn die meisten MexikanerInnen schauen ihren ersten Horrorfilm bereits als Kind. Ob junge Leute, frisch verliebte Pärchen oder ältere Ehepaare, Familien mit Kindern, in Mexiko ist dies eine Tradition.
Fin de semana (Wochenende):
Am Samstag meisterte Sebastian erfolgreich seine siebenstündige Fahrprüfung. Passend zum Erfolg waren wir zu einem Fest bei Caesars Familie eingeladen, wo Familie und Freunde zusammen ausgiebig zu Mittag assen, obschon es für uns Schweizer eher schon ein frühes Abendessen war. Aber schon früh lerne ich, dass es die Mexikaner mit der Zeit nicht so genau nehmen und sich meistens alles verzögert. Als Vegetarierin hatte ich es auch hier eher schwer Glücklicherweise sind die Mexikaner immer bereit noch Quesadillas zu machen. Die Zeit vertrieben wir uns mit dem Spiel, wer bin ich und schon war Abend. Die ersten Gäste verabschiedeten sich. Die Restlichen versammelten sich um den Tisch und dann wurde Perro gespielt, das dem Pokerspiel ähnelt. Gespielt wurde bis in die Nacht, mit einem kurzen Unterbruch fürs Essen. Papas (Chips) und Quesadillas wurden aufgetischt.
Besitos de México
Hola – ich bin Ella Lory, 16 Jahre alt und verbringe, zwei Monate am anderen Ende der Welt. In Mexiko, einer völlig anderen Kultur, achte ich auf das Zusammenleben von Jung und Alt. Das ist mein Blog aus Mexiko.
Vegi und Horror: Östkiche Weise sagen, wer viel Fleisch esse werde aggressiver und achte die Lebewesen weniger. Drückt sich das in Mexiko nur in dem Besuch von Horrorfilmen aus oder auch sonst?