
Eine meiner Bekannten liest hin und wieder meine Texte, die ich für UND schreibe. So kürzlich etwa ein Interview mit einem Piloten. Kurz danach hatte ich die schon recht betagte Frau am Telefon – sie erkundigte sich interessiert, wie es mir gefalle, als Pilot in der Welt herumzufliegen. Sie habe bisher gar nicht gewusst, dass ich Pilot sei! Als ich etwas zur Aufklärung beitragen wollte, war das Gespräch bereits beendet. So schnell wird man Pilot.
Als kurz darauf ein Interview mit einem Audiologen über Lärm und Hörprobleme veröffentlicht wurde, kriegte ich wiederum einen Anruf. Die Verwandte schrie mir ins Ohr: «Erst 64 und schon hörst du nicht mehr gut – so leidest du immerhin nicht mehr unter dem Lärm des Flugzeuges!» Stimmt eigentlich, dachte ich, sie kombiniert fantastisch.
Als ich noch für ein Branchenmagazin für behinderte Menschen schrieb, dachte sie, mit mir stimme wohl etwas nicht mehr, sonst würde ich das ja nicht tun. Zum Glück fehlt es dir nicht im «Oberstübli» meinte sie, sonst könntest du ja auch nicht mehr schreiben. Wer weiss, dachte ich damals.
Auch meine Schreib-Tätigkeit in der Milch- und Landwirtschaft kam ihr suspekt vor: «Milch hast du ja schon immer in grossen Mengen getrunken, aber Käse hast du eigentlich nicht so viel gegessen.» Als ich ihr erklärte, dass man, um über die Milch- und Landwirtschaft zu schreiben, nicht gezwungenermassen viele dieser Produkte verzehren müsse, schien ihr das einzuleuchten, bis sie dann erwiderte: «Aber dann würdest du doch nicht über solche Sachen schreiben!»
Als ich dann als Lehrer tätig war, kam ich ihr zuvor, indem ich erklärte: «Um Kindern Schule zu geben, muss man kein Kind mehr sein!» Ihre Antwort: »Ich habe nie viel von Lehrern gehalten, kaum hast du damit angefangen, willst du schon alle belehren!» Stimmt eigentlich.
Hoffentlich schreibe ich nie etwas über Abdankungen oder Ähnliches, da käme wohl unweigerlich die Frage, ob ich jetzt gestorben sei.
Die gesammelten Kolumnen
Die Kolumnen von Jung und Alt. Hier berichten verschiedene UND-AutorInnen über Themen aller Art – in ihrem je eigenen Stil.