
Vor einer Woche veranstaltete ich auf Instagram eine Umfrage: Sollen 16-Jährige in der Schweiz zur Urne gehen dürfen? Das Ergebnis der 90 Teilnehmenden ist eindeutig: Mehr als 70 Prozent sind der Meinung, dass das Stimmrecht den Interessierten ermöglicht werden sollte. Die anderen rund 20 Prozent meiner AbonnentInnen halten Minderjährige dafür noch zu unerfahren. Auch wenn dies nur eine kleine Blitzumfrage war – ich stellte fest, dass ein Interesse besteht.
Keine Altersfrage
Mit 15 Jahren sollen wir über unsere Berufs- oder Schulausbildung entscheiden und mit 16 müssen wir die Steuererklärung ausfüllen. Wir tragen Verantwortung für unsere Berufswahl-Entscheidungen und reden in der weiterführenden Schule über Geschichte und Politik, was uns ermöglicht, Verknüpfungen herzustellen.
«Mal ehrlich, ich bin über das vergangene und heutige Weltgeschehen manchmal besser im Bild als meine Eltern.»
Darleen Pfister (16)
Mal ehrlich, ich bin über das vergangene und heutige Weltgeschehen manchmal besser im Bild als meine Eltern. Und dann kommt für sie der Stimmzettel ins Haus geflattert, wird auf dem Wohnzimmertisch vergessen, bis ich ihn meinen Eltern am Tag der Urnenabstimmung unter die Nase reibe und «helfe», ihn auszufüllen (Psssst!).
Das ergibt doch keinen Sinn, wenn meine Meinung als Politikinteressierte und -informierte an einer Abstimmung nicht gezählt wird! Und andere nach Gutdünken JA oder NEIN in das Kästchen schreiben, falls sie sich überhaupt dazu überwinden können.
Fast so schön wie der 18. Geburtstag
Hätte mir damals, nur vor 10 Tagen, jemand gesagt, dass nicht nur in meiner Social-Media-Umfrage, sondern auch im Nationalrat die Mehrheit für die Stimmberechtigung der 16-Jährigen ist, hätte ich das nicht geglaubt. Doch am Freitagmorgen und im Pyjama schaute ich die Tagesschau-Sendung vom Vortag und bekam genau das zu hören: Der Vorstoss zum aktiven Stimmrecht ab 16 Jahren von Sibel Arslan (Grüne) wurde in der Grossen Kammer angenommen. Realisieren kann ich das Ergebnis zwar heute immer noch nicht, trotzdem ist meine Freude darüber riesig.
Weil bis zum Urnengang der Jugendlichen in meinem Alter noch viele Hürden zu überwinden sind, mache ich mir für die Annahme des Vorstosses besser noch keine grossen Hoffnungen. Und schon gar nicht, dass ich vor der Volljährigkeit meinen ersten Stimmzettel einwerfen darf. So liebend gern ich das auch tun würde. Für meine jüngere Schwester wünsche ich mir allerdings, dass sie mit 16 Jahren diese Möglichkeit haben wird. Und mit ihrer Meinung einen Teil für die Zukunft der Schweizer Politik beitragen kann.

Bild: Mara Ludwig