Die Kinder von heute werden im Jahr 2045 ganz anders leben, nämlich so:
Sie wohnen, arbeiten und vergnügen sich nicht mehr in grauen, kubischen Gebäuden aus toter Materie, sondern in lebendigen Häusern, die riesigen Bäumen ähneln. Die Stein- und Betonzeit ist ebenso vorbei wie die Kunststoffzeit. Die alten Betonhäuser werden von Pilzen und Bakterien innert kurzer Zeit zersetzt und fallen in sich zusammen. Stahlkonstruktionen mit Glasfassaden werden nur noch in Hochhaus-Cities geduldet und müssen begrünt werden.
Die Häuser werden nicht gebaut, sondern gepflanzt. Sie beziehen die nötigen Stoffe aus der Natur: Kohlenstoff aus der Luft, Wasser und Mineralien sowie Pilze aus dem Boden, Wärme und Licht von der Sonne.
Auf die Städte mit vielen Grauzonen aus früheren Jahrzehnten folgen Häuser und Plätze, die so bunt leuchten wie Blumen. Keine Giftstoffe und elektromagnetischen Strahlungen schädigen die Bewohner. Die lebendigen Häuser sind ideal warm und leuchten wie Glühwürmchen – ohne Öl, Gas, Kohle oder Atomstrom zu benötigen. Keine spiegelnden Glasscheiben töten mehr Millionen von Vögeln, denn die Fenster bestehen aus Häuten, die weich und sichtbar sind. Lebendige Häuser gehen intelligent auf die Bedürfnisse der BewohnerInnen ein; darum sind diese glücklich und geborgen und fühlen sich nie allein. Niemand muss für ein Haus bezahlen, denn die Samen werden von Freiwilligen gezogen und gepflanzt. Der Boden gehört niemandem.
Zukunft von «und» das Generationentandem
Für die NachfolgerInnen des Pionier-«Generationentandems» in Thun haben Biotechniker das abgebildete Leuchthaus wachsen lassen. Darin bieten die BewohnerInnen Bildung im Zusammenleben aller Generationen an. Die Menschen sind gleichberechtigt und kommunizieren selbstverständlich auf Augenhöhe miteinander. Das Team nimmt Obdachlose im Haus auf; sie lernen hier, Wohngruppen zu bilden. Alle gewähren einander «Spielräume», die eine gute Entwicklung der sozialen Persönlichkeit und der Talente erlauben.
Besonders wichtig ist in dieser neuen Weltgesellschaft, dass alle ihr Bewusstsein schulen und damit ihre Bedürfnisse in gute Bahnen lenken sowie die «Künstliche Intelligenz», die ihnen stets zur Verfügung steht, verantwortungsvoll einsetzen können. Die neuen Generationen hoffen, mit diesen Mitteln das Machtgebahren der «Grauen Herren»* aushebeln und die Welt farbiger gestalten zu können.
Liebe Leserin, lieber Leser,
Leben Sie gerne in Städten mit vielen Grauzonen, oder würden Sie eine farbigere und lebendigere Welt bevorzugen? Graffitikünstler versuchen einen Anfang zu machen. Wären Sie einverstanden damit, heute schon mehr Bäume und Blumen in unsere Wohnzonen zu pflanzen?
* Michael Ende nannte in seinem Buch «Momo» 1973 die Mächtigen, die die Menschen ausnutzten und somit von deren Lebenszeit stahlen, «Graue Herren».