
Die Kolumnen von Jung und Alt.
Hier berichten abwechslungsweise die UND-RedaktorInnen Jürg Krebs, Livia Thurian, Heinz Gfeller und Elias Rüegsegger.
Neulich bei einer Grossbank. Versuch, ein Sparkonto zu eröffnen. Die Sachbearbeiterin würde mir lieber Aktienfonds verkaufen, weil das der Bank mehr Gewinn bringt. Ich weiss aber: Die meisten Firmen sind schon grob überbewertet und die Kurse steigen trotzdem noch. Man spekuliert bis aufs Äusserste. Der Absturz wird bestimmt eintreten. Niemand will vorher bremsen. Das Spiel ist zu spannend. Die geschickten Spekulanten werden durch den Crash reich werden. Ich nicht. Die nette Frau getraut mir kaum zu sagen, dass der Zins gerade noch 1/10‘000 der Einlage betrage. Die Spesen werden den Zinsertrag bei weitem übersteigen. Und wenn die Bank kracht, werde ich verlieren. Warum das Geld nicht gleich verbrennen? Das wäre doch auch lustvoll …
Grossbanken können ganz einfach Geld machen, denn Gelder sind heute nur Zahlen in Computern. Will jemand einen Kredit für den Bau eines Hauses, erhält er virtuelles Geld. Steht das Haus, gehört es grösstenteils der Bank. So hat sie aus dem Nichts etwas Reales erschaffen lassen. Alles Hokuspokus. Der Kunde zahlt dann jedes Jahr Zinsen und amortisiert. Grosse Banken brauchen heute keine Sparer mehr. Diese verursachen nur Arbeit. Darum der Pseudozins. Gibt es gar nächstens eine Strafgebühr – Negativzins nennen Banker das beschönigend und unlogisch – für die uneinsichtigen Sparenden?
Wie lange kann die Geldmenge weltweit in rasantem Tempo ausgedehnt werden? Niemand weiss es. Die Inflation wird aber sicher kommen und alle kleineren Sparer um ihr Geld bringen sowie die Preise in die Höhe treiben. Alle Nichtreichen müssen wieder bei Null anfangen – das heisst viel arbeiten, ohne sich etwas leisten zu können. Warum lernt man nichts aus den vielen vorangegangenen Krisen? Wegen der kurzfristigen, grossen Gewinne? Oder aus einem Spieltrieb heraus und wegen der Lust am Scheitern?
Mir kommen die Spiele im Sandknast, pardon im Sandkasten, bildlich vor meine Augen: Mit viel Liebe und Geduld wird eine Burg gebaut – zwei Stunden Arbeit – lustvoll wird dann alles in wenigen Sekunden zerstört. Kein Problem, denn man kann ja ein neues Spiel beginnen.
Kurz-Schluss: Ist alles nur ein Spiel? Und wer das Leben ernst nimmt und darum leidet, ist selber schuld?
Wie beurteilen Sie die menschliche Lust am Aufbauen und Zerstören?
UND die Kolumnen
Jürg Krebs ist kreativer freier Autor und Kernredaktor bei UND. Er wohnt in Thun. Abwechslungsweise schreiben als Kolumnisten Jürg Krebs, Livia Thurian, Heinz Gfeller und Elias Rüegsegger.