«Mit ÖKO kannst du es nicht besser, aber länger» – das Spruchband möchte ich fotografieren, aber es wackelt vor mir und wird immer wieder von jemandem verdeckt. Es ist Samstag, der 28. September 2019, und ich bin wieder auf einer Demo. 2019 wurde ich eindeutig zu einer abgebrühten Demonstrantin: Klima-Demos der Schülerinnen und Schüler in Thun, wo ich die Flanke von zahlreich repräsentierten Klima-Grosseltern stärkte; der 2. Nationale Frauenstreik, an dem ich mit meinen jungen Freundinnen teilnahm und jetzt die Klimademo in Bern.
Die Schützenmatte in Bern, der Treffpunkt, füllt sich randvoll schon eine halbe Stunde vor dem geplanten Demostart. Die farbenfrohe Menge wird von den vorbeifahrenden Zügen mit langen Pfiffen gegrüsst. Wer keinen Platz mehr auf der Schützenmatte gefunden hat, wird von den Organisatoren in die Seitenstrassen geleitet. Für Ordnung sorgen junge Sicherheitskräfte. Sie tragen neonleuchtende Westen, versehen mit Anschriften, die über ihr gewaltfreies Engagement informieren.
Es ist ein Fest der Freude und Hoffnung. Alle Generationen sind vertreten: Junge, Eltern mit Kindern, Ältere und Alte. Sehr viele halten Plakate mit lustigen und zum Nachdenken animierenden Sprüchen. Die Stimmung ist unglaublich: es werden bekannte Parolen skandiert: «Ufe mit de Klimaziel, abe mit em CO2!» – «Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut» – «Wem sis Klima? Euses Klima!».
Es wird gesungen, getanzt und gehüpft. Auf dem Bundesplatz werden Reden gehalten. Konzerte schliessen die Demonstration ab.
Für mich war es ein hoffnungsvolles Gemeinschaftserlebnis. Ich hoffe darauf, dass die Forderungen der TeilnehmerInnen von zahlreichen Klimademos sich in den kommenden Wahlen widerspiegeln werden. Dass wir für die Rettung unseres Lebensraumes PolitikerInnen wählen, die Taten statt Worte für Klimaschutz verkörpern.
Fakten und Zahlen
Die Klimademo bildete den Schweizer Schlusspunkt der Global Week for Future, während der weltweit Aktionen und Demonstrationen stattfanden. Gefordert wird eine griffige Klimapolitik, der Ausstieg aus den fossilen Energiequellen und eine Klimagerechtigkeit, die allen Menschen weltweit ein würdiges Leben garantieren soll. Um 14.30 Uhr läuteten schweizweit die Glocken von zahlreichen Kirchen für den Klimaschutz, in Bern diejenigen des Münsters. In Thun wird zurzeit die Kirchenglockenrevision durchgeführt, aus diesem Grunde blieben sie stumm.
An der Demo haben sich gegen 100’000 Menschen beteiligt, geben die OrganisatorInnen an. Mehrere Tausende sind mit den Extrazügen aus der Romandie und dem Tessin gekommen. Etwa 700 sind mit dem Velo auf 30 verschiedenen Fahrradwegen nach Bern gefahren.