Ich sehe mich als Kind auf einer Wiese liegen, in den klarblauen Himmel staunen, die Sonne wärmt und es taucht eine Frage auf: «Bin ich wirklich da, hier, jetzt in diesem Moment? Wie kann ich es wissen?» Damals fühlten sich diese Fragestellungen für mich absolut «normal» an, sie hatten nichts Ungewöhnliches an sich. Deshalb wandte ich mich mit diesen Fragen nie an Erwachsene. So blieben sie unbeantwortet und mein Geheimnis. Mit der Zeit verlor sich diese Träumerei, die Wirklichkeit des Erwachsenwerdens hielt Einzug in mein Leben. Oder anders ausgedrückt: Ich kam an im «ich denke, also bin ich». Träume können beflügeln, inspirieren – aber auch platzen. Ein Traum, der sich erfüllt, ist ja keiner mehr. Sobald sich das Denken in den Traum einschleicht, löst er sich auf – er opfert sich der Wirklichkeit. Sind Träume Schäume? Ich glaube ja! Mit ihrem utopischen Wesen können uns Träume allenfalls anleiten, in unserem Leben andere als die vorge- sehenen Wege zu wagen.
Ist die Welt real?
Man fragt sich ab und zu: War das ein Traum oder die Wirklichkeit? Was, wenn die Wirklichkeit ein Traum ist? Und was ist dann ein Traum? Ein Traum im Traum? Ich hatte noch nie einen Traum im Traum. Aber ich habe in meinen Träumen schon fliegen können und ich träume auch in der Wirklichkeit vom Fliegen. Und woher kommen Albträume? Ist alles nur ein Traum? Die Frage wird wahrscheinlich erst nach dem Tod beantwortet. Wir sind nun mal von diesem Wissen abgeschnitten durch die Geburt und den Tod. Allerdings gab es schon Leute, die überzeugt waren, ihr Leben nur geträumt zu haben und «nach dem Tod» aufzuwachen, mit dem Gedanken «Mensch, habe ich einen fürchterlichen Albtraum gehabt!» oder auch: «Das war aber ein schöner Traum!» Albtraum oder Traum ent- sprächen so unserem Leben. Shakespeare scheint das Leben auf solche Weise empfunden zu haben. In seinem letzten Drama «Der Sturm» (1610) schrieb er: «Wir sind vom gleichen Stoff, aus dem die Träume sind, und unser kleines Leben ist eingebettet in Schlaf».
Ich glaube an das reale Leben. Dass ich lebe, verknüpfe ich nicht nur mit Denken, sondern auch mit Fühlen. Ich fühle – also bin ich. Allerdings hat mich die Idee einer virtuellen Welt beschäftigt, nachdem ich 1973 den Fernsehfilm «Welt am Draht» von Fassbinder gesehen hatte. Ein Supercomputer war imstande, eine Kleinstadt zu simulieren, welche von Identitätseinheiten bevölkert wurde, die wie normal lebende Menschen ein Bewusstsein besassen. Die simulierten Menschen entwickelten sich und fanden heraus, dass es «über» ihnen eine reale Welt, gab und versuchten, jene höhere Ebene zu erreichen. Fatal wurde es, als die Wesen der nächst höheren Ebene realisierten, dass es noch eine weitere Ebene gab, die dann wohl die reale Welt bedeutete. Die Entdeckung, dass sie in einer Simulation lebten, gründete auf einem Stromausfall. Einer der simulierten Menschen deutete das vorübergehende Nichts, die totale Schwärze richtig.