Von einem der Natur und ihren Phänomenen ausgelieferten Wesen wurden wir Menschen durch den technischen Fortschritt zu den Beherrschern der Erde. Und wozu gebrauchen wir diese Macht? Wir zerstören damit unsere Mutter Erde. Wir bewerten die uns umgebenden Wunder der Natur allein nach dem Grad der Nützlichkeit für uns selbst. Der technische Fortschritt an sich ist weder gut noch böse. Doch wir setzen zu viele Möglichkeiten der Technik um, ohne uns darüber Gedanken zu machen. Inzwischen wenden sich die Folgen unserer Handlungen wieder gegen die Menschheit. Der Klimawandel zeigt mit extremen Wetterverhältnissen und Phänomenen, dass die Idee der Kontrolle eine Illusion ist. Papst Paul VI fasste dies schon 1971 gut zusammen: «Die ausserordentlichsten wissenschaftlichen Fortschritte wenden sich, wenn sie nicht von einem echten sozialen und moralischen Fortschritt begleitet sind, letztlich gegen den Menschen». Es ist nun an der Zeit, dass dem technischen Fortschritt auch ein sozialer und moralischer Fortschritt folgt, der zu einer neuen Ethik der Solidarität unter den Menschen und zur Natur hin entwickelt wird.
SuperMarkt
Abertausende Erfindungen führten unter anderem zum riesigen Warenange- bot eines heutigen Supermarktes. Ein tech- nischer Fortschritt. Ist es aber auch ein mensch- licher Fortschritt, wenn ich mit einem unförmigen Einkaufskarren alle Waren selbst zusammensuchen muss? Und dabei mit keinem einzigen Menschen ein Wort wechsle? Und wenn ich meine Lieblingsschokolade nicht mehr erhalte, weil ein Computer berechnet hat, dass sie zu wenig Umsatz bringt? Und wenn ich künftig zahle, indem ich die Preise mit meinem Handy einlese und damit die Kassiererinnen arbeitslos mache? Und wenn der Gross- verteiler meine Einkaufsgewohnheiten genauer kennt als ich selbst und mich damit lenkt? Und weltweiten Märkte die wirklichen Profiteure des technischen Fort- schritts sind? Sind darum die Wochenmärkte wieder beliebt, weil man dort gegrüsst und bedient wird, den Anbieter direkt vor sich hat und mit der Zeit sogar kennen lernt? Ich finde, das ist doch nur (psycho-)logisch!
Möglichkeiten
Mit Technik kann man mittlerweile fast alles, nur etwas können wir nicht: sie aufhalten. Es ist unrealistisch, zu denken, dass der Mensch die Technik nicht brauche, oder dass er sich eines Tages von ihr abwenden werde. Zu einschneidend sind die Veränderungen, die sich durch sie bereits in unser Leben eingebrannt haben. Es ist ja nicht so, dass wir nicht steuern können, in welchem Mass wir Technik konsumieren. Ich habe die Wahl, ob ich ohne Handy im Wald spazieren gehe oder ob ich zuhause fernsehe. Schade ist, dass die Technik vielfach zu Ungunsten und nicht zu Gunsten der Menschheit eingesetzt wird. Dennoch, die Vorteile, die sie uns bringt, sind immens, wenn wir nur schon an die Medizin denken. Dank Geräten wie dem Telefon oder einem Röntgenapparat können Menschen gerettet werden. Ich bin sehr dankbar für den technischen Fortschritt und versuche, bewusst zwischen Sucht und sinnvollem Umgang zu unterscheiden. Es ist bestimmt nicht immer leicht, das richtige Mass zu finden, aber das ist nicht nur bei der Technik der Fall.
Nächstenliebe
Der technische Fortschritt ist Tatsache. Nun die Frage: Gibt es einen Fortschritt in Bezug auf Menschlichkeit? Ich stelle fest: Entweder schaffen Menschen die Sklaverei ab, stellen die Frauen den Männern gleich, organisieren die Schule für alle, oder sie versklaven, erniedrigen und missbrauchen Frauen, beuten Kinder aus, führen Krieg. Offenbar hat es die Menschlichkeit bei uns Menschen nicht leicht! Laut Darwin überleben die Stärksten. Aber was soll mit den Schwachen geschehen? Werden sie, wie die Drohnen im Herbst aus dem Bienenstock, rausgeschmissen? So ist es wahrscheinlich nicht gemeint. Eigenliebe und Nächstenliebe sollten verbunden werden. Doch wie gelingt mir das als einzelnem Menschen? Und wie erreicht unsere Gesellschaft diesen Ausgleich? Ich werfe einen Blick in die Bibel. Ich lese beim Apostel Paulus, dass es einen Kampf um das Herz des Menschen gibt. Der Mensch kann sich fürs Gute oder fürs Schlechte nur unter einer bestimmten Voraussetzung entscheiden: Er muss seine Abhängigkeit von Gott akzeptieren und seine Hilfe anfordern.