Eine stärkere Lobby für die Natur
Irène Sprenger (67): Zivilrechtlich können Tiere kaum zu Rechtssubjekten werden. Vom Grundrecht her hingegen wäre dies für mich sehr wünschenswert. Zwar bestehen Tierschutzgesetze, und Tiere sind auch juristisch nicht mehr Sachen, sondern empfindungs- und leidensfähige Lebewesen. Noch ist der Schutz aber ungenügend. Behörden schreiten bei Verstössen oft spät ein; in der Forschung wird immer noch viel Tierleid in Kauf genommen, sei es für Primaten, Mäuse oder andere Tiere. Dass sich Wissenschaftler, wie aktuell an der Uni Zürich, über die strengere Umsetzung des Gesetzes bei Tierversuchen empören, macht auf traurige Weise deutlich, wie schlecht es um die Ethik noch bestellt ist. Befremdlich auch, wie wenig sich tief christliche Kreise für die Geschöpfe der Schöpfung engagieren. Die Natur braucht eine starke Lobby. Deshalb unterstütze ich die Stiftung für das Tier im Recht TIR.
Tiere wären damit überfordert
David Leuenberger (19): Laut Wikipedia hat ein Rechtssubjekt eine gesetzlich anerkannte Rechtsfähigkeit, also die zuerkannte Fähigkeit, Träger von Rechten und Pflichten zu sein. Ich kenne kein Tier, dem ich dies zutrauen würde oder das damit nicht überfordert wäre. Gerechtigkeit ist selten einfach zu erlangen. Und ich glaube auch nicht, dass Menschen mehr Gerechtigkeitssinn haben. Doch weil der Mensch selbst mit den begabtesten und intelligentesten Tieren erfahrungsgemäss keine komplexen Diskussionen führen kann, sehe ich nicht, wie Tiere die Position eines Rechtssubjektes einnehmen könnten. Ob Tiere es können sollten, ist ethisch sicherlich eine Überlegung wert, jedoch kann ich meine Vorstellung davon kaum mit meinem Realitätsbild verbinden. Es ist vor allem ein Kommunikations- und Verständnisproblem, das uns Menschen davon abhält, Schimpansen und Schildkröten über Verurteilungen bestimmen zu lassen.
Der Mensch kann Tiere besser vertreten
Blanca Thurian (56): Angenommen ich wäre der Meinung, unsere Katzen würden lieber «Bio-Mäuse» fangen: Ich würde die Interessen der drei als natürliche Person derart vertreten, dass unser Boden nicht mehr gedüngt und gespritzt wird. Aber wie hätten wir das gemeinsame Ziel formuliert? Wie teilen sie mir mit, dass sie lieber Bio-Mäuse fressen? Vielleicht hätte ich meine Katzen völlig falsch verstanden. Die Katzen könnten sich einen neuen Verbündeten suchen und mich anklagen. Ich müsste eine saftige Busse zahlen, weil ich meine Katzen gezwungen hätte, andere Mäuse ausserhalb ihres Reviers zu fangen. Wir lieben unsere Haustiere, andere Tierarten werden schonungslos ausgerottet. Die Forschung hat bewiesen, dass Tiere Schmerzen empfinden, Formen der Sprache beherrschen und Liebe zeigen können. Eigentlich paradox, ein empfindungsfähiges Wesen als «Sache mit erweiterten Schutzbestimmungen» zu behandeln. Trotzdem können ihre Interessen von Menschen besser vertreten werden.
Tiere können keine Steuern zahlen
Corina Gall (26): Die Debatte, welche Rechte Tiere erhalten sollen, dreht sich vor allem um ihre emotionalen und kognitiven Fähigkeiten. Zum Beispiel können Menschenaffen nicht mündlich kommunizieren, aber sie können die Zeichensprache erlernen. Mit 98 Prozent identischem Erbgut sind sie uns enorm ähnlich. Trotzdem stecken wir sie in ein Zoo-Gehege. Schimpansen, Gorillas oder Orang-Utans sollten daher zumindest Grundrechte wie den Schutz der individuellen Freiheit erhalten. Weiter können Elefanten zwischen Gut und Böse unterscheiden. Tiere können jedoch kaum Rechtssubjekte sein, indem sie den dazugehörenden Pflichten gerecht würden. Sie bräuchten die Unterstützung des Menschen. Oder können Tiere selbst Steuern zahlen? Hängt es jedoch wirklich von den Fähigkeiten der Tiere ab, ob wir ihnen Grundrechte wie die Freiheit zusprechen? Ich finde nicht. Kleinkinder haben diese Grundrechte, obwohl sie einige der geforderten Voraussetzungen noch nicht erfüllen.