
Etwas Grundlagenforschung ergibt, dass ich «schön» als gut erhaltenes, konstantes, ja unsterbliches Wort befinde.
Nach Etymologie-Duden hat es schon altgermanisch dasselbe bedeutet wie heute; auch «glänzend, rein». Und gehört zu einer Wortgruppe mit «schauen»; das leuchtet ein, berührt den wichtigsten, wenn auch nicht alle Aspekte des Begriffs. Das mittelalterliche Nibelungenlied dazu: Von Beginn an wird Kriemhild mehrfach als «schön» bezeichnet. Stereotype Wendungen waren üblich; hier für die Frau, doch auch der Falke – den sie erträumt – und Siegfried selber bekommen dasselbe Beiwort. Manchmal wird dieses ausdrücklich auf den Leib bezogen; doch es erweist sich als umfassender, grundlegender Begriff. Wie heute noch.
Schönheit gibt‘s immer und für alle. Alle haben das Bedürfnis, diesen Wert festzuhalten; so unterschiedlich die Objekte sein mögen, die damit belegt werden. Das Subjektive an derlei Urteilen erscheint völlig offensichtlich – aber auch das gesellschaftlich Bedingte oder das Zeitgebundene. Schönheit erkennen wir ganz individuell – und zugleich konventionell, von Trends bestimmt.
E schöni Souerei.
Jede Geschichte der menschlichen Idealbilder beweist das. Kann man Schönheit lernen? Warum haben grosse Werke von Mozart, von Beethoven zunächst nicht allgemein als schön gegolten, heute aber…? Der emotionale Wert des Wortes steht hoch: Wir halten mit ihm Wohlbehagen, Staunen, Zustimmung, bis hin zu Anbetung fest.
Abfall-Produkte gibt‘s wie bei jedem gängigen Ausdruck: verwässernd, etwa aus Höflichkeit: «Das war ein schöner Abend mit euch»; oder auch verallgemeinernd, so dass bloss das Verstärkende, ja Widersinnige bleibt: «Er hat mich schön hereingelegt!» oder auch «Das isch e schöni Souerei, e schöne Seich.»
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Was ist schön? Wir schauen genau hin. Das ist der Schwerpunkt von UND im Sommer 2016.