
Für die Frühlingsausgabe von UND befragten wir Fünfzehn- bis Zwanzigjährige zu ihren Ängsten und Träumen. Nun haben wir auch mehrere Personen im Alter von siebzig Jahren und älter sowie ganz junge Menschen zwischen fünf und sieben Jahren befragt. Einen Teil der Antworten erhielten wir in einem Alters- und Pflegeheim, dem wir an einem Mittwochnachmittag einen Besuch abstatteten, die anderen in einem Kindergarten.
Als erstes durften wir Frau S. interviewen. Als sie zirka zwanzig Jahre alt war, herrschte Krieg und sie hatte Angst, dass die Deutschen auch die Schweiz angreifen würden. Ihr Wunsch in dieser Zeit war es, Säuglingspflegerin zu werden. Dies war damals jedoch nicht möglich, weil sie sich um den Haushalt kümmern musste und die Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen nicht bekam. Mittlerweile ist sie über achtzig Jahre alt und lebt zufrieden im Altersheim. Dort gefällt es ihr gut und ihr Wunsch ist es, möglichst lange gesund zu bleiben. Frau S. hat Angst vor einem weiteren Grossen, eventuell sogar weltweiten Krieg.
Als nächstes unterhielten wir uns mit Frau J. Sie wünschte sich mit zwanzig Jahren für sich und ihren damaligen Verlobten etwas zu finden, was für sie passt. Am liebsten eine kleine Wohung für sie beide. Da in dieser Zeit Krieg herrschte, hatte sie Angst, dass die Schweiz auch betroffen sein würde. Frau J. ist zufrieden mit dem, was sie hat und hat keine besonderen Wünsche. Ihre grosse Angst ist ebenfalls, dass sich die Menschheit selbst zerstört, zum Beispiel durch einen weiteren Krieg.


Bevor wir das Altersheim wieder verliessen, befragten wir noch Frau I. Als sie zirka zwanzig Jahre alt war, hatte sie grosse Angst vor Einbrechern. Ihr Wunsch war, dass für sie in ihrem Leben alles gut laufen wird. Nun ist sie 105 Jahre alt und wünscht sich Gesundheit. Ängste äussert Frau I. keine.
Die Jugendlichen zwischen fünfzehn und zwanzig Jahren und ältere Personen über siebzig Jahre haben wir bereits in der letzten UND-Ausgabe zu ihren Ängsten und Visionen befragt. Nun fehlten uns noch die Antworten der Kinder. Wir hatten die Möglichkeit, Kindergartenkinder im Alter von fünf und sechs Jahren zu befragen. Gut gelaunt gaben sie uns Antworten auf die Fragen, was sie sich wünschten (ein grosser Traum) und wovor sie Angst haben.
Leon hat Angst vor Tieren wie Krokodilen und Spinnen. Sein Wunsch ist es, Tierarzt zu werden. Ausserdem möchte er unbedingt mal Deutschland bereisen. Seraina’s Wunsch ist es, eine Katze zu bekommen und Amerika zu bereisen. Angst hat sie keine. Amélie fürchtet sich vor Schlangen, Spinnen, Krokodilen und Gespenstern. Wunschträume hat sie keine, sie ist glücklich mit dem, was sie hat. Andrin hat Angst davor, alleine in der Dunkelheit zu sein. Er wünscht sich Rollschuhe und eine Reise nach Italien. Yael hat keine Angst aber den Wunsch, zum Zirkus zu gehen. Lenias Wunsch ist es, fliegen zu können. Sie will später Krankenschwester werden. Silas hat Angst vor Drachen und Gespenstern, obwohl dies eigentlich Fantasiewesen sind. Sein Wunsch ist eine Reise nach Sizilien und Griechenland. Er möchte später Kellner werden. Sophia hat Angst vor dem Hallenbad, beziehungsweise vor dem Wasser. Sie wünscht sich ein Pony und einen Hund – ein klassischer Kinderwunsch. Sie möchte einmal Kindergärtnerin werden. Leon fürchtet sich vor Alpträumen. Er wünscht sich ein Skatebord und will Schauspieler werden. Fiona hat Angst vor dem «Geisterhaus», einem Haus, in dem es spukt, und ihr Wunsch ist es, die erste Klasse zu überspringen.
Wir finden, dass die Antworten typisch sind für Kinder in diesem Alter. Unsere Erinnerungen an diese Zeit, beziehungsweise unsere Ängste und Wünsche waren sehr ähnlich.
Somit ist unsere kleine Studie nun abgeschlossen, welche wir im Rahmen einer Schülerarbeit an der Oberstufenschule Hünibach durchgeführt haben.
Von Träumen und Albträumen
Zwei Schülerinnen haben sich für eine Schularbeit mit den Visionen und Ängsten von Jugendlichen auseindergesetzt. Ihre Ergebnisse präsentierten Sie schon in der Frühlingsausgabe von UND – und auch hier.
Was sind bleibende Ängste der Menschheit? Was macht dir Angst? Was macht dir Angst, wenn du an die Zukunft denkst? Welche Visionen hast du? Was erhoffst oder wünschst du dir? Weil wir uns kürzlich über unsere Ängste und Wunschträume unterhalten haben und entdeckten, wie unterschiedlich sie sein können, dachten wir, dass wir unsere Schularbeit über dieses Thema schreiben könnten. Wir haben Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren befragt. Die Antworten von 57 Teilnehmenden werteten wir aus.
Welches sind die bleibenden Ängste der Menschheit?
Diese Frage stellten wir den jungen Menschen. Zwei Ängste, welche die Jugendlichen als «bleibende Ängste für die Menschheit» bezeichneten, sind die Angst vor Krieg (22.6%) und vor dem Tod (19.4%). 14.8 Prozent haben Angst vor Armut und finanziellen Problemen. Die Angst vor Krankheiten (7.8%) und die Angst vor der Einsamkeit (8.4%) wurden auch erwähnt. Weniger oft wurde die Angst vor einer Hungersnot, einer Umweltkatstrophe genannt.
Was macht dir persönlich Angst?
17.3 Prozent der jungen Leute, welche wir befragt haben, fürchten sich persönlich vor Gewalt, Krieg, Terror und Attentaten. Sehr berührend fanden wir, dass viele Angst haben, ein Familienmitglied oder einen guten Freund zu verlieren (16%). 14 Prozent der Befragten haben Angst vor der Dunkelheit oder vor «finsteren» Gestalten. Ausserdem fürchten sich 8.6 Prozent vor Tieren wie Hunden und Spinnen. Weitere vielgenannte Ängste waren jene vor dem Tod (6%), vor Erkrankungen (6%) und Verletzungen (5.3%). Die restlichen 21.5 Prozent der Antwortenden betrafen folgende Ängste: Ungewissheit, Höhenangst, Platzangst, Zukunftsangst, Angst vor finanziellen Problemen, Berufsängste und Angst vor Versagen.
Was macht dir Angst, wenn du an die Zukunft denkst?
Neunzig Prozent der Befragten sind in der Schule oder in der Ausbildung. Darum verwundert es uns nicht, dass ein grosser Teil Angst hat, keinen guten Job zu finden oder beruflich zu scheitern. Eine Angst, die wohl Jung und Alt gleichermassen belastet, betrifft die Umweltverschmutzung. Die Angst, zusehen zu müssen, wie es der Welt immer schlechter geht.
Welche Visionen hast du?
Fünf Träume der Befragten stachen stark heraus. Mit je 15 Prozent sind das einerseits der berufliche Erfolg und andererseits die (eigene) Gesundheit. Darauf folgend Familie (13.3%), Frieden (11.6%) und Freunde (10%). Anschliessend kommen Erfolg und Glück mit je 5.8 Prozent. Die Antworten der restlichen 23.5 Prozent können so zusammengefasst werden: Bessere Medizin, Heirat, schöne Erlebnisse, Gerechtigkeit, Sicherheit und einfach ein schönes Leben.
Was wünschst du dir?
Natürlich wünschen sich alle das Beste. Alle wünschen sich Gesundheit, Familie und Freunde. Und ein «schönes Leben». Sonst wurden noch Liebe, Glück, Erfolg, Zufriedenheit, Toleranz und Frieden gewünscht.
Für uns war es spannend, die zahlreichen verschiedenen Antworten auszuwerten. Die vielen Interviews machen einen grossen Teil unserer Projektarbeit über «Ängste und Visionen der Generationen» aus, die wir als SchülerInnen der Oberstufenschule Hünibach durchführen.