
Interviewer, Talkmaster, Reporter – alle auch -Innen, nur englisch nicht; aber das hatten wir schon mal – sind ja wendige, originelle Köpfe* mit einer lebendigen Sprache; sie wissen sich bestimmt ein bisschen besser auszudrücken als ihre Gegenüber. Und sie haben ihre Nase im Wind der Zeit. Das allerdings bewirkt auch, dass sie Floskeln mittragen. (Eine Floskel ist das, worauf ich als Zuhörer warte – und es kommt unfehlbar, wenn auch unkontrolliert.) Eine neuerdings beliebte lautet:
«Was macht das mit dir/euch/Ihnen?» «Du musst jetzt jeden Morgen um fünf aufstehen. Was macht das…?» «Sie stehen jetzt im Rampenlicht. Was…?»
Das «das» fasst in der Regel eine Situation, eine Erscheinung zusammen, die den Befragten zustösst, die sie vielleicht nicht gesucht haben. Hat die Erscheinung gar sie gesucht? «Du musst…» zeigt gerne an, dass sie da nicht freiwillig hineingeraten sind. Aber um den freien Willen geht es wohl gerade. Du tust nichts, die Erscheinung tut etwas mit dir. Du bist nicht schuld daran; doch wehren kannst du dich anscheinend auch nicht. Du (er)leidest, bist das Objekt, das Opfer. Die Erscheinung bearbeitet, manipuliert dich. Es heisst noch: «…mit dir», aber das klingt schon stark nach «Was macht das aus dir?».
Nun tun wir freilich gut daran, darüber nachzudenken, wer oder was unsere Entscheidungen, unser Verhalten, unser Leben bestimmt. Ob wir überhaupt entscheiden – oder ob ungenannte Mächte es für uns besorgen? Ob wir uns treiben lassen können oder sollen, weil eine Flut uns mitnimmt?
An sich meint der Frager Harmloseres: Du reagierst auf einen Einfluss. Du veränderst dich vielleicht sogar. «Welche Wirkung hat das auf dich?» Doch aussagen tut er: Du unterliegst einem Einfluss. Der hat dich im Griff, macht mit dir, was er will. Die Umstände agieren, der Mensch nicht. Sollten wir uns nicht aus solchen Ohnmachts-Vorstellungen lösen, uns eher fragen: «Was machen die mit uns?» – und «die» mag die Vorstellungen meinen, vor allem aber die nur scheinbar anonymen Akteure, Gruppen, Organisationen, Firmen, kurz: die Mächtigen unserer heutigen Welt. Nennt sie selber!
*Dazu die Stilblüte des Tages: «Jetzt braucht es einen guten Kopf, der hinsteht und die Sache an die Hand nimmt.»