Vierzehn Jahre gehe ich nun schon zur Schule – das ist über die Hälfte meines ganzen Lebens! Und mindestens vier weitere werden noch folgen. Am Ende meines Studiums werde ich dann wohl einiges im Kopf haben, oder sollte es zumindest, so viel wie mir da eingehämmert wurde.
Und doch: es gibt noch so viel zu lernen! Damit meine ich nicht Gesetzesartikel oder juristische Theorien, sondern Dinge, die mir weder ProfessorInnen noch das Obligationenrecht beibringen können. Meine Eltern sagen stets: «Du lernst fürs Leben!» Da kann ich nicht zustimmen, denn wenn ich in meiner Profikarriere als Schulbank-Drückerin etwas wirklich verstanden habe, dann ist es die Tatsache, dass sich das wahre Leben nicht aus Büchern ergründen lässt. Es findet ausserhalb der Hörsäle statt, fernab vom Schreibtisch und der Bibliothek.
Natürlich ist es wichtig zu verstehen, wie die Welt um uns herum funktioniert. Aber ich kriege noch lange keine Schmetterlinge im Bauch, nur weil ich weiss, welche Hormone für sie zuständig sind. Ich werde Französisch nie richtig beherrschen, wenn ich es nur im stillen Kämmerlein lerne, statt es mit Menschen zu sprechen. Ich werde kein Land der Welt wirklich verstehen können, bis ich es bereist habe – allen Geographiebüchern zum Trotz. Und was die liebe Mathematik angeht … tja, ich glaube da bringt keine praktische Erfahrung mehr Licht ins Dunkel.
In der Gesellschaft herrscht ein grosser Leistungsdruck, und eine gute Ausbildung mit einem möglichst hohen Abschluss zu haben, scheint Voraussetzung für ein glückliches Leben zu sein. Was uns am Ende bleibt, sind weder unser Titel noch die Noten aus dem Abschlusszeugnis. Vielmehr sind es Erinnerungen und Emotionen, Gerüche und Geräusche, die uns bis zum Schluss unseres Lebens begleiten werden.
Sogar meine Eltern müssen einräumen, dass sie lieber an die Zeit zurückdenken, in der sie verliebt waren, als an enge Schulbänke. Wenn ich alt bin, möchte ich nicht sagen müssen, ich hätte fürs Lernen gelebt, sondern durch das Leben gelernt.
Einen Kommetar zum Thema Lernen hat auch Paul Durrer verfasst.