Drei kompetente Frauen ringen mit den grossen Fragen unserer Gesellschaft, ausgehend vom Verhältnis der Generationen zueinander.
Am Wissenschaftscafé der Stiftung Science et Cité in der Orell Füssli Buchhandlung in Thun haben drei Fachfrauen über den Austausch der Generationen nachgedacht (10.-0.16). Wir haben beim Publikum nachgehakt und Stimmen zum Thema gesammelt.
Nach einer lebhaften Stunde unter der Leitung von SRF-Journalist Michael Sahli erlaubt sich der Zuhörer, ohne die Stimmen der drei Referentinnen – Professorin Anja Habegger (Berner Fachhochschule), Professorin Pasqualina Perrig-Chiello (Uni Bern), Jessica Schnelle (Migros-Genossenschaft) – zu unterscheiden, 6 eindrückliche Aussagen zusammenzufassen.
1. Freizeit und Komfort!
Wo stehen wir heute? Wir leben in einer Vier-Generationen-Gesellschaft, weil wir so alt werden. Mehr Möglichkeiten als je stehen uns offen; entsprechend stellen wir höhere Ansprüche – so wollen wir gern Freizeit und Komfort, aber zugleich Karriere und Verdienst.
2. Solidarische Frauen
Von Männern wird weiterhin erwartet, auch von ihnen selbst, dass sie erfolgreich arbeiten, aufsteigen. Den Frauen ihrerseits bleibt der Löwenanteil (80 Prozent) an Betreuungsarbeit; sie tragen die Solidaritäts-Leistungen nicht nur für die Jüngeren, die Kinder, sondern auch für die ganz Alten.
Das Wissenschaftscafé in Bildern
3. Die Sandwich-Generation
Diese Aufteilung gibt zu denken: Die «mittlere» Generation (etwa 40 – 64 Jahre), die sich übrigens am wenigsten als zufrieden deklariert, trägt die grössten Lasten – in ihrer «Sandwich-Situation». Während man sich um die Anliegen jüngerer Frauen kümmert, vergisst man jene. Unter ungünstigen Bedingungen kehren Familien in traditionelle Muster zurück.
4. Kinder haben? Nur mit Grosi!
Die Dienste der Grosseltern sind gefragt. Wie sehr junge Paare sich Kinder wünschen, steht in direktem Zusammenhang mit der Möglichkeit, Grosseltern zur Kinderbetreuung beizuziehen. Da gilt es dann wiederum, die Bedürfnisse der über Sechzigjährigen zu respektieren.
5. Vorbilder und Überflieger
Klappt es zwischen Generationen? Ja, wenn man Kontakte hat, einander kennt. Von vornherein interessiert man sich kaum für andere Generationen; oder man behält Wissen, Können gern für sich. Doch es zeigt sich klar, dass Alte wie Junge nur profitieren können. Wissen ist heute «demokratisiert»; die Jungen überflügeln die Alten. Wer aber etwas weitergibt, ist glücklicher. Andrerseits brauchen wir Vorbilder: Die Alten sollen sich zeigen, als solche auftreten.
6. Und das Geld?
Politik und Wirtschaft müssen bei positiven Entwicklungen mitziehen. Dazu braucht es Druck, denn alles kostet.
Die arme mittlere Generation wird immer häufiger entlastet: die dritte Generation ist noch fit und braucht keine Hilfe, sondern schaut zur vierten Generation, den Urgrosseltern. Ferner fliesst viel Geld von der dritten zur zweiten Generation. Haben die Forscher das noch nicht bemerkt?