
Text: Elisabeth Zellweger
Tom Ammann (57), Thomas Eichkorn (57) und ich, Elisabeth Zellweger, haben am 24. August 2023 an der vom ETH Wohnforum organisierten Besichtigung der Mehrgenerationensiedlung Heizenholz in Zürich-Höngg teilgenommen. Mit uns waren 17 weitere Interessierte, viele davon bereits erfahrene WohngenossenschaftspionierInnen. Aha, man bleibt also offen und interessiert – spannend! Im Folgenden erzähl ich, was mir bei der Besichtigung begegnet ist, für die Daten und Fakten zu diesem Pionierprojekt aus den 70er-Jahren empfehle ich, eine Blick auf ihre Webseite des Projekts zu werfen.
Eine Reise durch den Wohnalltag
Während ein Bewohner die Wiese im Garten im Schweisse seines Angesichts mit der Sense bearbeitet und sich dabei rund um den vollen Wäscheständer bewegt, haben wir das Glück, von den Bewohnerinnen Claudia und Salome in zwei Gruppen durch das Haus geführt zu werden und mehr über den Wohnalltag zu erfahren.


Der Weg zur Dachterrasse führte uns über die Aussentreppe, die die beiden Wohnhäuser miteinander verbindet und die Etage für Etage mit Sitzgelegenheiten und Begegnungs-Plattformen ausgestattet ist. Dass hier generationen-durchmischt gelebt wird, ist sicht- und spürbar. Von der Terrasse dann hat man einen herrlichen Blick über Zürich und auf den verwunschenen Garten mit Obstbäumen. Die Anekdote, die uns Claudia zur Terrasse erzählt, zeugt von witzigen Begegnungen und gelebtem gegenseitigen Interesse unter den MitbewohnerInnen.
Das Treppenhaus im Innern sprüht vor Kreativität. Bunt und bewegt ist der Treppengang, ein Entdeckungs-Eldorado, dessen Höhepunkt die Kugelbahn im Treppenschacht ist, die eine Gruppe von BewohnerInnen gemeinsam gebaut hat. Um das Mass der Kreativität in einem für alle verträglichen Rahmen zu halten, gibt es ein kleines Reglement dazu.
Besonders Wohnen in Clusterwohnung
Die Regel «geschlossene Türen bleiben geschlossen und offene Türen laden ein», führt uns zu einer groooossen Clusterwohnung (ca. 280 m²). So gross hatte ich mir den gemeinschaftlichen Wohn-Ess-Küchen-Spiel-Raum (Bild) nicht vorgestellt, und dass die dazugehörigen Wohneinheiten je über eine eigene Kochnische und Nasszelle verfügen, begeistert mich. Wir erfahren, dass der Wohnraum wegen seiner Grösse regelmässig auch als Kino für das ganze Haus genutzt wird. So cool.

Kreativität wird gefördert
Im Keller dann geht es vorbei an einem riesigen Veloraum, an Gemüse- und Milchschränken, die von regionalen Bauern gefüllt werden, über einen selbstverwalteten «Laden» mit Unverpackt- bis Tiefkühlprodukten, bis hin zu einer Werkstatt, die nicht nur mit Werkzeugen jeglicher Art ausgestattet ist, sondern auch mit einem 3D-Drucker und einer Malecke. Das Siedlungsherz der HandwerkerInnen und Kreativen. Die Anekdote, die Claudia uns dazu erzählt, zeigt uns, dass der 3D-Drucker äusserst nützlich eingesetzt wird, um technische Mängel im Haus zu beheben. Sehr praktisch!


Ein Gäste-Appartement gibt es ebenfalls. Dieses wird derzeit von Flüchtlingen bewohnt. Über den Haus-Chat jedoch finden BesucherInnen immer ein Plätzchen zum Übernachten.
Gemeinschaftliches
Der Rückweg in den Gemeinschaftsraum führt uns an der Eingangsterrasse vorbei, wo Thomas seinen Traum erblickt: Ein echter Pizzaofen, wie cool ist das denn?! Bei der Frage-und-Antwort-Runde im Gemeinschaftsraum erfahren wir, dass die Siedlung für richtige Pflegewohnungen zu klein ist. Alle Wohnungen können aber altersgerecht nachgerüstet werden, und wir vernehmen, dass die Solidarität unter den BewohnerInnen offenbar gross und die Unterstützung hilfsbedürftiger Personen selbstverständlich ist. Wir erfahren ferner, dass sich die BewohnerInnen in zahlreichen Arbeitsgruppen um die Angelegenheiten der Siedlung kümmern und dass es sogar eine qualifizierte Ansprechperson bezeihungsweise eine «Ombudsstelle» gibt für den Fall, dass unter den BewohnerInnen ein Konflikt ausbricht, den diese nicht selbst regeln können.


Mein Fazit
Zurück in meinen 4 Wänden merke ich, dass mir die überblickbare Grösse dieser Siedlung sehr gefallen hat. Ich habe den Eindruck, dass das Zusammenleben geregelt, aber nicht überreglementiert ist, dass Raum für Individualität und Gemeinschaft besteht und dass das Zusammenleben genauso bereichernd ist, wie dass es herrlich Raum für Lernchancen bietet 😉.

Erstaunlich gute WG, gut und verständlich beschrieben und illustriert. Bereichernd für LeserInnen. Danke und weiter so!