Die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens begann 1948, als sich Walter Schmutz senior mit einer fahrbaren Brennholzsäge selbständig machte. Über 70 Jahre später ist es ein Unternehmen mit rund 30 Mitarbeitenden, einem riesigen Fahrzeug- und Maschinenpark, und die orangefarbenen Firmenautos sind über Thun hinaus bekannt. Kaufmännischer Leiter ist Franco Schmutz, der jüngste der drei Brüder, die die operative Leitung übernommen haben. Verwaltungsratspräsident ist der Vater, Alfred Schmutz.

Franco hält fest, dass er die erste wichtige Entscheidung bereits mit 17 Jahren treffen musste. «Ein bisschen früh, auch wenn wir Söhne grundsätzlich bereit waren, in die Firma einzutreten und sie einmal zu übernehmen». Er hat die Handelsmittelschule mit Berufsmaturität, anschliessend ein Praktikum bei der SBB absolviert, bevor er im Büro des Betriebes eingestiegen ist. Erst mal als normaler Kaufmann, mit Korrespondenz und allem was in einem Büro so anfällt.

Berufsbegleitend dann das Wirtschaftsstudium, das ihn optimal vorbereitet hat auf seine Tätigkeit als kaufmännischer Leiter. Leiter im Dreierteam mit seinen Brüdern, die fünf und acht Jahre älter sind als er. Entscheidungen werden gemeinsam gefällt, oft kritisch hinterfragt von Vater Alfred, auf dessen fast 50-jährige Berufserfahrung sie sich gerne stützen. Bruder Sandro ist für den Bereich Kran und Transport, und Tino für den Kanalunterhalt zuständig.
Heikle Personalentscheide
Schwierige – oder falsche Entscheidungen? Er möchte nicht den Eindruck erwecken, dass sie nie falsch entscheiden würden. In einem so dynamischen Umfeld komme es vor, dass Entscheidungen gefällt würden, die später zwar nicht als falsch, aber vielleicht nicht optimal erscheinen. Die schwierigsten Entscheidungen seien die im Personalbereich. «In einem Familienbetrieb wie dem unseren sind die Mitarbeitende keine Nummern, wir kennen sie und versuchen auf ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen.
«Für uns ist es wichtig, dass Personalentscheidungen von den Mitarbeitenden mitgetragen werden. Das wirkt sich positiv auf die Unternehmenskultur aus.»
Franco Schmutz
Früher waren wir jeweils froh, wenn uns der Vater unpopuläre Entscheide abnahm. Es sind Entscheidungen, die wir nicht leicht fällen, die wir gut überdenken; etwa bevor jemandem mitgeteilt wird, dass er nicht mehr ins Team passt, den Anforderungen nicht gerecht wird, entlassen werden muss. Das sind Entscheidungen, die mich immer noch „erhudlen“, sagt Franco Schmutz.
Glücklicherweise sind das Ausnahmen. «Bisher mussten wir noch nie Leute entlassen, weil wir nicht genügend Arbeit hatten. Wir stellen nicht Leute «auf Vorrat» ein, die wir bei schwächer werdender Konjunktur wieder entlassen. Das passt nicht zu unserem Verständnis eines Familienbetriebes. Wir geben ihnen die Gewissheit, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben, und wir können uns auf gute Mitarbeitende verlassen, die bei grossem Arbeitsanfall auch mal ein, zwei Stunden länger arbeiten.»

Auch bei Neueinstellungen wird darauf geachtet, dass jemand ins Team passt. Zuerst müsse jemand zwingend «schnuppern», damit er/sie einen Eindruck erhält. Ob dann jemand eingestellt wird, entscheidet nicht allein die Geschäftsleitung, sondern das jeweilige Team bestimmt mit. «Für uns ist es wichtig, dass solche Entscheidungen von den Mitarbeitenden mitgetragen werden, was sich schlussendlich positiv auf die Unternehmenskultur auswirkt.»
Hohe Ansprüche
Die MitarbeiterInnen müssen persönlich ausgebildet werden: «Vor allem im Kanalunterhalt ist es nicht so, dass man einfach nur einen Schlauch reinschieben kann. Neu gibt es eine dreijährige Ausbildung «EntwässerungstechnologIn», aber da gibt es noch nicht viele Absolventen. Wir würden auch Frauen beschäftigen, haben sogar eine separate Garderobe eingerichtet, aber bisher haben Frauen wenig Interesse gezeigt.»
Eine nachhaltige Entscheidung sei gefällt worden, als in Fahrzeuge für das Wasserrecycling investiert wurde. «Das Schmutzwasser wird direkt auf dem Fahrzeug aufbereitet, so dass es zurück in die Kanalisation gegeben werden kann. Für uns war klar, dass das wichtig für die Umwelt ist und Wasser spart.»
«Ein Grundsatz unserer Entscheidungsfindung lautet: Eine schlechte Entscheidung ist längst nicht so schlecht wie keine Entscheidung; weitreichende Entscheidungen werden sorgfältig und gemeinsam gefällt.»
Franco Schmutz
«Unser Wachstum ist langsam und gesund. Möglichkeiten, in andere Bereiche vorzustossen, andere Firmen zu übernehmen, lassen wir lieber bleiben oder prüfen sie sehr kritisch. Unser erwirtschaftetes Geld ist nicht zum Spekulieren da, sondern um Löhne zu bezahlen und in die Infrastruktur zu investieren. Wir fahren damit sehr gut. Ein Grundsatz unserer Entscheidungsfindung lautet: Eine schlechte Entscheidung ist längst nicht so schlecht wie keine Entscheidung; weitreichende Entscheidungen werden sorgfältig und gemeinsam gefällt.»
Als persönliche Grundsätze fügt Franco Schmutz an: «Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.» (Konfuzius) und «Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.» (Molière)
Erfahrungen von Entscheidungsträgern
Franco Schmutz, der Firmenchef: hier lesen.
Raphael Lanz, der Stadtpräsident: hier lesen.
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