Ob in der Budgetplanung, beim Festlegen oder Ändern von Regeln und Gebühren, für Wirtschaftsförderung oder Kulturpflege: Überall da hat ein Stadtpräsident mitzureden oder zu bestimmen. Trotz vollem Terminkalender nimmt sich der SVP-Politiker Zeit , die Fragen zu beantworten. Dieser Entscheid ist wohl, im Gegensatz zu demjenigen, das Amt des Stadtpräsidenten anzutreten, weniger schwierig.
Jeden Tag fällt er Entscheidungen. Einige betreffen nur ihn, andere eine ganze Stadtbevölkerung. Mit dem Ziel, in Thun etwas zu bewegen, nimmt der heute 52-jährige Thuner eine Funktion ein, mit welcher er die Entwicklungen seiner Stadt beeinflusst. Für einen Stadtpräsidenten gilt es Probleme zu lösen und neue Projekte aufzuziehen.
Inspirationen auf der Jogging-Runde
Im Gespräch teilt der ehemalige Jurist mit, dass er während einer Jogging-Runde Inspiration und klare Gedanken fasst. Auf eine Idee folgen einige Abklärungen, bis dann der ausgearbeitete Grundgedanke als formeller Antrag im Gemeinderat präsentiert wird. Im besten Fall wird der Antrag ohne Einwände angenommen, was aber natürlich nicht immer der Fall ist. Hat ein Gemeinderatsmitglied Bedenken, kann es diese äussern, Fragen stellen oder weitere Angaben verlangen. Raphael Lanz, der gerne Lösungen moderiert, meint, dass durch die Anregungen seiner GemeinderatskollegInnen interessante Diskussionen entstehen – und daraus idealerweise Ergänzungen zum Antrag, wodurch das Projekt besser und durchdachter wird. Mit einer Abstimmung wird schliesslich entschieden, ob der Antrag ans Parlament weitergereicht wird.
Komplexe Entscheidungswege
Es ist nicht eine einzelne Person, die für alles Gute oder Schlechte verantwortlich ist, sagt Lanz; es sind immer mehrere Leute, die hinter einer Entscheidung stehen. Das wird auch am Beispiel des Solidaritätsfonds für Corona-Hilfe der Stadt Thun klar. Der Fonds entstand nicht durch einen alleinigen Entscheid des Stadtpräsidenten. Dieser hat zwar mit dem Entscheid, diese Hilfeform dem Gemeinderat vorzuschlagen, einen Grundstein gelegt, doch dann musste der Gemeinderat überzeugt werden, den Vorschlag auch dem Stadtrat, also der Legislative, zu unterbreiten. Alle Instanzen haben die Möglichkeit einzugreifen, wenn sie es für nötig halten. Es ist nicht einfach, Politiker zu sein, und Raphael Lanz meint selbst, als Politiker könne man es nicht allen recht machen. Sein Ziel ist es aber, dass auch diejenigen, die nicht einverstanden sind, sich von ihm abgeholt und verstanden fühlen. Es ist ihm wichtig, alle ernst zu nehmen.
«Es ist nicht eine einzelne Person, die für alles Gute oder Schlechte verantwortlich ist – es sind immer mehrere Leute, die hinter einer Entscheidung stehen.»
Raphael Lanz, Stadtpräsident
Erfahrungen von Entscheidungsträgern
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