
Lieber Mäse, woher kommst du?
Mit Blick auf den Thunersee und nahe am Waldrand erlebte ich zusammen mit meinen beiden Schwestern eine wunderschöne Jugend. Meine Eltern lebten uns die Liebe zur Natur und zu den Bergen vor, dabei legte unser Vater immer sehr grossen Wert auf eine sorgfältige Reiseplanung. Ob auf Ski- oder Bergtouren, sowie bei Reisen mit dem VW-Joker-Bus wussten wir immer ganz genau, wo es hingeht und was es zu beachten gibt. Diese Sorgfalt prägte mich auch für das jetzige Leben. Schon als Leiter in den Jugendlagern und zusammen mit meinen Freunden beim Freeriden übernahm ich gerne Verantwortung.
Als ich 14 Jahre alt wurde, schenkten mir meine Eltern eine Filmkamera, sie öffneten mir damit eine Türe. Amerikanische Filme über junge, waghalsige SkifahrerInnen in frisch verschneiten Hängen und Wäldern wurden so zu unseren Vorbildern. Zusammen mit meiner Kamera und meinen Freunden versuchten wir diese nachzuahmen. Selbst gebaute Schanzen und von Hand präparierte Pisten dienten uns damals als Übungshänge. Dabei ist meine erste 30-minütige Filmgeschichte entstanden.

Während der Lehre zum Hochbauzeichner lernte ich immer mehr gleichgesinnte BergfreundInnen kennen. Mit ihnen zusammen konnte ich mein Hobby zun Beruf machen. Mein damaliger Lehrmeister fragte mich nach erfolgreichem Lehrabschluss und meiner Kündigung: «Kann man denn mit Filmemachen Geld verdienen?» «Wenn du gut bist, schon», war darauf meine kühne Antwort. Am Anfang waren es einfache Werbefilme, Reportagen für Hersteller von Bergsportartikeln und auch für diverse Tourismus-Organisationen, die meine Dienste in Anspruch nahmen. So durfte ich zwei bekannte Bergsteigerinnen bei einer Expedition nach Kashmir begleiten und filmen. In einem kanadischen Wintersport-Ort durfte ich ein halbes Jahr lang Skicracks im Powder-Rausch dokumentieren. Schritt für Schritt wurde ich so immer bekannter.
Wo stehst du heute?
Manchmal braucht es auch ein wenig Glück. Einer meiner Freunde und Auftraggeber arbeitete ab und zu für SRF. Für ihn konnte ich am Anfang die etwas leichteren News-Aufträge ausführen. Der Startschuss in die «Reportage-Welt» war sicherlich der Assistenz-Job bei «SRF bi de Lüt» und «SRF Wunderland». Auch an der Ski-WM in St. Moritz und am Lauberhornrennen übernahm ich teilweise die Kamera. Während der Coronazeit durfte ich für ein halbes Jahr die SRF-Korrespondentin in China als verantwortlicher Kameramann begleiten: eine unbezahlbare Erfahrung in menschlicher, wie auch in fachlicher Hinsicht. Heute arbeite ich als freischaffender Kameramann zu etwa 70 Prozent für das Schweizer Fernsehen, die restliche Zeit jedoch immer noch für eigene Projekte.
Wo gehst du hin?
Die Welt hat sich auch für uns FilmerInnen stark verändert. Dort wo uns früher ein Helikopter zum Ort des Geschehens brachte, gehen wir heute vielfach zu Fuss. Gerade in diesem veränderten Umfeld will ich weiterhin Geschichten erzählen. Nachhaltigkeit ist dabei zum Kernthema geworden. Gefragt sind ehrliche, authentische Reportagen. Eine persönliche Zukunftsplanung ist dabei nicht wirklich möglich, mein Leben bleibt und ist organisch.
