Text: Barbara Wasser
In vielen Lehrbüchern der Oekonomie steht in der Einführung: «Es ist Aufgabe der Wirtschaftslehre zu untersuchen, wie die Mittel zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse am sinnvollsten hergestellt, verteilt, ge- oder verbraucht werden.» (1)
Das tönt gut und lebensfreundlich.
ABER: Funktioniert die Wirtschaft so? Kümmert sie sich darum, dass alle bekommen, was sie zum Leben brauchen? Dass das Zusammenleben der Menschen und aller Lebewesen auf unserem Planeten gelingt?
Tatsächlich und leider ist die Situation eine andere: im Zentrum stehen Angebot und Nachfrage, Profit und stetiges Wachstum, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Wirtschaft hat die Basis ihres Wirkens aus den Augen verloren, sie hat vergessen, worauf sie fusst: einerseits auf einer intakten Natur und andererseits auf einer Gesellschaft, die sich um diejenigen kümmert, die der Fürsorge bedürfen.
Wo bleibt im heutigen Wirtschaften die Sorge für das menschliche Leben, für das Aufwachsen der Kinder, für die Betreuung von Alten und Schwachen? Und wo bleibt die Anerkennung all der damit verbundenen unbezahlten Arbeit?
«‹Care› bedeutet: Es ist mir nicht egal.»
Auf Englisch heisst für sich und andere sorgen «care», was auch bedeutet: Es ist mir nicht egal.
Wirtschaften unter dem Care-Aspekt heisst «eine grundsätzlich andere Sichtweise, ein Perspektivenwechsel indem wir das ins Zentrum stellen, was das Primäre ist (…): die Befriedigung der Grundbedürfnisse der Menschen und das gute Überleben für alle.» (2)
Vom ersten bis zum letzten Tag unseres Lebens brauchen wir alle Luft, Wasser, Nahrung, Wohnung, Schutz, Sinn, Zugehörigkeit und vieles mehr. Dazu braucht es die Wirtschaft, die im Sinne von gerechter und zweckmässiger Verteilung der vorhandenen Ressourcen funktionieren sollte.
Wie kann die Wirtschaft, wie sie heute besteht, in diese Richtung verändert werden? Wie kann sich die Perspektive ändern, weg von der Profitmaximierung und Ressourcenausbeutung? Wie kann «care» zum Kriterium für die ganze Wirtschaft werden? Wo ist Wirtschaft schon «care» und wie kann sie es an anderer Stelle wieder werden?
Fragen können bei dieser Suche hilfreich sein, zum Beispiel die Frage nach dem Sinn: Ist, was produziert wird, eigentlich sinnvoll und nützlich im Hinblick auf das gute Überleben aller? Was brauchen wir wirklich? Zum Perspektivenwechsel gehört auch ein veränderter Umgang miteinander: mehr Kooperation statt Konkurrenz, mehr gemeinschaftliches Denken und Handeln. Es geht darum, für sich selbst, für andere und für die Welt zu sorgen.
Die Veranstaltung «Unbezahlte Arbeit – Who cares» lädt ein, zu erkunden, was Wirtschaft auch noch sein könnte und sollte.
Quellen:
(1) Ashauer,Günter; Grundwissen Wirtschaft, Klett,Stuttgart 1973,5
(2) Doris Strahm, FAMA September 1997
Generationenforum «Unbezahlte Arbeit – Who cares?»
Am 25. und 26. Januar findet das erste Generationenforum des Jahres statt.
Das Thema: «Unbezahlte Arbeit – Who cares?»
Podiumsdiskussion
Wann: 25. Januar, 19 Uhr
Wo: Rathaus Thun
Eintritt frei, ohne Anmeldung
Workshop
Wann: 26. Janaur. 19 Uhr
Wo: Rathaus Thun
Eintritt frei, Anmeldung via forum@generationentandem.ch