Interessierte strömten in Scharen in den Schadausaal. Als ich eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung ankam, waren die Sitzplätze bereits zu etwa einem Drittel besetzt. Der Raum füllte sich schnell, und die Durchmischung der Generationen im Publikum hätte nicht besser sein können – ausser Babys und Kleinkindern waren Vertreter:innen jeder Altersstufe anwesend. Sie alle wollten den Superstar sehen und hören.
Dabei handelte es sich jedoch nicht um das Konzert eines Rockers oder einer berühmten Musikband, sondern um den Auftritt eines Einheimischen, der weltweit grosse Karriere gemacht hat – Thomas Zurbuchen. Seinen Erzählungen über die Erforschung des Universums wollten sie lauschen. Dafür, dass diese spannend werden würden, hatten viele der Zuschauer:innen selbst gesorgt, indem sie zuvor Fragen an den Gast gestellt hatten.
In den Fragen und Antworten wimmelte es von Sternen, Galaxien, Wurm- und Schwarzlöchern, Ausserirdischen und der Suche nach ihnen. Obwohl das Thema schwer vorstellbare Dinge behandelte, blieb die Sprache des ehemaligen Wissenschaftsdirektors der NASA verständlich – das schätzten einige der von mir nach der Veranstaltung befragten Personen sehr.
Mich beeindruckte am meisten, wie Thomas Zurbuchen die menschliche Komponente in seiner Arbeit und die Wichtigkeit der Weltraumforschung für unser tägliches Leben unterstrich: Der Erfolg des James-Webb-Teleskops war nur dank der Zusammenarbeit der gesamten westlichen Welt möglich. Er, als Leiter eines internationalen Teams, war stolz darauf, dass 80 Prozent der umgesetzten Ideen von seinen Mitarbeiter:innen stammten, nicht von ihm selbst. Als er die ersten vom Teleskop gemachten Bilder des Universums sah, dachte er: «Mein Team ist ein Superstar!»
Fehler passieren in den besten Firmen. Auch bei einem hochgesteckten Ziel ist es wichtig, auf jede einfache Tätigkeit zu achten, sonst geschehen solche Peinlichkeiten wie der durch abgelöste Schrauben verspätete Raketenstart. Thomas Zurbuchen wollte die Weltraumforschung den Menschen näher bringen, indem er Wettbewerbe für die Namen der NASA-Missionen und Fahrzeuge im Weltall ausschreiben liess. Der Name des Mars-Rovers «Perseverance» – «Durchhaltewille» – stammt von einem kleinen Jungen.
Die wichtigste Anwendung von Raumfahrttechnologie sieht Thomas Zurbuchen in der Transparenz der vom All gesammelten erdwissenschaftlichen Daten. Die Zugänglichkeit der Resultate für alle, die sie brauchen können, soll gewährleistet werden. Das Weltall gehört uns allen. Alle Länder sollten verantwortungsvoll bei der Erforschung des Universums vorgehen. Die Raumfahrttechnologien sollen helfen, das Leben auf der Erde zu verbessern, Sorge zu ihr zu tragen und sie für die nächsten Generationen in gutem Zustand zu hinterlassen.
Noch bevor der Masterstudiengang über Weltraumforschung und Technologie an der ETH Zürich startet, entstanden unter dem Einfluss von Thomas Zurbuchen 70 Startups in diesem Bereich. (Der Name «Startup Space» ist sichtbar an einem weissen Gebäude links von den Gleisen für alle in Zürich ankommenden Zugreisenden).
Jungen Leuten rät Thomas Zurbuchen, möglichst viel zu lernen und mutig zu sein. «Die Möglichkeiten sind grösser, als ihr denkt! Nicht alles muss von Anfang an funktionieren; dranbleiben, probieren, viele Türen öffnen.»