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Dieser redaktionelle Beitrag basiert auf einer durch künstliche Intelligenz generierten Zusammenfassung des Gesprächs «Schreckgespenst Künstliche Intelligenz?» vom 28. Oktober 2024.
Künstliche Intelligenz ist überall. Sie schreibt Texte, erstellt Bilder, übersetzt Sprachen – und dringt zunehmend auch in die Sphären von Politik und Verwaltung vor. Doch was bedeutet das für uns als Gesellschaft? Welche Potenziale bietet KI für die öffentliche Hand, und wo lauern die Risiken? Im Rahmen der Digitaltage Thun warfen Ka Schuppisser, stellvertretende Leiterin der digitalen Geschäftsstelle des Kantons Bern, und Silvan Gertsch, Leiter Stadtmarketing Thun, im Gespräch mit Moderator Elias Rüegsegger am 28. Oktober 2024 im Rathaus Thun einen Blick hinter die Kulissen dieser aufstrebenden Technologie.
Warum «Künstliche Intelligenz» der falsche Begriff ist
Eigentlich ist der Begriff «Künstliche Intelligenz» (KI) irreführend, denn KI ist nicht wirklich intelligent. Sie basiert auf Algorithmen und statistischen Modellen, die Muster erkennen und Vorhersagen treffen – ohne eigenes Bewusstsein oder Verständnis. Besser wäre es, von «Maschinellem Lernen» oder «Algorithmischen Systemen» zu sprechen, da diese Begriffe die Technologie präziser beschreiben. Trotzdem wird der Begriff «Künstliche Intelligenz» – auch in diesem Beitrag – weiterverwendet, weil er sich als gängiger Begriff etabliert hat.
Effizienter, schneller, besser?
Die Verwaltung gilt oft als schwerfälliger Apparat. Doch mit der Integration von KI könnten sich Prozesse radikal verändern. Der Kanton Bern, wie Ka Schuppisser erklärt, arbeitet bereits an innovativen Lösungen. So wird zum Beispiel künstliche Intelligenz bei der Transkription von Grossratsdebatten eingesetzt – was früher Stunden manueller Arbeit erforderte, wird jetzt innerhalb weniger Minuten erledigt – von berndeutschem Audio zu hochdeutschem Text.
Silvan Gertsch sieht grosses Potenzial in der Nutzung von KI für Medienanfragen in Thun. Eine eigene ChatGPT-Instanz könnte zum Beispiel automatisch Antwortvorschläge auf Basis interner Wissensdatenbanken generieren – schnell, präzise und effizient. Die letzte Kontrolle bleibt dabei aber natürlich in menschlicher Hand, um Qualität und Verlässlichkeit sicherzustellen.
Was ist ChatGPT?
ChatGPT ist ein KI-gestütztes Sprachmodell, das von OpenAI entwickelt wurde und 2022 breite Aufmerksamkeit erlangte. Das Modell kann Texte generieren, Fragen beantworten und Konversationen führen, indem es grosse Datenmengen analysiert und darauf basierend Antworten erstellt.
ChatGPT zählt zu den am häufigsten genutzten KI-gestützten Sprachmodellen weltweit. Im August 2024 berichtete OpenAI, das Unternehmen hinter dem Modell, dass ChatGPT über 200 Millionen wöchentliche Nutzer:innen verzeichnete.
Auch in der Kommunikationsarbeit auf Social Media hat KI bereits Fuss gefasst. Thun nutzt KI-generierte Bilder und setzt dabei auf maximale Transparenz: Die Öffentlichkeit wird stets informiert, wenn ein Beitrag mithilfe von KI erstellt wurde. Dieses offene Vorgehen stärkt das Vertrauen und minimiert das Risiko von Missverständnissen.
Wichtig ist, das betonen beide Gäste, dass KI keine Jobs ersetzt, sondern neue Rollen schafft. Mitarbeiter:innen konzentrieren sich vermehrt auf Qualitätskontrolle und die Weiterentwicklung der Systeme. So bleibt KI ein hilfreiches Werkzeug, das den Menschen unterstützt, statt ihn zu verdrängen.
Die dunklen Seiten: Datenschutz und Energieverbrauch
So spannend und nützlich KI auch sein mag, sie bringt auch einige Gefahren mit sich. Was passiert beispielsweise, wenn eine KI-gestützte Entscheidung falsch ist? Wer ist dann verantwortlich? Genau das wird aktuell heiss diskutiert.
Besonders heikel wird es, wenn sensible Daten, wie persönliche Informationen, ins Spiel kommen. In der Verwaltung dürfen solche Daten nur äusserst sorgfältig verarbeitet werden, um Missbrauch oder Fehler zu vermeiden. Mit heutigen KI-Modellen ist oft unklar, wie genau die Daten verarbeitet und gespeichert werden, was das Risiko eines Datenlecks erhöht – ein solches Leck kann und darf sich eine Verwaltung nicht erlauben. Eine mögliche Lösung wäre ein internes, besonders sicheres System – doch die Entwicklung und der Betrieb solcher Systeme sind aufwendig und teuer.
KI braucht aber nicht nur Daten, sondern auch viel Energie. Je komplexer die Aufgaben, wie das Erstellen von Bildern oder das Analysieren grosser Datenmengen, desto mehr Strom wird benötigt. Es stellt sich die Frage: Müssen wir in Zukunft vielleicht sogar spezielle Kraftwerke bauen, um diese Technologien zu betreiben? Diese Überlegungen werfen nicht nur technische, sondern auch ökologische und ethische Fragen auf.
KI für alle: Wie die Bevölkerung profitieren könnte
Auch wenn künstliche Intelligenz bereits in einigen Bereichen in der Verwaltung eingesetzt wird, zeigt das Gespräch: Die Digitalisierung der Verwaltung in der Schweiz schreitet allgemein nur schleppend voran. Viele Prozesse sind veraltet, unvollständig oder gar nicht erst digitalisiert. Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz trotz ihrer Innovationskraft in diesem Bereich zurück. Noch immer müssen viele Menschen persönlich bei Ämtern erscheinen, um selbst einfache Anliegen zu klären. Wer Online-Portale nutzt, stößt oft auf umständliche und schwer verständliche Systeme, die den Zugang eher erschweren als erleichtern.
Dabei könnte Künstliche Intelligenz (KI) genau hier ansetzen und Barrieren abbauen. Chatbots könnten rund um die Uhr Fragen beantworten, automatisierte Übersetzungen Sprachhürden überwinden und Datenanalysen Verwaltungsabläufe beschleunigen. KI bietet das Potenzial, Behörden effizienter und zugänglicher zu machen. Doch dieses Potenzial bleibt ungenutzt, wenn nicht gezielt in eine sichere und vertrauenswürdige Digitalisierung investiert wird.
Neben der technischen Infrastruktur ist aber auch eine Investition in die digitale Bildung entscheidend. Elias Rüegsegger, Geschäftsleiter von UND Generationentandem, erzählt, wie die Organisation Menschen den Zugang zur digitalen Welt erleichtert: Mit niedrigschwelligen Angeboten wie Technikhilfen und Kursen lernen auch weniger technikaffine Personen, sich im digitalen Umfeld sicher zu bewegen. Besonders ältere Generationen profitieren von dieser Unterstützung.
Erkenntnisse aus der Wissenschaft
Künstliche Intelligenz (KI) bietet vielfältige Möglichkeiten, die Effizienz und Qualität öffentlicher Dienstleistungen zu steigern. Untersuchungen aus der Schweiz, aber insbesondere auch aus anderen Ländern (z. B. aus Kanada und Estland) zeigen, dass KI folgendermassen eingesetzt werden könnte:
Automatisierung von Routineaufgaben: KI kann repetitive Tätigkeiten übernehmen, wodurch Mitarbeitende entlastet und Ressourcen für komplexere Aufgaben freigesetzt werden.
Verbesserte Entscheidungsfindung: Durch die Analyse umfangreicher Datenmengen unterstützt KI bei fundierten Entscheidungen und optimiert Verwaltungsprozesse.
Bürgernahe Dienstleistungen: Chatbots und virtuelle Assistenten ermöglichen einen 24/7-Zugang zu Informationen und Dienstleistungen, was die Bürgerzufriedenheit erhöht.
Effiziente Ressourcennutzung: Der Einsatz von KI kann den Fachkräftemangel abmildern, indem sie Aufgaben übernimmt, die bislang manuell erledigt wurden.
Quellen: Fraunhofer IAO | McKinsey | Abraxas
Damit der digitale Wandel gelingt, müssen Verwaltungen nicht nur in neue Technologien investieren, sondern auch die digitale Kompetenz der Bevölkerung fördern. Nur so können die Erwartungen an eine moderne, nutzer:innenfreundliche Verwaltung erfüllt werden.
Der Mensch bleibt unersetzlich
Trotz der beeindruckenden Fortschritte bleibt klar: Der Mensch steht im Mittelpunkt. KI kann Prozesse unterstützen, Ideen liefern und sogar Entscheidungen vorbereiten – aber sie bleibt ein Werkzeug. Persönliche Erfahrungen, soziale Interaktionen und die Verbindung zur Natur sind Werte, die keine Maschine ersetzen kann.
«Das Leben draussen in der echten Welt ist etwas, das keine KI nachahmen kann.»
Silvan Gertsch
Während KI die Reiseplanung optimieren kann, wird der Ausblick auf die Malediven vom heimischen Keller aus wohl nie das echte Erlebnis ersetzen. Wie ein Podiumsteilnehmer es treffend formulierte: «Das Leben draussen in der echten Welt ist etwas, das keine KI nachahmen kann.»
Wer unterstützt die Veranstaltung?
Der Anlass findet im Rahmen der Digitaltage Thun statt und ist für die Bevölkerung kostenlos. Die Teilnahmekosten werden vom Wirtschaftsraum Thun übernommen.