Lange wurde die Gesellschaft von Rollenbildern geprägt. Die Frau am Herd, die den Haushalt zu übernehmen hat, und der Mann als jener, welcher die Brötchen nach Hause bringt. Diese Bilder scheinen mittlerweile veraltet. Doch immer noch sehen wir uns vor vielen Unterschieden zwischen Mann und Frau in der Gesellschaft. Ob über Lohngleichheit, Vaterschaftsurlaub oder Rentenalter, alles politische Debatten, die heiss diskutiert werden.
Doch uns geht es ums Individuum! Ruth Gehrig (72) und Mara Ludwig (19) diskutierten am 27. April 2021 im Generationentalk gemeinsam ihre Erfahrungen als Frauen im Wandel der Zeit. Jovana Nikic (21) moderierte den Talk.

Mara Ludwig (19), eine junge emanzipierte Frau, ist keine Unbekannte bei UND Generationentandem. Ob in der Fotoredaktion oder vor der Kamera als Moderatorin des Generationenslams – sie hat’s in sich! Im Generationentalk über das Frausein im Wandel der Zeit ist sie aber nun Gast auf unserer Bühne.

Mit Ruth Gehrig (72), einer pensionierten Lehrerin, mehrfachen Mutter, Grossmutter und Rentnerin, welche sich in der Flüchtlingshilfe engagiert, tausch sich Mara aus. Denn obwohl Generationen sie trennen, verbindet Ruth und Mara eine Eigenschaft stark: das Frausein. Doch sie sind sich einig, das Frausein ist nur eine Facette des Menschseins. In erster Linie sind sie Menschen.

Bild: Daniel Roth
«Das Frausein bedeutet für mich, damit spielen zu können, eine Frau zu sein», wirft Mara in die Runde. Starre Rollenbilder sollen sich auflösen, aber nicht nur in eine Richtung, so Ruth. «Frauen sehen sich heute oft grossem Stress ausgesetzt», gibt Ruth zu bedenken. So berichtet sie darüber, dass es auch okay sein soll, in der Rolle der Mutter aufzugehen oder nur Karriere zu machen. Ruth appelliert an die Frauen, das zu tun, was sie wirklich wollen, statt zu meinen, sie müssten allen Rollen gerecht werden.

Bild: Daniel Roth
Beide sind sich ebenfalls darin einig, dass die Gesellschaft gerade in der Frage der Lohngleichheit noch einiges aufzuholen hat. Ob sie wegen des Frauseins schlechter behandelt würden, fragt die Moderatorin. Ruth meint dazu: «Ich habe immer eine optimistische Einstellung gehabt. Ich hätte nie bemerkt, dass mir weniger zugetraut wurde als den Männern, aber das ist nur meine individuelle Sicht!»

In der Retrospektive fällt Ruth aber ein, dass Mädchen zu ihrer Schulzeit keine Jeans tragen durften. Das hätte sie aber nie wirklich betroffen, wie sie uns später erzählt. Mara kann sich das alles nur schwer vorstellen. Die junge Frau spielt gerne mit verschiedenen Facetten ihres Seins: ob mal unisex, ob mal reizend; unvorstellbar für sie, dass sie das nicht dürfte wegen schulischer Verordnungen.

Auf die Frage, ob Frauen sie geprägt haben, meinen beide, dass es die Mütter waren. Interessant hierbei ist Ruths Erzählung darüber, dass sie in einem relativ emanzipierten Haushalt aufgewachsen sei. Dass aber auch sie ein veraltetes Rollenbild intus hatte, zeigt sich in ihrer Schilderung, wie sie sich dafür schämte, wenn die Mutter mit dem Auto fuhr. Nochmals Frauwerden in heutiger Zeit, sieht Ruth kritisch. Viele Rollen und viel Stress scheinen das Frausein heute zu erschweren. Neben einem guten Austausch trafen sich aber nicht nur zwei Frauen, sondern zwei Gleichgesinnte. Ein Erfolg auf allen Ebenen.

Jovana Nikic (Mitte). – Bild: Daniel Roth