Der Generationentalk zum Nachschauen und Nachhören
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«Hüt am abee schwinge mir dChochlöffel»: Damit begrüsst Moderator Luc Marolf zum Generationentalk «Mit Herz am Herd», der am 28. Mai 2024 bei idealem Frühlingswetter im Innenhof des Berner Generationenhaus stattfand. Seine Gäste: der bekannte Fernsehkoch René Schudel (47) und die amtierende Kocheuropameisterin Celine Maier (21) – sie ist für dieses Gespräch, und damit sie ihre Familie überraschen kann, extra aus Italien angereist, wo sie aktuell in einem kleinen Restaurant in der Toskana kocht.
Keine Lust auf Kochen?
Laut dem Bundesamt für Statistik nimmt die Anzahl Köch:innen laufend ab: Im Jahr 2012 schlossen noch 1’750 Personen eine Lehre als Köch:in ab, 2022 sind es nur noch 1’150 Personen. Warum ist das so? Für Celine Maier und René Schudel gibt es zwar aktuell keine Alternative – Köchin sein ist ihr Traumberuf und, wie René Schudel meint: «Ich kann auch nichts anderes» –, trotzdem zeigen sie grosses Verständnis dafür, dass die Kochlehre für viele junge Menschen unattraktiv ist. «Es ist ein anstrengender Beruf, bei dem die Vereinbarkeit mit der Familie herausfordernd ist», meint Celine Maier.
«Sind denn junge Menschen einfach fauler?», fragt Luc Marolf darauf etwas provokativ. Die beiden Gäste und das Publikum lachen, obschon das natürlich ein Vorwurf ist, den insbesondere die Generation Z (1996-2010) immer wieder zu hören bekommt. René Schudel widerspricht diesem Vorwurf klar und erzählt, wie er am Greenfield Festival in Interlaken immer bewusst mit jungen Lernenden zusammenarbeitet. «Die sind alles andere als faul», betont er und drückt Bewunderung für die jungen Generationen aus, denn sie müssen sich, so René Schudel, in einer Zeit zurechtfinden, in der die Möglichkeiten fast endlos sind und alles unglaublich schnell gehen muss.
Der Konsum wird extremer
Das Konsumverhalten hat sich in den letzten Jahren stark verändert – zumindest scheint es so. Ein Drittel der Produkte in Lebensmittelläden sind heute Spezialprodukte: glutenfrei, laktosefrei, zuckerfrei, vegan – die Kategorien sind fast endlos. «Wir haben ein sehr problematisches Konsumverhalten», sagt René Schudel, «alles wird extremer. Die einen essen nur noch Fleisch, die anderen nur noch Gemüse und die dritten essen gar nichts mehr.» Seine Ausführung scheint etwas übertrieben, aber sie trifft den Kern der Essensproblematik.
«Egal, was oder wie ich koche. Die Qualität der Produkte muss einfach stimmen.»
Celine Maier
Die Meinungen darüber, was gesund ist – sei es für den Menschen oder die Umwelt –, gehen aktuell so stark auseinander, dass man fast nicht mehr darüber sprechen kann. Für Celine Maier ist klar: «Egal, was oder wie ich koche. Die Qualität der Produkte muss einfach stimmen.»
Podcast-Tipp: Die Klimakrise auf dem Teller oder: Der Kampf um die Bratwurst
Wollen wir den Turn bei der Klimakrise schaffen, muss vieles umgekrempelt werden. Die Ernährung für alle auf diesem Planeten sicherzustellen und dies auch noch ökologisch ist eine gewaltige Herausforderung. Wie können diese Herausforderungen angegangen werden? Darum ging es am Generationenforum «Klimakrise auf dem Teller» – hier kann es nachgehört und nachgeschaut werden.
Früher und heute
«Heute sehen Küchen zum Teil aus wie Raumschiffe»: Mit diesem Satz lanciert René Schudel die Diskussion darüber, wie sich das Kochen in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert hat. «Vieles macht man auch heute noch gleich», sagt Celine Maier dazu, «ich schmore genau gleich, wie meine Grossmutter damals geschmort hat – einfach in einem anderen Ofen.» Die Kochtechniken sind also dieselben geblieben, nur die Geräte haben sich verändert. Und diese Entwicklung hat auch keinen Einfluss auf die Qualität des Essens, auf den Geschmack. «Gute Küche braucht einfach Zeit, das war früher so, das ist heute so», ergänzt René Schudel dazu.
«Vieles macht man auch heute noch gleich»
Celine Maier
Das Lieblingsgericht zum Abschluss
Ein Koch oder eine Köchin hat sicher ein Lieblingsrezept, oder? Für Celine Maier ist diese Frage herausfordernd. Sie kocht gerne herzhaft, sie liebt die Schweizer Küche. Ihr aktuelles Lieblingsrezept: «Älpler Makronen mit viel Zwiebeln… und wenig Kartoffeln.»
«Beim Kochen steht man nur eine kurze Zeit tatsächlich am Herd.
René Schudel
Für René Schudel ist die Antwort einfacher: «Ich esse gerne auswärts, aber wenn ich Zeit habe, dann nehme ich mir eine reife Tomate, Parmesan, Meersalz, Olivenöl und ein gutes Sauerteigbrot – das ist für mich das Beste.» «Und das ist Kochen?», fragt Luc Marolf etwas verwundert. «Genau, das ist Kochen», betont René Schudel, «beim Kochen steht man nur eine kurze Zeit tatsächlich am Herd. Das Wichtigste ist, dass ich die beste Tomate finde.»
Was ist der Generationentalk?
Zwei Generationen – ein Thema: Das ist der Generationentalk von UND Generationentandem. Jung und Alt diskutieren miteinander über brisante Themen aus Gesellschaft und Politik. Der Talk dauert zwischen 30 und 45 Minuten und wird von jungen Moderator:innen gestaltet. Danach hat das Publikum die Gelegenheit, sich an der Diskussion zu beteiligen. Alle Talks sind als Podcast nachzuhören: Ein generationendurchmischtes Redaktionsteam sorgt für die professionelle Aufzeichnung mit Ton, Bild und Text. Alle Talks sind dann hier als Podcast nachzuhören.
Förderung
Die Burgergemeinde Bern, die Stadt Bern und die Gesellschaft zu Zimmerleuten fördern den Generationentalk 2024.