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Der Generationentalk vom 25. Februar fiel mit mehreren Neuerungen auf. Erstmals moderierte UND-Mitglied Lara Thurnherr (19) das Format im Berner Generationenhaus von UND Generationentandem. Zudem fand der Talk in der renovierten CaféBar 2 statt. Noch etwas Besonderes. Die Talkgäste gaben ihre satirische Kunst zum Besten: der Satiriker Heinz Däpp und der Basler Slam-Poet Dominik Muheim.

Dominik Muheim (27) wurde aus Versehen Primarlehrer, ist aber mittlerweile Kabarettist, Slam-Poet und Geschichtenerzähler. Er tourt durch Kleintheater und schreibt Morgengeschichten für Radio SRF 1.

Heinz Däpp (78) ist Satiriker und war Journalist. Jahrelang machte er satirische Wochenrückblicke «auf den Polit-Alltag» im Radio – heute ist er auf Kleinkunstbühnen unterwegs.

Bild: Lisa Essig
Normalerweise beantworten sie Fragen; diesmal gaben sie zudem eigene Texte zum Besten, darum «stand-up»: Heinz Däpp (78) einen ländlichen Dialog zur Frage, ob’s andere Parteien als die … gebe – volkstümelnd bissig; Dominik Muheim (27) einen schlicht amüsanten Text über 500 Gramm Kompost-Würmer – der überraschend ins Politische mündete.

Heinz Däpp berichtete als Journalist lange ernsthaft über «den Ernst der Lage», bis er sich selbst nicht mehr ganz ernst nehmen konnte. Heute, da Journalismus gefragt sei, der sich gut verkaufe, hält er seine Satiren, seine Polit-Programme für sinn- und wirkungsvoller. Dominik Muheim hat seine Primarlehrer-Zeit inspirierend gefunden, weil sie ihm unzählige Geschichten zutrug; solche hat er dann geschrieben – und daraus ist das Slammen, mit dem Wechsel auf die Bühne, erwachsen.
Was kann, was darf die Satire?
Zentral ist für beide Gäste der positive Elan. Nach Erich Kästner seien Satiriker Schulmeister, aber auch Idealisten. Mit Humor bringen sie Botschaften an, die so besser wirken. Humor, sagt Heinz Däpp, «lockert, macht verletzlich, bewahrt vor Fanatismus». Er rühmt die Kleinkunst-Szene, in der es keinen Neid, wenig Berührungsängste gebe. Ähnliches berichtet Dominik Muheim von seiner Szene, der «Slamily», in welcher viele Stile sich versuchen dürfen, ob satirisch oder harmloser. Beide hegen Vorbehalte gegenüber unpolitischer – heute überhandnehmender – Comedy.
Was geht nicht? Für Dominik Muheim sicher Witze über Schwächere, über Randgruppen – da steuere man auf Mobbing zu. Auch Heinz Däpp hält sich an Grenzen, will sein Publikum nicht vor den Kopf stossen. Tucholsky hat geschrieben, Satire dürfe alles – «ja, aber sie sollte nicht alles». So respektiert Däpp zentrale Glaubensinhalte jeglicher Religion.

Allerdings: Satire, die allen gefallen wolle, sei wertlos – das hat auch Dominik Muheim bald erkannt. Sie richtet sich ja vorweg an oder gegen die Mächtigen. Sie muss manchmal den Bogen überspannen. Das Publikum ist zumeist bereit, einiges entgegenzunehmen. Selbst Politiker ertragen viel – am meisten protestieren die, welche nicht drankommen. Für den Kabarettisten ist’s aber auch gut, wenn nicht alle auf seiner Seite stehen, wenn’s Widerspruch gibt. Man kann mit ihm nicht einverstanden sein und ihn trotzdem lustig finden. «Warum wird in der Politik so wenig gelacht?», fragt Heinz Däpp. Satiriker müssen ihre Sache verständlich rüberbringen; vor allem müssen sie lachen können.
Als Zugabe trägt Däpp einen Dialog zweier gealterter Männer vor, deren Gedächtnis gelitten hat. Das ist realistisch, lustig und selbstironisch zugleich.
Der nächste Talk

Generationentalk: Leben im Rollstuhl
Wann: 31. März, 19 Uhr
Wo: WAGkafi, Haus 10, Hännisweg 10, 3645 Gwatt