Das bedeutet uns Geld: Katharina Pfanner und Mara Brügger berichten

Sie denken über das liebe Geld nach: Katharina Pfanner und Mara Brügger schreiben darüber, was es ihnen bedeutet.

«Wir sollten so vieles tun!» – Bild: Elias Rüegsegger

Ja, ich weiss schon

Mara Brügger (19)
«Du musst besser auf dein Geld achten», sagt Mama. «Gib nicht so viel Geld aus für Kleider», sagt Papa. «Ich kann dir Geld leihen, mit Zins», sagt mein Bruder.
Ich kaufe zu viel Essen, zu viele Kleider. Aber ich muss doch was zum Anziehen haben. Und es hat so viele gute Angebote. Wie soll ich denn da widerstehen? Ich beschenke meine FreundInnen oft. Zu oft? Aber ich möchte ihnen doch zeigen, dass sie mir wichtig sind. Zum Geburtstag, an ihrem Namenstag, zu Weihnachten, zu Ostern, zum Valentinstag und an anderen besonderen Tagen. Und ich «käfele» zu viel. Aber «käfele» ist doch das Beste, was es gibt.
Ich war zwar nur selten in Thermalbädern und Seil- und Vergnügungspärken, aber eben doch zu oft. Ja, ich weiss. Ich habe zu viele unbezahlte Rechnungen. Ich gönne mir zu oft Ferien, die ich nicht bezahlen kann. Ich möchte doch etwas erleben, die Welt entdecken, FreundInnen fürs Leben finden, meine Geschichte schreiben, an Orte gehen, an denen ich noch nie war. Ich möchte die Welt bestaunen. Ich möchte neue Sprachen lernen, neue Menschen treffen und neue Lieblingsorte finden. Ich möchte glücklich sein.
Doch dafür brauch ich dieses Etwas, das alle brauchen. Von dem alle mehr haben wollen. Es ist das, was die Welt beherrscht. Es ist das, was Menschen zu Ungeheuern macht, gierig, weil es nie genügt. Es ist überall. In allem, was wir besitzen, in allem, was wir sehen und anfassen. Dieses Etwas bestimmt über uns. Verändert uns. Wer mehr hat, hat mehr, ist mehr wert. Nicht wahr?
Die, die mehr haben, können mehr. Sie tun ja auch mehr dafür, sind fleissiger. Die, die weniger haben, können weniger. Haben weniger Möglichkeiten. Doch so ist es richtig, nicht wahr? Ja, natürlich ist es das. Klar.
Ich weiss, ich bin auch so. Ich will auch mehr. Wir sind alle gleich. Wir wollen alle mehr. Wieso tun wir nur so, als wären wir so verschieden? Wir sollten teilen, nicht so egoistisch sein. Wir sollten so vieles tun, was wir nicht tun. Füreinander sorgen. Füreinander da sein. Einer für alle, alle für einen. – Ja, ich weiss schon. ☐


«Geld ist Materie», sagt Katharina Pfanner. – Bild: Mariëlle Schlunegger

Geld ohne Geist

Katharina Pfanner (57)

Geld hat keinen Geist, keinen Esprit. Geld ist Materie, die vom einen zum anderen wechselt und dabei laufend ihre Gestalt ändert. Geld ist Metall und Papier, wird dann zum Buch, wandelt sich zum Lohn, mutiert zu einem Pack «Hörnli» oder zu Steuern, wird zum Kampfjet oder zur Dividende.
Als Kind konnte ich es kaum ertragen, dass ich jeden Batzen, der mir etwas Schönes ermöglicht hätte, ins Kässelimonster mit den spitzen Zähnen stecken musste – für später. Auch heute sagen mir tausend Franken, die auf einem Bankkonto herumliegen, nichts. Aber ich freue mich über tausend Franken in Form eines Bildes, dessen Farben mich begeistern und das mich inspiriert.
Geld sei Energie, meint eine Freundin. Es komme darauf an, wie sie eingesetzt werde. Investiere ich Geld-Energie in Projekte, die mir Rendite bringen sollen, laufe ich Gefahr, dass dieses Geld dazu beiträgt, Menschen, Natur und Ressourcen auf unserem Planeten auszubeuten. Geld bringt auch die Versuchung mit sich, es für Dinge zu verschwenden, die oft nur kurzfristig Freude bereiten – ich kenne das nur zu gut. Und ich kenne auch die Vorgabe, Geld nicht anzutasten, weil heute zu sparen bedeute, in der Not zu haben. Das eine laugt mich in der Sinnlosigkeit aus, das andere gibt nur scheinbare Sicherheit.
Eine andere Überzeugung meiner Freundin lautet: Alles, was ich aussende, kehrt früher oder später zu mir zurück. Geld, das ich für gute und nachhaltige Sachen wie Bio-Produkte und Organisationen wie Médecins Sans Frontières ausgebe, würde demnach als etwas Gutes zu mir zurückkehren.
Das tut es und sogar sehr unmittelbar! Wenn Menschen in grösster Not geholfen und durch eine achtsame Produktion auch der Natur gedient wird, gibt mir das ein tiefes Gefühl der Freude und Zufriedenheit. Lebloses Geld wird lebendige Energie, wenn es eingesetzt wird. Ich bestimme mit, ob Geld aufbaut, dient und nachhaltig wirkt oder ob es zerstört, ausbeutet und Leid bringt. Deshalb werde ich mein Geld auch künftig nach dieser Philosophie einsetzen – so hat Geld auch Geist. ☐


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Geld regiert die Welt? Vielleicht – ganz sicher aber die Beiträge zu diesem Schwerpunkt. Die Redaktion hat sich im Frühling 2018 vertieft: In unser Geldsystem und ganz neue Ideen.