Minimalistisch so will Leandra Weber leben

Sie schrieb einen Ratgeber für abfallfreien Konsum. Seither hat sich der Alltag von Leandra Weber verändert.

Selbstversuch Suffizienz: Leandra Weber wagte ihn. – Bild: Elias Rüegsegger

Man stelle sich ein Zimmer vor, in dessen Kleiderschrank nur die Lieblingsstücke hängen, ein Büchergestell, das mit wenigen, dafür nur den besten Büchern geschmückt ist steht nebenan. Der Kühlschrank in der Küche ist gefüllt mit frischen Lebensmitteln, von Plastik keine Spur. Was wie ein Traum klingt, ist Leandra Webers Realität. Leandra liebt das suffiziente Leben. Sie war schon immer ein genügsames Kind, wollte nicht viel besitzen, obwohl sie reichlich von allem hatte. Im Frühling 2017 schrieb sie als Maturarbeit einen Zero-Waste-Ratgeber. Das Selbstexperiment, möglichst abfallfrei zu leben, dokumentierte sie. Nach und nach stellte sie ihr Leben um. Bisher kam Leandra, wie sie feststellt, zum Glück nicht von diesem «minimalistischen» Lebensstil weg. «Gegenstände definieren mich nicht», meint sie selbstbewusst. Seit sie sich nicht mehr auf Materielles konzentriert, sind ihre Sinne auf die kleinen und schönen Dinge der Welt eingestellt. Das Licht der Sonnenstrahlen zum Beispiel und wie sie Räume zum Leuchten bringen.
Nachteile des suffizienten Lebens? Nicht sehr viele. Klar, gesteht sie ein, gehe das Einkaufen auf dem Wochenmarkt und in den «Unverpackt-Läden», wie dem «LOLA» in Bern, ins Geld. Doch dadurch, dass Leandra ihre Kleider und Bücher meistens in Brockis kauft, spart sie viel.

Einsteigen lohnt sich

Mit ihren achtzehn Jahren ist die Gymnasiastin das beste Beispiel dafür, dass die Suffizienz nicht nur von wohlhabenden, lebenserfahrenen Menschen vertreten werden kann. Ausreden hindern Menschen in Leandras Augen oft, sich diesem Lebensstil zu widmen. «Ich denke, das Wichtigste ist, sein eigenes Konsumverhalten zu hinterfragen. Dort fängt es an. Oft will man das Ergebnis schon sehen, bevor man überhaupt angefangen hat.» Das Freiheitsgefühl spüre man aber sehr bald, wenn man merke, dass die meisten Dinge, die gekauft werden, doch recht unnütz sind.

Grafik: Hansruedi Käppeli

«Minimalismus», so nennt sich der Trend, von welchem seit knapp einem Jahr die Rede ist. Doch nicht alles daran gefällt ihr: Dieses fast schon unlebendige Denken, die schwarz-weiss angeordneten Bilder in kahlen Räumen missfallen Leandra. Sie findet: «Es geht nicht nur darum, möglichst wenig zu besitzen, sondern den Wert deines Besitzes zu erkennen! Ein minimalistisches Leben darf bunt und knallig sein, jedes Objekt einzigartig und ausgefallen.» Im Dokumentarfilm «Minimalism» komme dies sehr gut zur Geltung. Die Menschen gäben den Gegenständen nicht zu viel Wert, sondern zu wenig. Das Wohlbefinden wachse, sobald man seinen Konsum minimiere. ☐

Miriam Weber und Leandra Weber sind nicht verwandt.


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