Liebe Melina, woher kommst du?
Aufgewachsen bin ich auf dem Land, in einem grossen Haus direkt neben der Bahnstrecke und einer Hauptstrasse. Grosse Bäume umringten mein Elternhaus und der Garten war mein eigener kleiner Wald. Der Schulweg dauerte zu Fuss etwa dreissig Minuten und diese kleine Wanderung lief ich meist viermal pro Tag, auch bei Regen und Schnee. Diese Faktoren, aber auch die Tatsache, dass meine Eltern beide in der Biologie tätig sind, haben meine Faszination und Zuneigung zur Natur erheblich gefördert. Schnell lernte ich, die Pflanzen am Wegrand und die verschiedenen Entenarten im Teich zu benennen. Diese träumerische Art, aber auch die wilde, bewegungsfreudige Seite an mir waren für meine Umgebung nicht immer ganz einfach. In der Schule hatte ich oft Probleme, weil ich alles zuhause vergessen oder gar nicht erst erledigt hatte. In meiner Freizeit fand ich die Liebe zu Tieren, besonders zu Katzen. Zu gerne hätte ich ein eigenes «Büsi» gehabt, doch meine Mutter war wegen der nahen Hauptstrasse dagegen. Schon zu viele der Nachbarskatzen seien dort viel zu früh über die Regenbogenbrücke gewandert. Heute bin ich ihr dankbar für die damit verhinderten Verluste. Dafür hatten wir oft kleinere Tiere, zum Beispiel Ratten. Dies passte gut zu mir, selbst eine geborene Wasserratte. Mein Traumberuf war klar: Wildtierärztin.
Wo stehst du im Moment?
Nach eineinhalb Jahren habe ich das Studium der Veterinärmedizin abgebrochen und mich für meinen andern Lebensplan entschieden. Es gab in der Ausbildung zu viele Punkte, welche mir nicht entsprachen. So war ich beispielsweise konstant im Konflikt zwischen dem Wohl der Tiere und den Ansprüchen der BesitzerInnen. Nun studiere ich seit letzten Herbst an der Berner Fachhochschule Pflege und bin zufrieden mit meiner Entscheidung. Momentan befinde ich mich in einem Praxismodul, welches ich am Inselspital absolviere. Es tut mir gut, praktisch zu arbeiten und gleichzeitig auch geistig gefordert zu werden. Ich benötige die geeignete Balance, um glücklich zu sein. An der Universität fühlte ich mich fehl am Platz und nun habe ich einen Weg für mich und mein Naturell gefunden. Ich schätze mich als empathischen Menschen ein und finde es sehr befreiend, Menschen in verschiedenen Situationen zu unterstützen. Die Pflege empfinde ich als einen sehr dankbaren Beruf – wenn man zu Bett geht, hat man das Gefühl, an diesem Tag etwas Sinnvolles getan zu haben. Zudem habe ich mir einen Lebenstraum erfüllt und besitze nun endlich einen getigerten Freund – einen roten Kater. Zusammen mit meinen WG-Kolleginnen habe ich ihn adoptiert und wir erfreuen uns jeden Tag an seinem kleinen Charakterkopf.
Wohin gehst du?
In naher Zukunft habe ich vor, mit meinen FreundInnen sowie meiner Schwester zusammenzuziehen. Unser Traum ist es, eine grosse WG in der Stadt oder am Stadtrand zu gründen. Inzwischen treffen wir uns schon jede Woche zu einem grossen Abendessen. Zudem gehen wir alle auf die «Mongolrally» im Sommer, eine Reise von Tschechien bis nach Ulan Ude in Sibirien, Russland. Die Route verläuft durch neunzehn Länder, unter anderem auch die Mongolei – die Aufregung und Vorfreude ist gross. Beruflich habe ich auch einige Visionen – dazu gehört sicher der Abschluss als diplomierte Pflegefachfrau, jedoch möchte ich mich noch in Richtung Rettungssanität bewegen. Naturwissenschaften werden mich immer begeistern und wer weiss – vielleicht werde ich ja auch noch Ornithologin oder Tierverhaltensforscherin.
Die drei Fragen
In der neuen Rubrik «die 3 Fragen» beantworten eine junge und eine ältere Person je drei wichtige Fragen zu ihrem Leben.