«Ich bin extra wegen Ihnen gekommen», spricht eine Frau den Thuner Musiker Alexandre Dubach am Eröffnungsfest des Gemeinschaftsgartens Aarefeld an. Diesen freuts: «Ich spiele in ein paar Minuten nochmals.» Zwischen Margeriten, neben dem Blumenbeet, eigentlich aber mitten in Thun, nur 200 Meter vom Bahnhof entfernt, spielt Dubach auf seiner Geige. Ihm ist der Garten ein Anliegen, und: «Wenn ich im Freien spiele, kann ich besser atmen, ich habe mehr Platz.» Nicht nur ihm ist der Garten wichtig: Die beiden Trägervereine «Ärdele» und «Zukunft wohnen» bewirtschaften gemeinsam diesen Garten seit letztem Herbst. Auf 2’500 Quadratmetern wachsen nun Gemüse und Blumen. Es wächst aber auch eine Gemeinschaft.
Im Interview mit UND spricht einer der Initianten, Marc Schlotterbeck, über Sinn und Zweck des Gartens und wie eigentlich der Name «Ärdele» entstanden ist.
Heute sind viele Leute im Gemeinschaftsgarten. Soviele GärtnerInnen kannst du aber nicht gebrauchen – oder?
Marc Schlotterbeck: Für diesen Garten hier? Nein. Das sind viel zu viele (lacht). Schon unsere Mitglieder kommen oft in den Garten und fragen, was sie jetzt noch machen sollen. Es gibt nicht für alle etwas zu tun. Dieser Garten ist zu klein.
Ihr möchtet mehr Platz.
Ja. Im Minimum eine Hektare bräuchten wir. Der Garten hier ist jetzt 2’500 Quadratmeter gross.
Dass heute, am Eröffnungsfest, zahlreiche Gäste da sind, freut euch aber schon?
Ja natürlich. Mir gefällt speziell auch die Durchmischung der Leute. Das zeigt uns, dass es eine grosse Akzeptanz für den Gemeinschaftsgarten in der Bevölkerung von Thun gibt.
Braucht Thun wirklich einen Gemeinschaftsgarten?
Die Gemeinschaft ist das Zentrale an unserer Idee. Nicht der Garten an sich, nicht das Gemüse, nicht unser Ertrag. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Gesellschaft, die immer mehr vereinsamt, nur über die Gemeinschaft überhaupt eine Zukunft hat. Sei das jetzt in einem Garten oder bei einem andern Projekt, das eine Gemeinschaft bildet. Man könnte auch eine Autowerkstätte betreiben oder Bienen halten.
Aber ist die Arbeit in einem Garten tatsächlich etwas Verbindendes – oder ist die Arbeit im Garten nicht etwas für die Älteren?
Wir sind eine Waldlichtung. Eine Waldlichtung hat alte und junge Bäume, sprudelnde Quellen und viel Raum. Das sind wir. Bei uns helfen tatsächlich recht viele ältere Leute mit, die jetzt auch ein bisschen mehr Zeit haben, aber es sind auch jüngere dabei. Am Freitag und am Samstag, wenn unser Garten offen ist, helfen immer zwischen sechs und zehn Leute bei der Arbeit mit.
Der eine Verein, der hinter dem Gemeinschaftsgarten steht nennt sich Ärdele. Wie seid ihr auf diesen Namen gekommen?
An einem Sonntag hat sich Grégory, unser Präsident, mit mir getroffen. Wir wollten uns einen Namen geben. Ich hatte immer «die Erde» im Kopf. Und er hat an «härdele» gedacht. Das zusammen gibt «Ärdele». Das war eigentlich eine kurze Sache.
Wie geht es nach dem heutigen Fest weiter?
Unsere Vision ist, dass es nach dem Fulehung und dem Thunfest hier noch ein drittes Fest, ein Gartenfest gibt. Und das könnte klappen, das sehen wir heute.