Innere Blockaden
Anita Bucher
Traumatische Erlebnisse im Nebel des Vergessens versunken
Schutz vor Verletzungen der Seele
Ein Ereignis: Ein Geruch, ein Bild, ein Geräusch lässt die Erinnerung
aus dem Verborgenen auftauchen.
Die Barriere ist gefallen und die Verarbeitung beginnt.
Eine schwierige Zeit, jedoch überwunden, stärkt sie den Menschen
und wappnet ihn fürs Leben.
Ein Mann voller Vorfreude auf dem Weg ins Konzert.
Ein Blick in den Saal mit angeregt plaudernden Besuchern
stoppt ihn augenblicklich.
Die unsichtbare Schranke ist wieder da
Er bleibt wie angewurzelt stehen
Sein Atem geht schwer
Die alte, überwunden geglaubte Angst
vor Menschenmengen lähmt ihn erneut.
Kein Schritt weiter ist möglich
Er dreht um und schlurft
mit hängenden Schultern davon.
Heute geht es nicht.
Eine Wandergruppe fröhlich plaudernd unterwegs
Die Vordersten passieren eine schmale, heikle Stelle.
Abrupt bleibt eine Frau stehen
Beidseitig sieht sie in den Abgrund
Unüberwindbar ist das schmale Stück Weg.
Schweiss rinnt ihr übers Gesicht, ihr Atem geht schwer,
die Beine schwer wie Blei, alle Energie entweicht.
Die Gruppe spannt ein Seil, woran sie sich festhalten kann.
Dank der Hilfe ihrer KameradInnen hat sie die Höhenangst
überwunden und geht leichten Herzens weiter.
Impuls des Körpers als Barriere
Ann-Florance Kohler
Stell dir einen Gleisübergang vor.
Auf der einen Seite des Gleises stehst du mit deinem Fahrrad.
Du wartest darauf, dass sich die Barriere anfängt in Richtung Himmel zu bewegen und du freie Fahrt hast.
Freie Fahrt, um deinen Weg weiter zu verfolgen.
Der Zug zieht an dir vorbei, schnell und ohne Rücksicht.
Du bist froh, dass diese Barriere dir den Weg versperrt hat.
Und da, plötzlich, die Barriere bewegt sich in die Senkrechte,
das Auto hinter dir startet den Motor und du trittst in die Pedale.
Die Holzbarriere war zum Schutz deines Lebens da.
Jetzt stell dir vor, die Barriere sei der Impuls in deinem Körper, der bestimmt, ob du deine Gefühle zeigst oder nicht.
Dieser Impuls als Barriere zwischen unendlich vielen Emotionen und der Verletzlichkeit.
Mit all den Erfahrungen, die wir im Verlaufe unserer Leben machen, entwickeln wir diese Barriere, diesen Schutz.
Diesen Schutz vor dem Verletztwerden.
Gefühle zu zeigen, bedeutet, sich verletzlich zu machen, bedeutet, einem anderen Menschen Macht zu geben.
Macht über deine Gefühle, dein Wesen, dich selbst.
Die Schwierigkeit liegt nicht darin, diese Barriere aufrecht zu erhalten, denn sie ist da, sich konstant verändernd – immer.
Die Schwierigkeit liegt darin, etwas zu wagen, Mut zu haben, denn diese Barriere schützt uns auch vor Menschen, die es wert sind, ihnen diese Macht anzuvertrauen.
Menschen, die sich ebenfalls dafür entscheiden, diese Barriere gegenüber dir ein Stückchen weit fallen zu lassen.
Dich in ihre Gefühlswelt zu lassen, sich vor dir verletzlich zu zeigen.
Barrieren fallen zu lassen, kann befreiend sein, kann erleichternd sein, aber so befreiend es sein mag, so beängstigend fühlt es sich an.
Als würde man die Kleider, die die Barriere zwischen unserer nackten Haut und den Sonnenstrahlen bilden, fallen lassen – nackt vor einem anderen Menschen stehen.
Geführt von Impulsen in unserem Körper, geführt von der Barriere, die uns davor schützt, emotional verletzt zu werden.
Oder ist diese Barriere einfach die Angst davor, dass einem wehgetan wird, die Angst davor, dass sich vergangene Erfahrungen wiederholen?
Die Angst davor, nackt vor jemand anderem zu stehen und mit dem allein zu sein.
Mit dieser Nacktheit allein zu sein, da es der anderen Person schwer fiel, diese Barriere fallen zu lassen.
Den Schutzmechanismus zu reduzieren und zu vertrauen.
Erfahrungen, die unsere Barriere formen und verändern.
Erfahrungen, die uns formen und verändern.