Gemeinsam mit dem Verein Palliative-Care Netzwerk Region Thun und der Reformierten Gesamtkirchgemeinde Thun lud das Kino Rex in Thun am 23. März 2023 zur Vorführung des Films «Blaubeerblau» ein.
Der Film handelt von einem jungen Architekten namens Fritjof. Auf den ersten Blick scheint er sein Leben im Griff zu haben: Er arbeitet in einem Architekturbüro, hat eine Freundin und verschiedene Hobbies. Doch sein Leben wirkt gleichzeitig steril, geordnet und fast langweilig. Die einzigen leidenschaftlichen Momente erlebt er, wenn er Vögel in seinen selbstgebauten Vogelhäuschen beobachtet. Seine Freude an den Vögeln wird jedoch durch einen Vorfall getrübt, als ein Vogel gegen das Fenster seiner Wohnung fliegt und stirbt.
Alles ändert sich, als er von seiner Chefin den Auftrag bekommt, Messungen für die Sanierung eines Hospizes durchzuführen.
Seine erste Reaktion ist Widerstand und Entsetzen, denn der Tod bereitet ihm Unbehagen. Da aber seine Vorgesetzte keine Ablehnung akzeptiert, nimmt er den Auftrag gezwungenermassen an und geht ins Hospiz – ein Ort, an dem sterbenskranke Menschen ihre letzten Tage auf der Erde verbringen, bevor das Leben endgültig vorbei ist.
Es ist eine Herausforderung für Fritjof, täglich mit dem Tod konfrontiert zu werden, aber nach und nach freundet er sich mit den BewohnerInnen des Hospizes an – eine besonders bedeutende Beziehung entwickelt er mit Hannes, einem alten Bekannten aus der Schulzeit und Frau Fahrenholtz, die ihm Blaubeerwein serviert.
Mit und dank ihnen, lernt er das Leben wieder zu schätzen.
Ein bereichernder Kinobesuch
Rebekka Flotron (28), die redaktionelle Koordinatorin bei UND Generationentandem, fragte mich, ob ich mit ins Kino Rex gehen würde, um diesen Film zu sehen. Anfangs dachte ich, dass es interessant sein könnte, aber dass entweder meine Zeit knapp wäre oder es zu nah an Feierabend wäre. Doch letztendlich siegte meine Neugierde und mein Wunsch, einen redaktionellen Beitrag für UND Generationentandem zu schreiben.
Zum Glück, denn das Erlebnis war sehr bereichernd.
Viele von uns kennen das: Der stressige Alltag, gesellschaftliche Verpflichtungen und Erwartungen von anderen und uns selbst können manchmal so belastend sein und unsere gesamte Energie und Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Es entsteht dabei eine Art seelischer Taubheit und Blindheit, ein Gefühl von «alles ist in Ordnung, aber irgendwas stimmt nicht».
«In der Geschichte geht es weniger um den Tod und viel mehr um das Leben und seinen Sinn.»
Lavinia Duda
Häufig braucht es besondere Lebensereignisse, damit die Augen der Seele sich wieder öffnen können. Die Begegnung mit den sterbenden Menschen, die trotz ihres sterbenden Körpers geistig lebendiger denn je sind, ist für Fritjof ein solches Ereignis. Denn in der Geschichte geht es weniger um den Tod und viel mehr um das Leben und seinen Sinn, um die Liebe, um die Freundschaft und alles dazwischen, was ein Mensch auf seinem Lebensweg begegnen und fühlen darf.
Es handelt sich hier um eine Botschaft für die Zuschauer, bewusster und achtsamer durch das Leben zu gehen und das volle Spektrum ihrer Gefühle zuzulassen.
«Wir dürfen nicht vergessen, dass auch der Stein im Schuh dazu gehört.»
Lavinia Duda
Am Ende des Weges steht für alle Menschen dasselbe Ziel. Daher sollten wir uns auf den Weg konzentrieren, liebe Weggefährten an unserer Seite haben und die Landschaft geniessen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass auch der Stein im Schuh dazu gehört. Wir haben die Wahl, ihn zu ignorieren und weiterzugehen, oder den Schmerz zu spüren, den Stein herauszunehmen und weiterzulaufen.