Die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert und mit ihr auch die Frauenbilder vor der Kamera. UND schaut sich für die Serie 7 Filme aus verschiedenen Zeitepochen an und vergleicht zum Start die Rolle der Frau.
Die Frau lebt, um dem Mann zu gefallen und seine Bedürfnisse zu stillen. Eine gute Frau hält sich im Hintergrund und unterstützt ihren Ehemann. Was für uns beinahe als Unterdrückung wahrgenommen wird, war in den 50er Jahren ein Lebensziel für viele Frauen. Eine grosse Wahl hatten sie auch nicht, denn Frauen waren finanziell abhängig von ihren Männern. Woraus diese Sicherheit jedoch besteht oder wie es in Filmen dargestellt wird, fällt sehr unterschiedlich aus. Im Film «Some Like It Hot» (1959) sucht Sugar (Marilyn Monroe) verzweifelt nach einem reichen Ehemann. Sie sucht nach Bestätigung und Sicherheit. Auffallend im Film ist, wie die Frauen gespielt werden. Zwei männliche Protagonisten verkleiden sich zu ihrem Schutz als Frauen. Ihre Interpretation und Darstellung ist zwar bewusst überspielt und wirkt inszeniert, aber widerspiegelt doch sehr klar die Rolle der Frau. Ausschweifende Gesten und häufiges Kichern, Frauen sind lieblich, freundlich und gefallen.
In der Filmsequenz sieht man, wie Sugar auf einen vermeintlichen Millionär trifft und sich sofort verliebt. Einen kleinen Einblick erhält man auch in die Interpretation der Frauenrolle von Jack Lemmon (die Szene zwischen 0.42-0.49).
Im Gegensatz zu diesem Film stehen die Filme aus der Serie «Film noir». Starke Frauen, die Männer ohne Gewissensbisse über den Tisch ziehen, als Femme fatale ihre Reize zu ihren Gunsten nutzen. Sie sind schön, sexy und absolut gefährlich. Je lieblicher und unschuldiger sie aussehen, desto berechnender agieren sie. Frauen im «Film noir» sind intelligente Jägerinnen, die nicht mit sich spielen lassen, sondern das Spiel steuern. Am Schluss jedoch werden sie nicht glücklich, es gibt kein Happy End für die Frauen aus «Film noir».
Im Film Double Indemnity (1949) bringt Mrs. Dietrichson (Barbara Stanwyck) Walter (Fred MacMurray ) von seinem Plan ab, über Versicherungen zu sprechen. Sie nutzt dazu ihr Aussehen, ihre Beine, die sie in der Szene zuvor in den Vordergrund gerückt hat. Walter ist abgelenkt und verliert seinen Fokus, Mrs. Dietrichson wechselt das Thema.
Intelligent und sexy
Denkt man an Kinohits aus den 80er Jahren, so kommen einem spontan «Indiana Jones», «Rambo» oder «Der Terminator» in den Sinn. Actiongeladene Filme mit Szenen, die vor Testosteron nur so triefen und in welchen Frauen meist zur Dekoration dienen. Dabei waren die ärgsten Grabenkämpfe der Emanzipation zu dieser Zeit bereits ausgefochten und die Geschlechter lebten meistens im friedlichen Miteinander. So wurde zum Beispiel akzeptiert, dass Frauen Hochschulen abschlossen und zur Arbeit gingen.
Dennoch war dies noch nicht zur sozialen Norm geworden und viele Frauen fanden sich in Berufen wieder, welche schlechter bezahlt oder weniger aussichtsreich waren, als die der Männer. So ergeht es auch der hübschen Tess (Melanie Griffith) in «Die Waffen der Frauen».
(1988): Trotz eines Hochschulabschlusses wird sie in der von Männern stark dominierten Finanzbranche nicht befördert und muss sich mit ihrem ungeliebten und unbefriedigenden Job als Sekretärin abfinden. Dazu wird sie auch noch von ihren männlichen Kollegen, Chefs und ihrem Freund nur auf ihr Äusseres reduziert, was der ehrgeizigen und selbstbewussten jungen Frau gar nicht passt.
Als sich ihre arrogante Chefin Katharine (Sigourney Weaver) in den Skiferien das Bein bricht, nutzt Tess ihre Chance und versucht sich selber als Geschäftsführerin, wobei sie bei einem grossen Deal den Businessman Jack (Harrison Ford) kennen und lieben lernt. Blöd nur, dass dieser Katharines Liebhaber ist…
Die Botschaft des Filmes ist, dass Schönheit und Intelligenz durchaus vereinbar sind und dass alles erreichbar ist, wenn frau sich nicht unterkriegen lässt. Oder wie Tess es sagen würde: «Ich will nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, mir den A**** abzurackern und nichts zu erreichen, nur weil ich Regeln befolge, die ich nicht aufgestellt habe.»
«Du kannst es schaffen!» So lautet auch das Motto einiger anderer Filmklassiker aus den 80er Jahren. Vor allem bei Tanzfilmen wie «Dirty Dancing» oder «Fame» arbeiten die Protagonistinnen hart, um sich ihren Traum von einer Tanzkarriere zu erfüllen.
Auch die 18-Jährige Alex (Jennifer Beals) tanzt für ihr Leben gern und träumt in dem 1983 erschienen Film «Flashdance» von einer professionellen Ausbildung. Sie traut sich aber nicht, an der renommierten Schule vorzutanzen. Tagsüber arbeitet das freche, dennoch etwas naive Mädchen ganz frauenuntypisch als Schweisserin und nachts begeistert sie in einer Bar das vorwiegend männliche Publikum mit ihren exotischen Tanzeinlagen.
Dort wird sie von ihrem Boss Nick (Michael Nouri) entdeckt und die beiden werden ein Paar. Als ihr Nick dank seiner Beziehungen ein Vortanzen verschafft, ist Alex ausser sich, da sie sich bevormundet fühlt.
Dennoch springt sie über ihren Schatten und beweist allen, dass es sich lohnt, den grossen Traum zu verfolgen. Frauen werden also nicht in allen Filmen der 80er Jahre als süsse und naive Püppchen dargestellt, sondern nehmen durchaus auch die Rolle der zielstrebigen und selbstbewussten Karrierefrau oder der hart arbeitenden, sexy Tänzerin ein.
Mutter und Killerin in einer Person
Der Rachezug einer Mutter, der ihr Liebstes genommen wurde, findet in den 2000er Jahren dieses Jahrhunderts statt. Kiddo oder «die Braut» (Uma Thurman) ist eine Frau, welche die harten Seiten des Lebens kennt. Liiert mit einem Boss eines Attentatskommandos und selbst Mitglied scheut sie sich nicht, die Hände dreckig zu machen. Als sie jedoch schwanger wird, werden die Muttergefühle immer stärker. Kiddo flieht, damit ihr Kind nicht in diesem Milieu aufwachsen muss. Bill, der Anführer der Deadly Vipers, spürt sie jedoch auf und nimmt ihr alles, was ihr lieb ist. Alles, ausser ihrem Willen zu leben und dem Drang zur Rache.
Mitten in der Kampfszene tritt die Mutter in Kiddo zum Vorschein. Der Kampf zwischen ihr und ihrer Rivalin wird unterbrochen, und mit dem Satz: «I am not going to murder you in front of your child.» (Deutsch: Ich werde dich nicht vor den Augen deines Kindes umbringen) zeigt Kiddo, dass sie Mutter und Killerin in einer Person verbindet.
Elle Woods (Reese Whiterspoon) stammt aus gutem Hause. Sie hat genügend finanzielle Ressourcen, einen Freund, von dem sie sich einen Heiratsantrag erwartet und sie sieht gut aus. Doch anstatt eines Heiratsantrages beendet Warner (Matthew Davis) die Beziehung, um in Harvard zu studieren. Da sich Elle aber nicht so leicht abschieben lässt, bewirbt sie sich ebenfalls in Harvard und wird angenommen. Dort angekommen sieht sie Warner mit einer anderen Frau, die nun seine Verlobte ist. Elle beschliesst, mit guten Leistungen zu glänzen und Warner zurück zu gewinnen. Je mehr Hindernisse sie überwindet, desto mehr Selbstvertrauen gewinnt sie und merkt, dass sie zu mehr berufen ist, als «nur» die Verlobte von Warner zu sein. Sie widersetzt sich allen Vorurteilen und überzeugt mit ihrem Engagement und ihrer Intelligenz.
Anfangs der Rede ist Elle noch das blonde Dummchen, das über Haarschnitt redet. Sie erfüllt das Klischee perfekt. Doch zum Schluss der Rede überzeugt sie, in guter Hollywood-Manier, den ganzen Senat und gewinnt eine Stimme nach der anderen.
Die Frauen aus den 2000er geraten auf falsche Wege, finden aber zu ihrer Bestimmung. Sie erkennen, welche Werte ihnen wichtig sind und können sich von Vergangenem abnabeln. Die Frau aus den 2000er ist mutig und unabhängig.
Gleichstellung in Hollywood
Die Gleichstellung der Geschlechter ist heute, zumindest bei uns im Westen, weit fortgeschritten. Frauen geniessen in den meisten Gebieten die gleichen Privilegien und haben die gleichen Rechte wie die Männer.
Dennoch ist in Hollywood in jüngster Zeit die Nachfrage nach männlichen Schauspielern deutlich höher als nach weiblichen und in den meisten Hauptrollen sind Männer zu sehen. Vor allem in Actionfilmen wie «Transformers» verkörpern Frauen auch heute noch oft das Anhängsel, ein hübsches Schmuckstück im engen Lackkostüm.
Im Film «Schadenfreundinnen» (2014) hingegen gibt es sogar drei Protagonistinnen: Die erfolgreiche Anwältin Carly (Cameron Diaz) ist selbstbewusst, attraktiv und drauf und dran, sich in den Unternehmer Marc zu verlieben. Bald stellt sich jedoch heraus, dass Marc verheiratet ist. Seine Gattin Kate (Leslie Mann) ist die perfekte Ehefrau, denn sie denkt an alles, ist immer für ihren Mann da und hinterfragt seine häufigen Geschäftsreisen und späten Arbeitseinsätze nicht.
Doch eines Tages findet sie heraus, dass Marc sie betrügt und konfrontiert „die andere“ prompt damit. Carly ist zunächst überfordert, schliesst aber Freundschaft mit der etwas durchgeknallten Kate und die zwei finden bald heraus, dass der ehemalige Mann ihrer Träume eine weitere Geliebte hat. Die junge Amber ist allerdings nicht so hell und wird deshalb von vielen nur auf ihr Äusseres reduziert.
Die drei Frauen tun sich zusammen und hecken einen Plan aus, um sich an Marc zu rächen. Geballte Frauenpower ist dabei also vorprogrammiert. Ein unterhaltsamer Film, der zwar mit vielen Klischees behaftet ist aber dennoch zeigt, dass Frauen die Macht über Männer ergreifen können, wenn sie sich nur zusammentun.
Fortsetzung folgt…
In der nächsten Filmanalyse werden wir die Rolle des Mannes unter die Lupe nehmen.
UND-Serie: «Filme im Blick»
Filme widerspiegeln Kultur und Gesellschaft einer bestimmten Zeit. So wie sich die Realität verändert, verändern sich auch die Filme. In einer kurzen Serie analysieren wir Filme zu einem bestimmten Thema.