Die Singgruppe Singphonie, unter der Leitung des Komponisten und Pianisten Michael Paul Surber, hat mich an einem regnerischen Mai-Abend in der Neuen Kantonsschule Aarau zur Chorprobe empfangen.
Harmonien
An Harmonien hat es diesen Abend nicht gefehlt, weder bei den Chorist:innen untereinander, meinem persönlichen Empfang, der sehr herzlich verlief, noch zwischen dem vielseitig begabten Leiter und seinem Chor. Nicht weniger harmonisch verlief das räumliche Miteinander der vierstimmigen Klangwelten von Sopran und Alt zu Tenor und Bass, auch wenn die Männerfraktion – wie üblich in der Chorlandschaft – zahlenmässig das Nachsehen hatte.
Vivace (lebhaft)
Hätte ich nur ein einziges Wort zur Verfügung, um mein zweistündiges Chorerlebnis zu beschreiben, dann wäre es «vivace». Lebhaft die Zusammensetzung der Chorist:innen, aus verschiedenen Schweizer Städten, im Alter von 22 bis über 70 Jahren. Aufweckend bereits die «Aufwärmübungen» im Kollektiv, am Ort sowie in Bewegung. Anregend auch die vielseitige Liederpalette von Mozarts «Ave verum corpus» über das Walliser Dialektlied «Weischus Dü» zu den Beach Boys und Adeles «when we were young». Dazwischen «un canone italiano», ein norwegisches Nordlicht «Northern Lights» sowie «an Irish blessing» – a cappella, für das der Chor mal kurzfristig den Saal verlässt, um sich im schmalen Gang aufzustellen und die veränderte Akustik zu erleben.
Hätte ich nur ein einziges Wort zugute, um mein zweistündiges Chorerlebnis zu beschreiben, dann wäre es ‹vivace›.
Eve Stockhammer
Takt und Tempo
Taktvoll war nicht nur der Umgang der Chorteilnehmer:innen unter sich und zwischen dem Leiter und seinen Chorist:innen, taktvoll waren vor allem die Stücke, die auch mitunter gesummt und geklatscht wurden. Auch wenn es gewisse Melodien nicht eilig hatten, verlief doch dieser Abend im klangvollen Eil-Tempo. Die schnellen Wechsel zwischen Stimmübungen, Liedformen, Räumlichkeiten und Klangbildern waren ebenso kurzweilig, wie anstrengend, jedenfalls für mich, die möglichst lautlos, nur
mit Fotokamera auf der Lauer, dem dichten Geschehen akustisch zu folgen versuchte.
Akzent
Der Akzent bei diesem Chor liegt ganz klar auf dem Vergnüglichen und auf der zwischenmenschlichen Beziehung. Sing- und Lachmuskulatur halten sich dabei in etwa die Waage. Die ältere Generation geniesst es offensichtlich, von der Jugend zum Singen eingeladen worden zu sein. Und Begeisterung wie musikalischer Ehrgeiz, zwei wichtige Persönlichkeitsmerkmale des Chorleiters, treffen bei den 18 geübten Sänger:innen offensichtlich auf positive Resonanz.
Crescendo (stärker werdend)
Die Chor-Idee des Chorleiters Michael Paul Surber mit seiner Partnerin, der Schauspielerin Nathalie Imboden, und deren Bruder Lukas Imboden, hatte es offensichtlich in sich: Das mit ihnen befreundete Student:innen-Trio Peter Weihrauch, Nina Hegnauer und Laura Draths war sofort Feuer und Flamme für die Sache. Die frohe Botschaft verbreitete sich crescendo-artig in weitere Städte und Kantone, sodass nicht viel später die Geburtsstunde des heutigen vierstimmigen Chores schlug. Mit dabei mehrere Mütter mit Söhnen und Töchtern sowie zwei komplette Familien.
Finale
Der Singphonie-Chor plant noch diesen Oktober zwei öffentliche Chorkonzerte in Lenzburg und in Aarau. Dies ist allerdings kein wirkliches Finale, sondern der erste Auftritt. Weitere Konzerte sind bereits beschlossene Sache.
Ein Leben für die Musik
Der 1983 geborene Musiker Michael Paul Surber ist Komponist, Pianist und Chorleiter. Der Sohn einer amerikanischen Mutter und eines Schweizer Vaters hat in Boston und in Luzern Komposition, Chorleitung, Gesang und Klavier studiert.
Seit 2016 unterrichtete er an der Musikschule Baden und wirkte als Musiklehrer an Oberstufen. Ab Sommer 2024 widmet er sich dem Klavierunterricht an der Musikschule Zürich Unterland. Sein Kompositionsrepertoire beinhaltet zahlreiche Werke für Chor, Kammermusik und Orchester. Soeben ist sein neustes Projekt für Solo-Klavier auf seinem YouTube-Kanal (Michael Paul Surber) erschienen.