


Die perfekte Kombination
Rebekka Flotron (29)
In der Welt des Essens steht der Begriff «herzhaft» für mehr als nur Geschmack. Er verkörpert eine Verbindung zwischen Genuss, Geselligkeit und Tradition. Doch was macht ein Gericht wirklich «herzhaft»?
Im Duden sind drei Definitionen von «herzhaft» zu finden:
- beherzt, mutig, unerschrocken, entschlossen
- von beträchtlicher Heftigkeit, Festigkeit, Grösse, Stärke, von gehörigem Ausmass, ordentlich, kräftig
- nahrhaft, gehaltvoll, von kräftigem, würzigem Geschmack
Doch wer denkt beim Wort «herzhaft» heute noch an Mut? Egal, ob man Google, Bildbibliotheken oder künstliche Intelligenz fragt, heute scheint «herzhaft» hauptsächlich mit Essen in Verbindung gebracht zu werden. Warum?
Früher wurde das Wort «herzhaft» oft verwendet, um etwas zu beschreiben, das eng mit dem Herzen, der Seele oder dem inneren Wesen eines Menschen verbunden ist – eben «beherzt, mutig, unerschrocken, entschlossen». Auch das Essen, das heute als «herzhaft» bezeichnet wird, ist nicht einfach nur «nahrhaft», sondern belebend und erfreulich für den Geist. Es ist reich an Aromen, die den Gaumen erfreuen und ein Gefühl von Zufriedenheit vermitteln.
«Das Essen wird erst dann herzhaft, wenn auch der Moment stimmt.»
Spannenderweise wird herzhaftes Essen auch oft mit fleischhaltigem Essen in Verbindung gebracht. Ist vegetarisches Essen demnach nicht herzhaft?
Bei Flammkuchen im Offenen Höchhus hat eine kleine Runde, bestehend aus Erika Gudet (71), Erika Kestenholz (76), Helmut Segner (69) und mir (29), über diese Frage diskutiert. Die Runde war sich eigentlich schnell einig. Natürlich kann vegetarisches Essen herzhaft sein. Bei herzhaftem Essen geht es um Heftigkeit, es geht um gute Aromen, es geht um die Qualität der Zutaten, aber vor allem geht es um den Moment. Kaum jemand würde wohl einen mitgebrachten Eintopf, der in der Mittagspause gegessen wird, als herzhaft bezeichnen. Das Essen wird erst dann herzhaft, wenn auch der Moment stimmt. Herzhaftes Essen wird mit viel Sorgfalt gemacht, zum Beispiel von der Grossmutter, es wird in guter, gemütlicher Gesellschaft gegessen. Was natrülich auch hilft, wie Helmut Segner (69) sagt: «Wenn man so richtig, richtig Hunger hat.»
Es scheint also diese Kombination aus köstlichem Essen und angenehmer Gesellschaft zu sein, die uns Essen als «herzhaft» bezeichnen lässt.
Härzhaft – oder lieber doch nicht?
Annemarie Voss (78)

Wer zur Zeit meiner Grosseltern alt war, mochte es beim Essen oft weniger «härzhaft». Jedenfalls wenn man arm war, viele Kinder und schlechte Zähne hatte.
Ich war als Kind oft bei meinen Grosseltern zu Besuch und auch ein paar Mal bei ihnen in den Ferien. Ich erinnere mich, dass Grossvater zum Frühstück am liebsten ein «Chacheli» Kaffee oder Kakao hatte, in dem er das Brot aufweichen konnte. Mir schmeckte das auch, aber Grossmutter bestand darauf, dass ich das Brot dick mit Butter bestrichen und mit selbstgemachter Konfitüre essen sollte. Seit ihre acht Kinder, wovon der Drittälteste mein Vater war, aus dem Haus waren, konnten sie sich «Anke» leisten.
Das Essen war immer währschaft. Im Sommer Bohnen aus dem eigenen Garten, im Winter kam die aufgefädelte und auf dem Estrich getrocknete Variation auf den Tisch. Dazu gab es Speck, Wurst und natürlich auch Kartoffeln aus dem eigenen Garten. Auch Rösti mit Spiegelei stand auf dem Speiseplan. An einen Eintopf erinnere ich mich, der aus Kabis, Kartoffeln und Äpfeln bestand und den ich nicht besonders mochte. An seinen speziellen Namen kann ich mich nicht erinnern, habe aber in einem alten Kochbuch etwas gefunden, das dem Gericht entspricht.
«Nie wieder haben mir Schenkeli und ‹Chnöiblätze› (Fasnachtschüechli) so gut geschmeckt wie damals.»
Annemarie Voss
Gebacken wurde vor allem im Winter, zu Weihnachten und Neujahr. Nie wieder haben mir Schenkeli und «Chnöiblätze» (Fasnachtschüechli) so gut geschmeckt wie damals. Die «Chnöiblätze» waren nicht so hauchdünn, wie ich sie jetzt kenne, und sind tatsächlich noch über dem Knie in Form gezogen worden. An Tagen, an denen gebacken wurde, gab es dann abends immer Brot und Käse und manchmal sogar einen Cervelat dazu.
Mein Vater hatte eine Vorliebe für einige Gerichte aus der Kindheit, die meine Mutter gar nicht schätzte. Dazu gehörten Kutteln an Tomatensauce mit Kümmel und «Greubi» (Griebenschmalz). Sie weigerte sich, so etwas zu kochen. Die Kutteln musste ich dann immer mit dem Milchkesseli in einem Restaurant holen, das darauf spezialisiert war. Dieses Restaurant war irgendwo im Grabengut; es besteht längst nicht mehr. Kutteln schmecken mir immer noch, aber am liebsten ohne Kümmel.

Eintopfgericht
Kochzeit: 45 Minuten
Zutaten für 4 Personen
1 Löffel Fett (war oft Schweineschmalz)
evtl. 2 Löffel Speckwürfeli
1 Zwiebel
500 g Kabis
750 g Kartoffeln
250 g Äpfel
Salz und 1 Tasse Wasser
Zubereitung
Im heissen Fett den Speck leicht anbraten, die Zwiebel sowie den grobgeschnittenen Kabis mitdämpfen, ½ Tasse Wasser und das Salz beifügen. Nach 20 Minuten die in Würfel geschnittenen Kartoffeln auf das Gemüse legen, den Rest Wasser beigeben und etwa 25 Minuten weichkochen. 15 Minuten vor dem Anrichten die Apfelschnitze draufschichten.
Eine Reise durch Omas Küche
Felicia Diez (26)

Vom hausgemachtem Kuchen bis hin zu den bekannten Eintöpfen – die Rezepte aus Omas Küche sind weit mehr als kulinarische Leckerbissen.
In der schnelllebigen Welt von heute gibt es einen Ort, der zeitlos ist und bleibt: Omas Küche. Es ist nicht nur ein Raum voller Töpfe und Pfannen, es ist ein Ort der Geschichten und Erinnerungen, Gerüchen und köstlichen Geschmäckern. Omas Küche weckt eine liebevolle Bewunderung und eine Reise durch die kulinarische Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Die Liebe steckt in jedem Bissen
Omas Küche zeichnet sich nicht nur durch die Geschmacksintensität auf dem Teller aus, sondern auch durch die Liebe und Zeit, die in jedem Gericht stecken. Es sind nicht nur Zutaten, sondern sorgfältig überlieferte Geheimnisse, die den Geschmack authentisch und unverwechselbar machen. Die Liebe und Hingabe, mit der Omas ihre Rezepte weitergeben, verleihen jedem Bissen eine besondere Bedeutung und sind einzigartig.
Die Kunst der Frische
In Omas Küche dreht es sich auch um Nachhaltigkeit und Frische. Lokale Zutaten, saisonale Produkte und der Einsatz von Resten in kreativen Gerichten sind keine Modeerscheinungen, sondern feste Prinzipien. Omas wussten, wie wichtig es ist, die besten, meist regionalen oder im eigenen Garten angebauten Zutaten zu verwenden. Diese Tradition ist eine Art der Nachhaltigkeit, die in Omas Küche lebt.
Rezepte, die die Zeit überdauern
Die Rezepte sind nicht nur kulinarische Anleitungen, sondern auch Zeitkapseln. Jedes Gericht erzählt eine Geschichte über die Vergangenheit, die Herkunft und die kulturelle Identität. Von Grossmutters hausgemachten Kuchen bis hin zu den berühmten Eintöpfen – jedes Rezept ist ein Fenster in eine Zeit, in der Essen nicht nur Nahrung, sondern auch eng verbunden mit der Gemeinschaft und dem Teilen war.
Die Magie von Handgemachtem
In Omas Küche gibt es keinen Platz für Fertigprodukte oder Fast Food. Alles wird von Hand gemacht, von frischem Brot über Marmeladen bis hin zu Eintöpfen, die stundenlang auf dem Herd köcheln. Diese Handwerkskunst verleiht den Gerichten nicht nur einen einzigartigen Geschmack, sondern auch eine persönliche Note, die den Geist von Omas Küche ausmacht.
Der Treffpunkt der Familie
Omas Küche ist auch mehr als nur ein Ort des Kochens; es ist der Treffpunkt der ganzen Familie. Hier werden nicht nur Rezepte weitergegeben, sondern auch Erinnerungen geschaffen. Von den duftenden Aromen, die das Haus erfüllen, bis zum gemeinsamen Essen am Esstisch – Omas Küche ist ein Ort des Zusammenhalts und der Liebe. Ein Ort, an dem die Vergangenheit durch den Geschmack wieder zum Leben erweckt wird. In einer Welt, die sich ständig verändert, ist Omas Küche eine konstante Quelle des Vertrauten und der Inspiration.
Welches ist dein Lieblingsgericht?
Nun lass uns die Erinnerungen bewahren und die Tradition von Omas Küche für kommende Generationen weitertragen. Denn in jedem Löffel steckt nicht nur Geschmack, sondern auch die Magie der Zeit, die nie verloren geht. Viel Freude beim Entdecken verschiedener Rezepte, die über Generationen gesammelt wurden und von verschiedenen Personen bewahrt werden.

Schwäbische Dampfnudeln
Die Dampfnudel ist ein süsses Hefegebäck, das mit Vanillesauce gegessen wird. Die Oma von Felicia hat dies oft beim Sonntagsbesuch gemacht. Die Dampfnudel schmeckt man am besten, wenn sie frisch aus dem Topf kommt.
Zutaten für 4 Personen
500g Mehl
20g Hefe
375ml Milch
80g Butter
50g Zucker
1 Ei
1 Prise Salz
Nach Belieben Zitronenschale
Vanillezucker
Vanillesauce
Zubereitung
Zuerst 250ml Milch, 20g Hefe und 50g Zucker und etwas Vanillezucker in eine kleine Schüssel geben und mit dem Schneebesen gut verrühren. Dann 500g Mehl in eine Rührschüssel geben und in der Mitte eine Mulde formen. Die Hefemilch in die Mulde giessen und mit etwas Mehl bedecken.
Diesen Vorteig zirka 10 bis 15 Minuten anspringen lassen. In der Zwischenzeit 80g Butter in einem kleinen Topf schmelzen lassen. Die geschmolzene Butter, 1 Ei und 1/2 TL Salz zum Vorteig in die Rührschüssel geben. Zuerst auf niedrigster Stufe, dann auf mittlerer Stufe des Rührwerks den Teig kneten. Anschliessend die Schüssel mit einem Deckel verschliessen und den Teig
1 Stunde an einem warmen Ort auf gehen lassen.
Nun formt man zirka 8 gleichgrosse Teilkugeln. Dann bringt man in einer Bratpfanne mit hohem Rand 125ml Milch mit einem grossen Stück Butter und 1 EL Zucker zum Kochen, setzt die Nudeln dicht zusammen hinein, deckt sie mit einem gutschliessenden Deckel zu und lässt sie 12-15 Minuten kochen, ohne sie während dieser Zeit aufzudecken. Die Nudeln sind fertig, wenn die Flüssigkeit eingekocht ist und der Duft, der sich unten bildenden Kruste nach aussen dringt. Solange das brodelnde Geräusch der Flüssigkeit noch wahrgenommen wird darf der Deckel keinesfalls abgenommen werden. Die Dampfnudeln anschliessend aus der Bratpfanne nehmen und mit Vanillesauce servieren.