«Setzen sich Männer denn nicht mit dem Älterwerden auseinander?» – ist unsere erste Bemerkung, als wir feststellen, dass das Publikum ausschliesslich weiblich ist. Gaby und ich, gleichaltrige UND-Autorinnen, wollen uns den Dokumentarfilm über das Altern und alt sein von Silvia Häselbarth ansehen. Die Regisseurin und Produzentin aus Luzern, selber bald 50-jährig, befragte fünf «Alte», wie es überhaupt ist, älter zu werden. Was bedeutet es für sie?

Hinter ihren Falten verbirgt sich ein langes Leben. Ein Leben voller Glück, Leiden, Genuss und Verzicht. Der Malermeister Fredy Frey, die Lehrerin Ruth Frey, die Künstlerin Monica von Rosen, die Bewegungspädagogin Rita Maeder und der Trödler Urs Wydler blicken besinnlich und auch mit einem Schmunzeln zurück. Hanfeinkäufe festgehalten im Haushaltungsheft; ein mit Spaghetti mitgekochtes Foto als Sprungbrett einer beruflichen Karriere; Dokumente in einem auf Ebay ersteigerten Korb lüften verschwiegene Familienchronik – im Film «Falten» kommen spannende Geschichten ans Licht.
Die fünf Protagonisten leben vor, wie sie sich weiter entfalten und sich ihre nahe Zukunft vorstellen, gleichzeitig aber auch loslassen und stetig Abschied von Geliebtem und Gelebtem nehmen müssen. Alle sind sich einig, dass das grösste Geschenk des Alters darin besteht, die Freiheit zu haben, nichts mehr zu müssen: mit einer gewissen Gelassenheit nichts mehr beweisen zu müssen, nicht mehr stark sein zu müssen, nicht mehr schön sein zu müssen, sich frei zu fühlen und stets sagen zu können, was man gerade denkt, ohne auf Konsequenzen achten zu müssen. Diese Freiheit ist ein Genuss.

Ich muss fast während der gesamten Filmprojektion schmunzeln: in so vielen Äusserungen erkenne ich mich selber! Etwa in denjenigen von Ruth Frey: «Manchmal beschleicht mich eine Traurigkeit bei der Erkenntnis, nicht mehr gleich schnell, leistungsfähig und effizient wie in jungen Jahren zu sein. Um alles Wünschenswerte erledigen zu können, bräuchte mein Tag nun mehr als 24 Stunden! Ich muss echt aufpassen, nicht in den Pensionierten-Stress mit einem vollen Terminkalender zu kommen. Dann reagiert nämlich mein Körper postwendend und verlangt sein Recht. So brauche ich nun nach dem Mittagessen eine Siesta.» Mit dem Unterschied, dass bei mir weniger Siesta als eine Pause von der Bildschirmarbeit nötig ist.

Mit zwei weiteren aufgeschnappten Lebessweisheiten möchte ich diesen wunderschönen, tiefgründigen Film allen Generationen wärmstens empfehlen:
«Du hast den ganzen Tag Zeit dich zu entfalten. Sich zu entfalten ist was ganz anderes, als faltenlos zu leben». (Monica von Rosen)
«Du kannst dein Leben nicht verlängern, du kannst es nur vertiefen und das kannst du bis ins hohe Alter». (Fredy Frey)
Weitere Infos und Trailer von FALTEN auf: www.film-falten.ch