Bilder: Mariëlle Schlunegger (23), Geschichte: Jürg Krebs (72)
Er nennt sich «Heiliger Bimbam»
und streift heimlich und etwas klamm durch feuchte Ruinengänge
übt schreckliche Gesänge
er ist ein altes Gespenst
und kräftig wie ein Hengst.
Wenn er’s tags hinaufschafft
sieht er verbogene Landschaft.
Der blaue Himmel sei grässlich
nur schwarz und grau sind pässlich.
Seine Geliebte wird schlafen
unten beim Kran im Hafen.
Sue hat gelbe Augen
und hört gern Pumpen saugen.
Er besucht sie erst wenn’s dämmert –
bei Tag ist er belämmert.
Kommt der Heilige
am Gefängnis vorbei
narrt er gern die Polizei.
Er fällt in rasselndes Gelächter
und schreckt damit die Wächter.
Sue reitet gern auf Fischen
und spornt sie an mit Zischen
im Tropical Aquarium
und brät sie im Solarium.
Alle Schuhe die sie gefunden
hat sie an Leitungen gebunden.
Beschuht sind Leute lärmiger
barfuss viel erträglicher.
Der Heilige füllt Schuhe mit Beton aus
und macht für Verliebte Bänklein draus.
Sue findet diese süss
umschwebt sie ohne Füss’.
Wenn Sue und der Heilige fliegen
und sich umschlungen lieben
kümmert sie kein Regen
da sind sie sehr verwegen.
«Sind heutige Menschen nicht ganz dicht,
dass Regen für sie gefährlich ist?»,
spotten beide nach Noten,
wie die halbwegs Toten.
Um Mitternacht spielen sie «Bonny and Clyde».
Er hätte gerne Boni und sie ein neues Kleid.
Sie stehlen Drogen aus Dealers Verstecken
und einige Noten aus Zuhälters Säcken.
Sue macht sich an Mafiosi ran
sie krächzt: «Potz Heiliger Bimbam»!
Dann verteilen sie die Beute
an minderbemittelte Leute
an Bettler und Verrückte
unter der grossen Brücke.
Beim Morgengrauen
packt sie’s Grauen –
über des Tempels Portal
hängen Gespenster total
nackt ausgezogen: «Brutal!
so eine miese Qual!»
zischen Bimbam und Sue
und fliegen weg im Nu.
Aus Rache sprayen
sie Blumen schwarz
vollführen einen Hexentanz
und verschwinden leise
auf geheime Weise.