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Frei spielen – frei hören

Auch schon Sound von gestern: 1960 ist der Ausdruck «Free Jazz» für eine damalige Avantgarde geprägt worden. Was ist das für eine Freiheit – und wie reagieren wir heute darauf? Ein Selbstversuch mit Alt und Jung.

Mittwoch, 10. April 2019 Heinz Gfeller (73)Mara Ludwig (21)Werner Kaiser (84)
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«Free Jazz» im Bahnhof: So tönt das Stück (weiter unten) für unsere Illustratorin. – Zeichnung: Mara Ludwig

Die Jazzer hatten immer schon das Gefühl, sie spielten eine «Musik der Freiheit». Aber Ende der 50er-Jahre machten einige von ihnen einen besonders kühnen Schritt – vorwärts? Sie nannten ihren Stil «New Thing» (was sich jedoch abnützt) oder eben «Free Jazz».

Frei wovon? Warum glaubten sie sich befreien zu müssen? Das ist ein faszinierendes soziokulturelles Phänomen. Einerseits gab es in der bisherigen Jazz-Musik feste Strukturen, Harmonie-Schemata, konstante Rhythmen, übliche Klänge, über welche die Neuerer hinausgehen wollten – wie immer in der Musikgeschichte. Gleichzeitig aber gab es das Aufbegehren gegen gesellschaftliche, politische Zwänge, gegen Krieg, Rassismus: die 60er-Jahre!

Drei Versuche

Nun sollte natürlich, wer sich eine Vorstellung von «freier» Musik machen will, diese anhören. Das haben wir in kleinem Komitee unternommen. Ich habe – mit 50jähriger Jazz-Hörroutine im Rücken – drei Stücke von besonders wichtigen Künstlern, richtigerweise drei Afroamerikanern, ausgewählt; Mara Ludwig (16) und Werner Kaiser (80) haben ihnen aufmerksam gelauscht, dann ihre Eindrücke wiedergegeben und diskutiert. Davon hier einige «Originaltöne». Machen Sie doch denselben Versuch.

Nun sollte natürlich, wer sich eine Vorstellung von «freier» Musik machen will, diese anhören. Das haben wir in kleinem Komitee unternommen. Ich habe – mit 50jähriger Jazz-Hörroutine im Rücken – drei Stücke von besonders wichtigen Künstlern, richtigerweise drei Afroamerikanern, ausgewählt; Mara Ludwig (16) und Werner Kaiser (80) haben ihnen aufmerksam gelauscht, dann ihre Eindrücke wiedergegeben und diskutiert. Davon hier einige «Originaltöne». Machen Sie doch denselben Versuch: Die Aufnahmen sind alle im Internet (Youtube oder so) zu holen.

1. Ornette Coleman: «Free Jazz» (1960) – die Platte, die dieser Bewegung den Namen gegeben hat. Eine Kollektiv-Improvisation, die 37 Minuten dauert, interpretiert von acht Musikern, wie sie auch in diesem Stil selten vorkommt. Kurze Motive trennen lange freie Exkurse, in denen jeweils ein Mitspieler dominiert.

Mara: Anfänglich chaotisch, stets neue Töne, spannend. Meine Bilder: ein Bahnhof zu Stosszeiten; unidentifizierte Objekte.

Werner: Wild, Revolte, 1968. Kein durchgehendes Motiv, aber allmählich setzt ein fliessender Rhythmus ein. Spontane Einfälle statt Regeln. Spiegel einer nervösen Zeit.

Altsaxophon – Ornette Coleman. – Bild: Wikimedia

2. John Coltrane: «Offering» (etwa: Opfergabe) aus dem Album «Expression» (ein treffender Titel!). Der Tenorsaxophonist führt sein Quartett an, zuerst vorwiegend vom Klavier, dann vom Schlagzeug gestützt. In seinem frühen Todesjahr 1967 hatte sich Coltrane, ein zutiefst spiritueller Musiker, bis zu dieser ekstatischen Spielweise gesteigert.

Werner: Das sprudelt vor Lebensfreude; eine Wonne, auszubrechen.

Mara: Allzu chaotisch, teilweise mit störenden Geräuschen. Das artet aus, wird schreiend, ja gequält.

Tenorsaxophon – John Coltrane. – Bild: Wikimedia

3. Cecil Taylor: «Abyss» (Abgrund) aus dem Solokonzert «Silent    Tongues»
(schweigende Zungen) 1974 in der Schweiz. Wie Coleman hatte Taylor seinen damals unerhörten, das edle Klavier ausreizenden Stil bereits zu Beginn seiner Karriere beisammen.

Mara: Zuerst bedrückend, danach aufbrechend, explodierend. Eine Nacht mit hellen Sternen.

Werner: Ein rollender Bass hält’s zusammen; darüber hochgeschleuderte kleine Elemente. Ein wildgewordenes Klavierkonzert.

Und zu alldem sagen beide: Im Konzert würde ich mir das anhören – am Radio gleich abstellen. Mara nennt es: Blöd tun mit System. Und räumt ein, dass wir bei Musik gerne auf Wiedererkanntes setzen.

Klavier – Cecil Taylor. – Bild: Wikimedia

Was hörst du denn üblicherweise?

Werner: Immer wieder Bach; Mozart. Daneben improvisiere ich aber auch, zum Beispiel zusammen mit einem Jazz-Pianisten.

Mara: Querbeet; ich habe keine Lieblingsmusik. Ich steige auf Musik ein, sobald ich mir dazu (bildlich) etwas vorstellen kann.

Was bedeutet dir Musikhören?

Mara: Es kann Rausch oder Abenteuer werden.

Werner: Ganz wahrnehmen, verstehen, auf mich wirken lassen. Etwas Spirituelles. Musik bringt Farbe ins trockene Leben.

«Rausch oder Abenteuer», Mara Ludwig. – Bild: Elias Rüegsegger

Wie verbindet ihr Musik mit Freiheit?

Mara: Ich fühle mich frei, wenn ich Musik mache – singe zum Beispiel – oder mit ihr mitgehe. Ein ähnliches Gefühl habe ich beim Malen.

Werner: Eine Frage ist ja: Frei wovon? Oft, wie in unsern Beispielen hier, geht es um lustvolle Befreiung von Normen; das erlebe ich auch beim Improvisieren (siehe meinen anschliessenden Text).

Mara: Gut wäre ja, frei von Druck zu agieren, etwa nicht an ein Publikum zu denken: Das geht für uns – aber für Berufsmusiker?

Werner: Bei Naturvölkern kann Musik zur Ekstase dienen.

Was ist Musik, was nicht mehr?

Werner: Bei mir hört es dort auf, wo «Musik» technisch erzeugt wird, mechanisch klingt.

Heinz: Im Jazz, und anderswo, mag es auch mal Schmerzgrenzen geben. Oder ein Nullpunkt wird erreicht, wie bei John Cage: «4 Minuten 33» = Stille.

Mara: Abwechslung muss sein, finde ich. Musik entsteht, wenn wir bewusst Töne – mindestens zwei – zusammenfügen; wir müssen wissen, dass wir dabei sind, Musik zu machen.


Werner Kaiser. – Bild: Mariëlle Schlunegger

Improvisieren: Lernen fürs
Leben

Werner Kaiser (80)

Beim Improvisieren muss alles Ichhafte zurücktreten. Ziele anstreben, Effekte erhaschen, mich in den Vordergrund stellen, Eindruck machen wollen, all das verunmöglicht den Fluss der Gedanken. Improvisation ist ein Dienst an dem, was kommen will. Je mehr ich die Geige selber spielen lasse, umso besser wird die Musik.

Wenn ich nicht achtsam bin, verfalle ich in konventionelle Rillen, in Schablonen. Es spielt dann die Gewohnheit, der automatisierte Ablauf früher entwickelter Schemata. Nur permanente Achtsamkeit lässt wirkliche Musik entstehen.

Beim Improvisieren passieren Fehler. Solche Fehler können die Musik beleben, wenn es gelingt, sie ins Ganze zu integrieren. Der Fehler kann helfen, der Routine zu entgehen. Im Moment ist es falsch, im Ganzen kann es weiterführend sein.

Die aufmerksame, achtsame Suche nach dem wahren Ausdruck führt aus dem Belanglosen der zufälligen Töne in die Bedeutsamkeit. Spielen kann mich erfüllen mit Wärme und Sinn. Spielen kann so echter Lebensvollzug sein. Vogelpfeifen auf höherer Ebene.


Weitere Beiträge zum Thema «Freiheit»

Wie frei bin ich wirklich? Ist es mir wichtig, frei zu entscheiden, etwas zu tun? Oder bin ich froh, wenn ich von etwas befreit bin – beispielsweise von grosser Verantwortung? Sicher haben Sie sich das auch schon gefragt. Die UND-Redaktion war so frei und hat sich intensiv mit Freiheit, aber auch dem Gegenteil – Gefangenschaft und Zwang – beschäftigt.

Beitrag von:

Heinz Gfeller (73)

ist pensionierter Seminar-/Gymnasiallehrer, Deutsch und Französisch, geht weiterhin gern seinen Spezialitäten nach, reisend, lesend, schreibend…

Mara Ludwig (21)

Studiert Medienwissenschaft und Kulturanthropologie und ist deswegen in Basel stationiert. Wenn sie nicht irgendwo auf der Bühne steht, tobt sie sich gern kreativ aus, sei das durch Musik, Zeichnen oder das Schreiben von Poetryslam-Texten.

Werner Kaiser (84)

Früher Theologe, dann Psychotherapeut. Und immer auch Geiger. Jetzt hat er Zeit, all das und einiges mehr in freier Form weiterzuführen.

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