Alessandros Glasbild wurde so ungewöhnlich perspektivisch, dass es ihn hineinzog, sobald er das letzte Element eingesetzt hatte. Er sauste in unglaublicher Geschwindigkeit durch den dunkelblauen Höhlengang. Sein Atem stockte. Das Farbenspiel im langen Flug erfreute sein Herz und veränderte sein Bewusstsein. Schliesslich flog er durch eine trichterförmig Öffnung in eine rosa Wolke und landete in einem unermesslichen Park, in welchem abertausende rosa Rosen blühten. Sie spiegelten die gefärbten Sonnenstrahlen in die Wolke.
Die Frauen trugen hier weite Röcke, verziert mit grossen Blumenmustern. Die Männer schlenderten in dunkeln Pluderhosen und bunt gemusterten Hemden herum. Sobald sie den Künstler Alessandro entdeckten, lachten sie ihn aus, denn seine Jeans und der Malerkittel waren über und über mit Farben bekleckert. Nicht gerade eine Augenweide. Eine schöne, alte Frau hatte Mitleid mit ihm und führte ihn in eine Kleiderboutique, wo er sich ein Tages- und ein Nachtkleid aussuchen durfte. «Alle unsere Nachtkleider leuchten. So stossen wir in der Finsternis nicht zusammen», klärte sie ihn auf. «Und was soll ich hier den ganzen Tag tun?»
«Du bist ein Perspektivenmaler. Du sollst für uns die vierte Dimension sichtbar machen.»
«Die vierte Dimension? Gemäss Einstein ist das die Zeit. Die kann ich nicht malen. In einem Zeichentrickfilm könnte ich sie andeuten.» «Die Zeit ist in unserer Kultur unwichtig. Wir haben so viel davon, dass wir sie nicht einmal messen wollen. Unsere Wissenschaftler können die vierte Raumdimension berechnen. Aber niemand hat eine visuelle Vorstellung davon.» «Mit Berechnungen kann ich nichts anfangen. Vielleicht hilft mir meine Phantasie. Wo soll ich arbeiten?» «Hier arbeitet niemand. Spiel einfach herum und du wirst etwas finden. Alle Häuser stehen für dich offen.» Dies erstaunte Alessandro. In der Schweiz wurde doch nur ernst genommen, wer arbeitete oder Milliardär war. Und hier spielten sie nur herum? Aber warum nicht auf das Experiment eintreten? Vielleicht beflügelte diese Lockerheit die Kreativität? Er dankte der Frau, die den Blumennamen Orchidee trug und schlenderte in den Park hinaus.
Was glauben Sie: gelingt es Alessandro, die vierte Dimension darzustellen? Wenn ja: wie?
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Und in etwa zwei Wochen schaltet UND die ganze Geschichte aus der Sicht von Autor Jürg Krebs online.