Es ist stickig im Raum, die Ventilatoren scheinen im Leeren zu drehen und höchstens Staub aufzuwirbeln. Aber für Abkühlung sorgen sie nicht.
Die Uhr an der Wand tickt, aber die Zeit vergeht nicht. Vor mir steht immer wieder ein frisches Glas Wasser, aber den Durst löscht es nicht. Ich versuche, irgendwo in meinem Kopf die Konzentration wieder zu finden, aber es gelingt mir nicht. Irgendwie ist sie mir abhandengekommen, aber weg sein kann sie ja nicht. Oder doch? Hat sie sich genauso klammheimlich davongemacht wie vor ihr schon die Motivation?
Ich weiss es nicht. Ich mag auch gar nicht darüber nachdenken. Ich mag überhaupt nicht mehr. Vielleicht sollte ich eine Auszeit nehmen. Ja, das wär’s!
Ich könnte die Koffer packen und für eine Weile weggehen, irgendwohin. Vielleicht in ein kleines Haus an einem See, mitten in der Natur. Ohne lärmige Strassen, neugierige Nachbarn, nur die Stille, das Wasser und ich. Ich könnte endlich all die Bücher lesen, die sich ungelesen im Regal stapeln und langsam verstauben. Ich könnte endlich den Schal fertig stricken, den ich im Winter vor drei Jahren begonnen habe. Ich könnte all die Rezepte ausprobieren, die ich mir aufgeschrieben habe, und all die Kuchen backen. Ich könnte auch einfach einmal einen ganzen Tag im Bett liegen und nichts machen. Oder auch im Liegestuhl. Oder in der Hängematte. Ich könnte den ganzen Tag im Wald spazieren gehen und Pilze sammeln oder Tiere beobachten, den Vögel zuhören. Ich könnte angeln gehen auf dem See vor meinem Häuschen mit dem kleinen Ruderboot. Ich könnte all das und noch viel mehr. Nur müssen täte ich nicht. Wie schön das wäre! Nichts zu müssen. Ich würde es geniessen, oh ja, und wie. Solange ich möchte, würde ich in dem kleinen Haus am See wohnen, und wenn ich mich zu langweilen begänne, käme ich zurück. Dann müsste ich zwar wieder müssen. Aber ich denke, zur Abwechslung wäre das wieder einmal ganz interessant.