Ist Glück für mich ein Ausnahmezustand? Etwas ganz Besonderes und dementsprechend Seltenes? In mir kann auch etwas ganz Gewöhnliches ein Glücksgefühl auslösen.
Zentral ist, wie ich das beurteile, was ich jeden Moment erlebe. Wenn ich zum Beispiel etwas nicht als ganz selbstverständlich betrachte, kann es mich glücklich machen. Das beginnt schon am frühen Morgen:
- Glück ist, wenn ich erwache, also noch lebe und meine Partnerin atmen höre.
- Glück ist, wenn warmes Wasser aus dem Wasserhahn fliesst und ich mich damit wohlig waschen kann. Früher hatte ich nur kaltes Wasser vom Brunnen.
- Glück ist, wenn ich schon am Morgen ein «Müntschi» erhalte.
- Glück ist, dass immer genug zu Essen da ist und ich mit Appetit das Frühstück geniessen kann.
- Glück ist, dass ich in einer gemütlichen, warmen Wohnung leben darf.
- Glück ist, wenn ich mich darüber freue, dass ich frei entscheiden kann, was ich am heutigen Tag tun will.
- Glück ist, wenn etwas selbst heilt und ich keinen Arzt aufsuchen muss.
- Glück ist, nach draussen zu gehen, tief durchzuatmen und den Himmel über mir zu spüren.
- Glück ist, dass ich mich fast nie mehr beeilen muss, und darüber schmunzeln kann, wenn ich aus Gewohnheit trotzdem auf den Bus renne.
- Glück ist, nach dem anstrengenden Putzen eine saubere Wohnung zu haben.
- Glück ist, mit Freunden etwas zu unternehmen oder mit ihnen zu diskutieren.
- Glück ist, wenn ich etwas locker tun kann – ohne mich zu nötigen, besonders gut zu sein.
- Glück ist, wenn ich lachen muss, sobald ich realisiere, wie seltsam wir Menschen manchmal sind.
- Glück ist, wenn ich darüber staunen kann, wie unvorstellbar gross das Universum ist, und wie unwahrscheinlich klein die Energieelemente sind, aus welchen alles besteht.
- Glück ist, wenn ich schöne Musik hören kann, ohne abgelenkt zu sein.
- Glück ist, wenn ich achtsam durch einen Wald flaniere.
- Glück ist, wenn ich für ein persönliches Problem eine Lösung finde – mit oder ohne Hilfe von andern.
- Glück ist, dass ich mir nicht einreden lasse, mit mehr Besitz wäre ich glücklicher.
- Glück ist, wenn ich über das Glück und anderes nachdenken kann und nicht stumpf durchs Leben trotten muss.
- Glück ist, wenn ich dank einem Buch oder Gespräch die Welt oder mich selbst wieder etwas besser verstehe – oder es mir wenigstens einbilde.
- Glück ist, einen phantasievollen und heiteren Text lesen oder schreiben zu dürfen.
- Glück ist, jemanden gern zu haben und natürlich auch, wenn mich jemand gerne mag.
- Glück ist, scherzen und herzen zu können.
- Glück ist, wenn ich jemandem helfen oder etwas Schönes schenken kann.
- Glück ist aber auch, akzeptieren zu können, dass ich zu schwach bin, um die grossen Probleme dieser Welt zu lösen. Minibeiträge sind hingegen möglich.
- Glück ist, zu wissen, wo ich am Abend schlafen kann.
- Glück ist, wenn ich für das Alltägliche und das nicht Selbstverständliche dankbar sein kann.
- Glück ist, dass ich mich nicht zum Glück zwingen muss und mich nicht glücklicher darstellen muss, als ich bin.
Mein Glück kann also vielem entspringen. Ich muss nur aufpassen, dass ich es nicht verpasse. Das Bewusstsein macht den Unterschied, ob ich glücklich bin oder nicht! Glück ist natürlich nicht das ganze Leben. Ich traure, wenn liebe Freunde sterben, ich hadere, weil mein Körper kränker und schwächer wird, ich bin enttäuscht, wenn ich nicht verstanden und abgelehnt werde. Das alles schmälert jedoch meine Fähigkeit nicht, immer wieder mal glücklich zu sein.
Sehr schön, lieber Jürg und danke!