Dieser Beitrag von Monica Wieser ist zunächst bei Radio Silbergrau (Partner von UND Generationentandem) erschienen.
Im September 2017 hat Kathrin Portmann begonnen, die Urban Sketchers Bern zu organisieren. Was mit einer kleinen WhatsApp-Gruppe begonnen hat, ist unterdessen zu einer Truppe von mehr als 30 Teilnehmenden angewachsen. Die Hälfte trifft sich regelmässig drei bis vier Mal im Monat an einem vereinbarten Ort in der Stadt Bern. Zwei Stunden wird vor Ort skizziert, danach trifft man sich in einem Beizli, zeigt die Werke, gibt sich Tipps, wird inspiriert und motiviert.

Die Bewegung ist in den USA entstanden, daher Urban (städtisch) Sketcher (Skizzierer). Die Urban Sketchers sehen sich als eine Art visuelle Journalisten, die aufzeichnen, was sie in ihrer Umgebung oder auch auf Reisen wahrnehmen. Viele wollen einen Gegenpunkt setzen zu den schnellen Smartphone-Fotos.
Die Zeichnungen werden über die sozialen Netzwerke geteilt, auch mit dem Ziel sich weltweit zu vernetzen.
Sinnlich und Magisch
Die Berner Gruppe ist offen für jedes Alter, im Moment sind die meisten SketcherInnen aber über 50 Jahre alt. Viele haben mit Unterbrüchen schon immer gerne gezeichnet und gemalt. Anstatt alleine draussen zu skizzieren oder als Ergänzung zum Malen im Atelier, geniessen sie es, in der Gruppe gemeinsam draussen ihrer Leidenschaft zu frönen.

«Ich nehme die Stimmung beim Draussen-Zeichnen mit allen Sinnen wahr. Sie fliesst ins Bild und ich erinnere mich beispielsweise später, wie es dazumal an diesem Ort gerochen hat», so Kathrin Portmann. Der Architekt Beat geniesst es, sich intensiver mit der Ecke eines Ortes und der Stimmung dort zu befassen. Er macht an jedem «Wakker-Ort» der Schweiz eine Skizzencollage. Auch der pensionierte Ueli stellt fest, dass er ein anderes Verhältnis zu den Plätzen, Orten und Gebäude bekommt, vor denen er ein paar Stunden sitzt: «Es ist eine Art Magie.»
Antonella geniesst, dass ihr das Zeichnen eine grosse Ruhe gibt. «Ich schalte ab, es tut mir gut. Jetzt in der Gruppe schätze ich noch den sozialen Kontakt.»
Begegnen und vernetzen
Oft ergeben sich auch Kontakte mit Menschen, die vorübergehen oder vor Ort arbeiten. «Manche Begegnungen sind ein Glücksfall», meint Ueli, der sich auf seinen vielen Reisen immer wieder mit den örtlichen Urban Sketchers vernetzt und mit ihnen gemeinsam skizzieren geht. «Nein, ich verkaufe meine Zeichnungen nicht. Ich stelle sie ins Netz, dort kann sie ja jeder selber ausdrucken.»
Meistens sieht man sie auf einem Klappstuhl oder auch im Stehen mit einem Skizzenbuch in der Hand. Immer konzentriert auf ein Objekt fixiert. Manchmal angestrengt, manchmal auch zufrieden, wenn eine Arbeit gelungen ist.



Das Manifest von Urban Sketchers
1. Wir zeichnen vor Ort, drinnen oder draußen, nach direkter Beobachtung.
2. Unsere Zeichnungen erzählen die Geschichte unserer Umgebung, der Orte, an denen wir leben oder zu denen wir reisen.
3. Unsere Zeichnungen sind eine Aufzeichnung der Zeit und des Ortes.
4. Wir bezeugen unsere Umwelt wahrhaftig.
5. Wir benutzen alle Arten von Medien.
6. Wir unterstützen einander und zeichnen zusammen.
7. Wir veröffentlichen unsere Zeichnungen online.
8. Wir zeigen die Welt, Zeichnung für Zeichnung.
Die Arbeiten der Urban Sketchers Bern können auf Flickr und über die Facebook-Gruppe «Urban Sketchers Bern» betrachtet werden.
Interessanter Artikel. Ich war Jahrelang mit meinem Skizzenblock in Zürich und Umgebung unterwegs – als Urban Sketchers. Ich kannte den AUsdruck bis jetzt noch nicht. Wollte dann im 2020, als Corona anfing sogar einen Web-Shop erstellen lassen, um meine Zeichnungen zu verkaufen. War mir dann aber doch zu teuer, weshalb ich meine Kunstwerke auf verschiedenen Gratis-Inserate-Portalen wie z.B. https://trovas.ch anbot – mit beachtlichem Erfolg. Ich geniess das Zeichnen an ruhigen Orten (ja – die gibts auch in Zürich) sehr. Es hat schon ‚was meditatives.