Es gibt Geschichten, die muss man mehr als einmal erzählen. UND zeigt, wie die Verfilmungen der gleichen Geschichten diese immer anders erzählen.
Godzilla taucht erstmals 1998 in Hollywood auf. Ursprünglich aus einer japanischen Buchserie entstanden, bringt Roland Emmerich das Monster zusammen mit vielen Effekten auf die Leinwand.
Durch einen Atombombentest im pazifischen Ozean kommt es zu einer Mutation von Echseneiern. Dies ist der Geburtsort von Godzilla. Jahre später tauchen riesige Fussabdrücke in Panama auf. Dr. Nick Tatopoulos (Matthew Broderick) wird hinzugezogen. Nach weiteren kleinen Zwischenfällen taucht Godzilla plötzlich in New York auf, der Big Apple wird evakuiert. Dr. Tatopoulos bemerkt, dass Godzilla trächtig ist, Tatopoulos wird auf Grund eines Zwischenfalls entlassen. Am Flughafen wird er abgefangen von einem ehemaligen französischen Geheimdienstmitarbeitenden (Jean Reno). Die Armee macht Jagd auf Godzilla, Dr. Tatopoulos und Phillip Roche suchen nach dem Nest und dem Nachwuchs. Sie folgen den Zerstörungsspuren und finden die Eier, doch sind es mehr als sie gedacht haben. Die Eliminierung schlägt vorerst fehl. Mit Hilfe des Militärs werden die Jungtiere, die mittlerweile geschlüpft sind, doch getötet und Godzilla somit in Rage gebracht. Godzilla verfolgt die Verantwortlichen, verfängt sich in der Brooklyn Bridge und wird getötet. Mit seinem letzten Atemzug sieht er Dr. Nick Tatopoulus in die Augen, dieser erwidert den Blick und Godzilla stirbt.
Auch 2014 taucht Godzilla auf, diesmal unter der Regie von Gareth Edwards. Mit deutlich weniger explosiver Action und eher kurzen Auftritten von Godzilla wird der Fokus auf das menschliche Versagen und die Geheimnistuerei der Behörden gelegt.
Die Geschichte beginnt in einem Kernkraftwerk. Joe Brody (Bryan Cranston) und sein Team bemerken sonderbare Eruptionen, die sich nicht erklären lassen. Ihnen gelingt es jedoch, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Joe verliert aber seine Frau und darüber kommt er nicht hinweg. 15 Jahre später ist er überzeugt, dass die Regierung etwas verheimlicht und macht sich zum Ziel, den ganzen Komplott aufzudecken. Gemeinsam mit seinem Sohn Ford (Aaron Tyler-Johnson) geht Brody zurück ins Kernkraftwerk. Dort angekommen wird er wieder 15 Jahren zurück versetzt, in die Situation im Kernkraftwerk: Die gleichen unerklärbaren Eruptionen. Diesmal kann jedoch nichts vertuscht werden, vor den Augen der Kraftwerkmitarbeitenden erscheint eine Kreatur, die einer gigantischen Gottesanbeterin gleicht. Die Kreatur kann fliehen.
Kurz darauf werden in einem anderen Teil der Welt ebenfalls Schwingungen empfangen und Godzilla taucht auf. Forschung und Armee sind sich uneinig, wie sie auf die riesigen Kreaturen reagieren sollen. Die Beschüsse der Armee zeigen sich erfolglos. Als der dritte Mutant auftaucht und alle Interventionen der Armee versagen, entschliessen sie sich doch auf die Forscher zu hören. Godzilla gelingt es, beide Mutanten zu besiegen und kehrt am Ende zurück ins Meer. Auch hier gibt es in der Schlussszene einen kurzen Moment zwischen Godzilla und einem Hauptprotagonisten.
Die Filme unterscheiden sich in der Geschichte und in der Umsetzung jener Geschichte. Im Film von 1998 wird Godzilla als Monster dargestellt, das New York terrorisiert. Während im Film von 2014 die Regierung in Kritik steht und nicht Godzilla. Im Gegenteil, Godzilla rettet schlussendlich die Welt.
Gemeinsam ist den Filmen die Zerstörung. Im älteren Film begrenzt sich die Zerstörung jedoch auf den Big Apple. Im neuen Film werden nicht nur mehrere Städte zerstört, sondern auch zahlreiche Beziehungen und Vertrauen.
Ein Film wie eine Party
Wer Scott Fitzgeralds Roman «Der Grosse Gatsby» gelesen hat weiss, wie feuchtfröhlich im Amerika der Zwischenkriegszeit gefeiert werden konnte. Was uns der gleichnamige Film aus dem Jahr 2013 bietet, ist ein Spektakel an Ausgelassenheit, peinlichen Tanzeinlagen, Glitzerkleidern und betrunkenen Feierwütigen. Dabei ist die Geschichte hinter diesen schillernden Partys eine tragische: Jay Gatsby (Leonardo DiCaprio) ist ein Millionär, der sein Vermögen in den 1920er Jahren mit zwielichtigen Geschäften aufgebaut hat und welches er nun dafür ausgibt, die grössten und spektakulärsten Feste in ganz New York zu veranstalten. Er hofft dabei stets, dass sich eines Tages seine grosse Liebe Daisy (Carey Mulligan) unter den Gästen wiederfindet. Diese war zwar in ihn verliebt, heiratete aber den überreichen Tom Buchanan, da ihr der damals noch mittellose Soldat Gatsby nichts bieten konnte.
Als sich die beiden wieder begegnen, beginnen sie eine Affäre und Gatsby erhofft sich eine gemeinsame Zukunft mit der oberflächlichen Daisy. Doch als Daisy versehentlich Toms Geliebte Myrtle überfährt und Gatsby die Schuld auf sich nimmt, wird er von Myrtles Mann erschossen. Daisy bleibt weiterhin mit ihrem Mann zusammen und erscheint nicht einmal an der Beerdigung. Die ganze Geschichte wird uns von Daisys Cousin und Gatsbys Nachbar Nick Carraway (Tobey Maguire) erzählt.
Auch der 1974 erschienene Film «Der Grosse Gatsby» basiert auf dem Roman und erzählt uns aus Nicks Perspektive das Schicksal der beiden. Die ältere Version unterscheidet sich in der Darstellung aber grundlegend von der neusten Verfilmung. So sind zwar auch dort die Partys schillernd und ausgelassen, jedoch weniger überspitzt. Auch die Musik ist zeitgemäss für die Geschichte, im Gegensatz zur neuen Version, in der HipHop, Rap und Partymusik aus den Anlagen dröhnen.
Die Farben im neuen Gatsby sind viel greller (was aber auch an der Bildqualität liegt) und die Kleider sind extravaganter, die Hintergrundmusik um einiges lauter. Und natürlich sehen wir dort auch mehr Special Effects, wie zum Beispiel bei der Darstellung des Wassers, des Schnees oder der symbolträchtigen grünen Laterne an Daisys Bootssteg.
Obwohl beide Filme diesen überragenden Roman sehr gut inszeniert haben, zeigt die 2013er Version die Absurdität der damaligen Partys und der Gesellschaft überspitzter auf. Dafür mangelt es ihr, meines Erachtens, zeitweise an Ernsthaftigkeit, von welcher wir im 1974er Film mehr als genug geboten bekommen.
Man muss nur an sich glauben
Der aus dem gleichnamigen Kinderbuch entstandene Film «Der Zauberer von Oz» befasst sich mit dem Zauberland Oz.
1939 kommt der Musical-Film auf die Leinwand, Victor Fleming führte Regie. Dorothy (Judy Garland) gerät in einen Wirbelsturm, sie wird ohnmächtig und wacht in Oz auf. Ihr Haus, das ebenfalls mitgerissen wurde, hat die böse Hexe des Ostens getroffen, Dorothy wird als Heldin gefeiert. Doch die Schwester (Margaret Hamilton) der getöteten Hexe ist nicht erfreut und schwört Rache.
Glinda (Billie Burke), die gute Hexe, erzählt Dorothy, dass sie nur entkommen kann, wenn sie nach Hause zurückkehrt und dazu benötigt sie die Hilfe vom grossen Zauberer von Oz.
Auf dem Weg trifft Dorothy zuerst die Vogelscheuche (Ray Bulger), die sich nach einem Gehirn sehnt. Anschliessend den eingerosteten Zinnmann (Jack Haley), der so gerne ein Herz hätte und im Wald treffen sie auf den mutlosen Löwen (Bert Lahr), der König des Waldes sein will.
In Emerald City angekommen finden sie heraus, dass es keinen grossen Zauberer von Oz gibt und trotzdem kann ihnen der Zauberer, den sie vorfinden, helfen. Die Vogelscheuche erhält ein Diplom, das sie befähigt, ihr Gehirn zu brauchen. Der Zinnmann bekommt eine Auszeichnung, die ihm zuspricht, er werde geliebt und sei im Stande zu lieben. Auch für den Löwen gibt es eine Lösung. In Form einer Medaille wird ihm Mut zugesprochen. Nur Dorothy kann der Zauberer nicht helfen. Glinda jedoch zeigt Dorothy auf, dass sie nur an sich glauben muss, um nach Hause zurückzukehren.
«Oz the Great and Powerful» ist ein Film von 2013, unter der Regie von Sam Raimi. Der Betrüger Oscar Diggs (James Franco), genannt Oz, zeigt in einem Wanderzirkus seine Magiekünste. Als er entlarvt wird, flieht er und gelangt per Zufall ins Zauberland Oz. Er wird von Theodora (Mila Kunis) gefunden und nach Emerald City geführt. Die Stadt wird besetzt von Theodora und deren bösen Schwester Evanora (Rachel Weisz). Unwissend über die Vorgänge in Oz bleibt Oscar im Glauben, er werde für einen grossen Zauberer und Retter des Landes gehalten. Er macht sich auf, um den Besen der bösen Hexe zu holen.
Auf der Reise durch zerstörte Dörfer lernt er jedoch jede Menge Bewohner kennen, die Hilfe brauchen. Oscar erkennt, dass er seine Gier nach Gold und Reichtum überwinden muss, um gegen das Böse zu kämpfen. Gemeinsam mit Glinda (Michelle Williams), der guten Hexe des Südens, vereint Oscar eine Armee. Sie treten gegen die bösen Hexen an.
Mit Hilfe von optischen Illusionen und cleveren Ingenieuren gelingt es Oscar und den Bewohnern von Oz, Theodora in die Flucht zu schlagen. Evanora flieht in den Palast, wo Glinda sie abfängt und besiegt. Sie verbannt Evanora für immer aus Emerald City. Oz ist ein befreites Land, das endlich wieder Frieden erleben darf.
https://www.youtube.com/watch?v=nn3is-lKUME
Obwohl die Hauptpersonen nicht dieselben sind und im Bezug auf die Geschichte deutliche Unterschiede vorherrschen, haben beide Filme eines gemeinsam: Die Moral der Geschichte bleibt. Solange man an sich selbst glaubt und seine Fähigkeiten erkennt, kann man alles erreichen.
Ein weiterer Punkt, den beide Filme gemeinsam haben ist, dass die Hauptcharaktere mit Personen aus ihrem echten Leben konfrontiert werden, sie zeigen sich lediglich in einer anderen Form. Es gibt auch szenische Übereinstimmungen, die gelbe Strasse oder das Blumenfeld bleiben im neuen Film erhalten. Ansonsten sind die Filme sehr unterschiedlich gehalten.
Special Effects in Schwarz-Weiss
Wer kennt ihn nicht, den blutrünstigen Grafen Dracula, den Vampir mit dem riesigen Frauenverschleiss? Diese mystische Figur geht auf Bram Stokers Roman «Dracula» zurück, von welchem es ebenfalls zahlreiche Verfilmungen gegeben hat. Eine der ersten stammt aus dem Jahr 1931. Darin reist der britische Makler Renfield (Dwight Frye) nach Transsylvanien zu einem seiner Klienten – der nebenbei auch ein Vampir ist – Graf Dracula (grossartig: Bela Lugosi).
Dracula verliert keine Zeit, beisst Renfield noch am ersten Tag und macht ihn so zu seinem Sklaven. Der Fürst der Vampire begibt sich mit seinem neusten Opfer auf dessen Heimreise nach London, weil er dort ein Haus mieten möchte. Kaum in Grossbritannien angekommen, fällt Dracula über die junge Mina her und zieht sie so in seinen Bann. Derweil sind Minas Verlobter und der renommierte Wissenschaftler Dr. Van Helsing hinter Draculas Geheimnis gekommen. Als der Graf Mina mit in sein neues Heim nimmt und sich dort in seinen Sarg zurückzieht, rammt ihm Van Helsing einen Holzpfahl ins Herz, tötet ihn und rettet so die junge Frau.
Eine andere Geschichte erzählt «Dracula Untold», der dieses Jahr erschienen ist. Das Werk ist keine Verfilmung von Stokers Roman, sondern bildet das Leben des Grafen Vlad Dracula von Transsylvanien ab, bevor er zum Vampir wurde: Vlad Draculas Sohn soll mit 1000 weiteren transsylvanischen Jungen dem Osmanischen Sultan als Tribut zur Kämpferausbildung übergeben werden. Um seinen Sohn vor diesem Schicksal zu bewahren, sucht Vlad (Luke Evans) Hilfe bei einem Vampir, der ihm vorübergehend Vampirkräfte verschafft. Mit diesen kann Vlad zwar mehrere Angriffe der türkischen Armee abwehren, bei einem wird sein Sohn aber entführt und seine Frau getötet. Der verzweifelte Fürst trinkt ihr Blut, um dadurch endgültig zum Vampir zu werden. Nun gelingt es ihm, Sultan Mehmed zu töten und seinen Sohn zu retten. Dieser wird von einem Mönch aufgenommen und Vlad Dracula beginnt ein Leben allein in Dunkelheit.
Beide Filme handeln also von der Persönlichkeit Graf Draculas, aber sind vollkommen anders inszeniert. So geht es beim alten Film mehr um die schauspielerische Leistung der Darsteller, im neuen stehen hingegen die Special Effects im Vordergrund.
Während sich diese 1931 auf Nebel und Blitze beschränkten (Draculas Verwandlung zur Fledermaus wird zum Beispiel gar nicht gezeigt), schöpft man 2014 aus dem Vollen: Feuerschwaden, Fledermäuse, Blutlachen, Vampirkämpfe, Erklimmen von Mount-Everest-ähnlichen Gebirgen, verkohlte Haut… Je mächtiger, desto besser.
Auch die Musik ist in «Dracula Untold» epischer und unterstreicht die sonst schon dramatischen Actionszenen. Bei «Dracula» wird hingegen klassische Musik für den Spannungsaufbau gebraucht. Dadurch sind die Dialoge kürzer und es entstehen lange stille Momente.
Die Filme sind in Geschichte und Darstellung zwar sehr verschieden, zeigen dennoch wunderbar, worauf es 1931 beim Filmemachen ankam und was heutzutage im Vordergrund steht. Und Gänsehaut ist bei beiden garantiert.
UND-Serie: «Filme im Blick»
Filme widerspiegeln Kultur und Gesellschaft einer bestimmten Zeit. So wie sich die Realität verändert, verändern sich auch die Filme. In einer kurzen Serie analysieren wir Filme zu einem bestimmten Thema.