Werner Kaiser (79)
Der Engel Gabriel wurde letztlich ungeduldig und sprach bei seinem Meister vor. Es sei jetzt mehr als 2000 Jahre her, dass er das Jesuskind ankündigen durfte, und geschehen sei letztlich nichts. Es genüge ein Blick auf die Erde, um zu sehen, dass es nicht besser sei als vorher. Er bitte nun gnädigst um die Erlaubnis, eine Erkundigungstour auf der Erde zu machen, damit endlich Massnahmen ergriffen werden könnten.
Fortsetzung von Isabel Hochuli (58)
Der liebe Gott brummelte in seinen Bart. Er hatte nämlich schon lange die Übersicht darüber verloren, was auf der Erde so vor sich ging. «Hmm…», meinte er, «das muss ich zuerst mit meinem Team und mit meiner Frau besprechen.» In seinem Team befanden sich viele Experten: Umweltfachleute, karitative Experten, Paartherapeuten und andere mehr. Alle hatten sie das Ziel, die Erde wieder zum Garten Eden zu machen. Nicht zuletzt gehörten zu diesem Team auch Engel, die auf die Erde pendelten und probierten, den Machthabern gute Dinge einzuflüstern. Mit wenig Erfolg. So hatte der Papst zum Beispiel einen Engel, der seinen Job nicht schlecht machte, auf jeden Fall was Barmherzigkeit anbelangte. Trumps Engel jedoch befand sich mit einem Burnout in der Engelklinik.
«Der liebe Gott brummelte in seinen Bart.»
Kurz, sie waren alle ziemlich frustriert. Deshalb hatte Frau Gott eine Kommission ins Leben gerufen, die sich darauf spezialisierte, was auf der Erde Gutes geschah. So hatten zum Beispiel auf Bali zwei Schulmädchen eine Kampagne gegen Plastik ins Leben gerufen, die grosse Erfolge zeigte. Trotz alledem stellte sich die Frage, ob es sinnvoll wäre, nochmals einen Jesus auf die Erde zu schicken… Frau Gott war nämlich mit dem Priester Zölibat gar nicht zufrieden und überlegte sich, ob sie die kleine Schwester von Jesus als Botschafterin für die Frauenfrage versenden wolle. Im Vatikan tummelten sich verschiedene Spezies. Die Kardinäle mit ihren schweren Ketten, Ringen und purpurnen Ornaten waren nicht alle zufrieden mit dem Papst. Er war ihnen zu progressiv, sie wünschten sich mehr retro. Trump hatte eine Zeit lang einen Ermittler namens Steve Bannon, welcher häufig mit der Retrofraktion (sogenannte Piusbrüder) konferierte. Denn im Land namens Amerika gibt es sehr viele Christen. Sie beteten vor dem fleischreichen Essen, sie beteten, wenn sie Waffen abfeuern. Kurz, ausser Beten taten sie nicht viel Gutes. Was aber war ein guter Christ…?
Papst Franziskus misst Gutes tun am Tun und nicht am Reden. Es geht darum, nicht zu viel zu besitzen oder den Besitz zu teilen. Er spricht oft von Armut. Er lacht viel. Jedoch – und das kann objektiv beurteilt werden, wenn man das entsprechende Begegnungsfoto anschaut, er lachte nicht bei Trumps Besuch. Er wirkte eher leicht genervt und angewidert. Wenn der Engel Gabriel in Trumps Gemächern herumflog, hätte er kotzen können. Überall Gold und kleine Teufelchen. Was um Gottes Willen sollte man tun? Guter Rat war teuer. Man fragte James Bond. Stehlen, war dessen Antwort. Jenen jenes stehlen, was sie gestohlen hatten. Man gründete eine Expertenkommission, in der Robin Hood Einsitz nahm. Doch sie wussten immer noch nicht weiter. Deshalb installierten sie einen Teilvirus auf allen amerikanischen Computern, der alle Hirne kontaminierte. Trumps jedoch war schon soweit geschrumpft, dass das Virus seine gute Mühe hatte. Dauernd klingelte es aber an der Tür des Weissen Hauses, denn fremde Menschen wollten ihren Besitz teilen. Das gefiel Trump und er nahm und nahm und nahm. Doch dann kam und kam und kam das ganze Land und fütterte Trump mit der Hälfte ihres Essens. Er nahm und nahm und nahm zu bis auf 365,5 Tage. Dann kollabierte er und starb an einer Fettleber. Wie eine gemästete Gans.
Alle waren glücklich und vereint. Und wenn kein solch Habgieriger mehr kommt, sind sie es immer noch. Denn Teilen vereint.
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