
Am Teamtreffen zum Schwerpunkt «Im Gespräch» im November 2022 entstand folgende Idee: UND Generationentandem soll einen Workshop zu den sozialen Medien anbieten – wie können Menschen über und auf sozialen Medien ins Gespräch kommen? In einer digitalisierten Welt finden immer mehr «Gespräche» auf sozialen Plattformen statt. Wir können unsere Meinung äussern, posten, kommentieren. Viele Vereinsmitglieder kennen diese Kommunikationswege noch wenig oder sind skeptisch bis ängstlich. Marianne Scheuter (68), Verantwortliche der Kursreihe «Digitales Wissen», Elia Heiniger (15), Technikhelfer, und Rebekka Flotron (28), Verantwortliche UND-Redaktion und Social Media, stellten ein Programm zusammen, das neben der Vermittlung von Grundwissen aufzeigen wollte, wie UND Generationentandem die Plattformen wirkungsvoll nutzt.
Erstmalig LIVE

Die Kursreihe «Digitales Wissen» – moderiert und organisiert von Marianne Scheuter, Daniel Roth und Simeon Streit – findet jeweils monatlich via Zoom statt. Bewusst wurde entschieden, dass der Workshop – «UND-Social Media? » – für einmal vor Ort stattfinden soll. Auch hier geht es zwar um digitales Wissen, aber in erster Linie um die soziale Teilhabe dank digitaler Kenntnisse. Der Workshop «UND-Social Media?» stiess auf überraschend grosses Interesse und der UND-Raum war am 9. Februar 2023 fast zu klein für die vielen 20 TeilnehmerInnen.

Digitale Teilhabe = soziale Teilhabe
Bei der Begrüssung der 20 WorkshopteilnehmerInnen betont Marianne Scheuter: «Über kurz oder lang werden Menschen, die soziale Medien gar nicht nutzen, sozial abgehängt. Sie verpassen so wesentliche Informationen.» Es ist eine wichtige, aber für die WorkshopteilnehmerInnen wohl etwas aufrüttelnde Aussage. Eine kurze Umfrage zeigt – die wenigsten TeilnehmerInnen sind aktiv auf den sozialen Medien, viele nutzen sie gar nicht.

«Über kurz oder lang werden Menschen, die soziale Medien gar nicht nutzen, sozial abgehängt. Sie verpassen so wesentliche Informationen».
Marianne Scheuter
Doch was bedeutet das konkret? Moderne demokratische Gesellschaften versprechen der Bevölkerung die soziale und gesellschaftliche Teilhabe. Das heisst: Alle Menschen können die Infrastrukturen und die Angebote der Gesellschaft nutzen. Da bereits heute sehr viele alltägliche Dinge digital gesteuert werden, muss digitale Teilhabe als Voraussetzung für soziale Teilhabe verstanden werden. Deshalb spielt nicht nur der Zugang zur digitalen Welt, sondern auch der souveräne Umgang damit eine immer wichtigere Rolle.

Und die sozialen Medien? Immer mehr Vereine, Organisationen oder Parteien nutzen die sozialen Medien, um über ihre Tätigkeiten zu berichten – und das ist ein zentraler Aspekt –, um mit Interessierten zu kommunizieren. Umfragen zeigen, dass mehr als 90 Prozent der PolitikerInnen in erster Linie soziale Medien nutzen, um mit der potenziellen Wählerschaft in Kontakt zu kommen. Veranstaltungen werden zum Teil nur noch über die sozialen Medien angekündigt und sogar Gemeindeverwaltungen verlassen sich in ihrer Kommunikation immer mehr auf Instagram und Co.
Das Soziale an den sozialen Medien
Die sozialen Medien haben einen schlechten Ruf: problematische Dialogkultur, schädlich für die psychische Gesundheit, viel Spam, Suchtgefahr.
Wie bereits erwähnt, findet ein Grossteil der Kommunikation heute im digitalen Raum statt. Was die sozialen Medien ermöglichen, und was Webseiten zum Beispiel viel weniger fördern, ist der Austausch, ist die Interaktion. Auf den sozialen Medien kann unabhängig von Ort und Zeit mit einem Netzwerk, einer Gemeinschaft (Community), einer Gruppe interagiert werden. Dieser soziale Aspekt – die Möglichkeit für Dialog – machen die sozialen Medien für viele Vereine, Organisationen, Parteien und natürlich auch für Firmen und Privatpersonen spannend und enorm bereichernd.
Kleine Insta-Anekdote
Auf Instagram wurde das Teaservideo zur Veranstaltung «Ziviler Ungehorsam: Wie weit darf Protest gehen?» veröffentlicht. Innerhalb weniger Minuten erschien unter dem Beitrag ein Kommentar, der auf den ersten Blick etwas empört schien: «Da würde es mich jetzt echt interessieren, ob eine solche Diskussionsrunde auch 2020 stattgefunden, als es kontroverse Meinungen zu Demos gegen die C[orona]-Massnahmen des Bundes gab? Gab es eine?». UND Generationentandem hat sachlich und respektvoll geantwortet. Der Kommentator endete den Austausch mit «Sehr gut! 👏🏽».
Das Beispiel zeigt, dass jede/r – insbesondere auch Vereine, Organisationen oder sonstige Institutionen – mitverantwortlich ist, wie die Dialogkultur auf den sozialen Medien praktiziert wird.
Instagram, Facebook, Twitter, TikTok, Snapchat, Linkedin
Es gibt unzählige Plattformen, und die unterschiedlichen Plattformen bieten unterschiedliche Möglichkeiten der Interaktion. UND Generationentandem nutzt Instagram, Facebook, Twitter und Linkedin. Zwei weitere Plattformen scheinen in der Welt der online Kommunikation vor allem bei jungen Menschen immer wichtiger zu werden: Snapchat und vor allem TikTok. Im Workshop «UND-Social Media?» werden diese Plattformen kurz vorgestellt, der Fokus liegt aber darauf, wie auf den sozialen Medien Gruppen und Gemeinschaften gebildet und gepflegt werden können und wie eine andere und neue Art von Dialog entstehen kann. Beispiele zeigen, wie wir vor allem von Interessengruppen direkt profitieren können – Reiseerfahrungen teilen, Fachwissen zu verschiedenen Themen austauschen oder den Konzertkalender unserer Lieblingsband verfolgen und teilen. Wir können auch filtern, Werbung entfernen und die Privatsphäreeinstellungen nutzen, um so eine Plattform mitzugestalten, dass diese unseren Interessen gut entspricht.
Soziale Medien sind zudem unglaublich schnell, schneller als offizielle Nachrichtenkanäle – sei dies bei Wahlergebnissen oder Sportereignissen. Allerdings sind all diese Informationen nicht verifiziert und UserInnen können schnell in sogenannten «Bubbles» landen. Kritisches Überprüfen ist in jedem Fall wichtig.
Grosses Interesse, vorsichtige Skepsis

Schon die erste Fragerunde, nachdem die verschiedenen Plattformen vorgestellt wurden, zeigte: Die Skepsis unter den TeilnehmerInnen ist gross. Die kritischen, zum Teil empörten Fragen bewiesen, dass nicht alle Menschen Freude an digitalen Entwicklungen haben. Noch sind wir zwar nicht gezwungen, die sozialen Medien zu nutzen, aber gewisse Entwicklungen im Bereich E-Government, bei Finanzgeschäften oder im öffentlichen Dienst (Post, SBB) bedingen, dass wir uns als Individuen digital mitentwickeln.
Die abschliessende Diskussion offenbarte die unterschiedlichen Gründe für die Skepsis: fehlende Sicherheit, Datenschutz oder eine empfundene Sinnlosigkeit der Inhalte – «Da gibts doch sowieso nur Blödsinn» oder «Wozu brauche ich das?».

Und die sozialen Medien sind nicht für Jede/n. Eine Frau bemerkte: «Dieser Workshop war unglaublich spannend, aber vermutlich werde ich auch in Zukunft keine sozialen Medien nutzen.» Und das ist in Ordnung, aber es sollen nicht fehlende Kenntnisse sein, die einen Menschen davon abhalten, Instagram, Facebook, Twitter oder TikTok zu nutzen.
Interesse an «UND-Social Media?»
Auf Anfrage bietet UND Generationentandem diesen Workshop für externe Organisationen, Vereinen oder Gemeinden an. Für weitere Infos: socialmedia@generationentandem.ch
