Generationentalk «Spontan geplant»: Manchmal unüberlegt, ein Vertrauen auf das Bauchgefühl

Generationentalk «Spontan geplant»: Manchmal unüberlegt, ein Vertrauen auf das Bauchgefühl

Ausbrüche, Neuanfänge, spontan geplante Pläne: Was braucht es dazu? Ein bisschen Abentuer? Ein bisschen Lebensmut? Vreni von Känel und Roman Steger sprechen mit Moderator Arbër Shala über ihre Erfahrungen mit Spontanität.

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Die Cafébar im Berner Generationenhaus ist beim Generationentalk «Spontan geplant» am 28. März 2023 zwar nicht überfüllt, es sind ein paar neue Gesichter dabei, aber vor allem zog dieser besondere Generationentalk einige alteingesessene UND-Mitglieder nach Bern.

Nach zwei Jahren wieder Moderator für UND: Arbër Shala. – Bild: Walter Winkler

Dieser Generationentalk ist besonders, denn nach zwei Jahren wird zum ersten Mal wieder ein Generationentalk von Arbër Shala (29) moderiert, sein Gast ist Vreni von Känel (69) ist die ehemalige Co-Präsidentin des Vereins UND Generationentandem.

Unüberlegt oder nach Bauchgefühl?

«Was versteht ihr unter Spontanität?», fragt Arbër Shala seine beiden Gäste. «Es ist manchmal fast ein bisschen unüberlegt», sagt Vreni von Känel und erzählt von spontanen Entscheidungen, die sie später bereute. Roman Steger (25), der zweite Gesprächspartner, sieht das etwas positiver: «Für mich ist es ein Bauchentscheid, das Gefühl, was jetzt gerade das Beste ist. Und meistens kommt es nicht so schlecht.»

Wenig Spontanität im Beruf

Roman Steger ist gelernter Automatiker und bildet sich aktuell zum Informatiker weiter. Auch Vreni von Känel war Informatikerin und erzählt von den frühen Anfängen der Softwareentwicklung, als noch mit Lochkarten programmiert wurde.

Haben die Informatik gemeinsam: Vreni von Känel und Roman Steger, die GesprächspartnerInnen des Generationentalks «Spontan geplant». – Bild: Walter Winkler

Die Arbeit als Automatiker und InformatikerIn lässt wenig Raum für Spontanität, berichten die beiden Gäste. Alles muss durchgeplant werden, da nichts schiefgehen darf.

Wollen wir ein Schiff kaufen?

Vreni von Känel liess sich mit 51 Jahren frühpensionieren und segelte danach 8 Jahre um die Meere. Wie kam es dazu?

«Ich erinnere mich gut», sagt Vreni von Känel, «Hansruedi [Vrenis Partner] und ich waren beim Abendessen und plötzlich fragt er mich: Wollen wir ein Schiff kaufen? Und ich spontan: Ja, machen wir doch.» Das war der Entscheid – spontan. Und nach drei Monaten, nach Reisen zu unterschiedlichen VerkäuferInnen, waren sie stolze BesitzerInnen eines 14-Meter Aluschiffes.

Erzählt von ihrem besonderen Leben: Vreni von Känel, ehemalige Co-Präsidentin von UND Generationentandem. – Bild: Walter Winkler

Dann kam aber schon die nächste Frage: Was machen wir jetzt mit diesem Schiff? Da begann die Planungsphase, so Vreni von Känel. Sie entschieden sich schlussendlich dafür das meisten, was sie in der Schweiz besassen zu verkaufen – das Haus, das Auto, die Möbel – und als WeltenbummlerInnen auf Reise zu gehen.

Am 1. April 2005 ging ihre Reise los.

Acht Jahre auf See
Lena Mathis (21) sprach 2021 mit Vreni von Känel und Hansruedi Suhner über ihre Reise. Das Interview kann hier nachglesen werden.

Roman, der Weltenbummler?

Auch Roman Steger könnte isch vorstellen eine Weltreise zu unternehmen – aber nicht auf einem Schiff. Für ihn wäre das Verkaufen, das komplette Aufgeben seines Zuhauses, so wie das Vreni von Känel gemacht hat, unvorstellbar. «Ich brauche diese Sicherheit», sagt Roman Steger. «Ich möchte wissen, dass ich nach jeder Reise wieder in meine vier Wände zurückkehren kann.»

Roman Steger: manchmal spontan, aber möchte auch Sicherheit. – Bild: Walter Winkler

Gen Z: Nur noch spontan?

Über die Generation Z – Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden – sagt man, dass sie nur noch spontan sind. Weder Vreni von Känel, die viele Bekannte in diesem Alter hat, noch Roman Steger, der selbst zur Generation Z gehört, können dies bestätigen.

Eher im Gegenteil: Roman Steger ist zwar relativ spontan in seiner Freizeit – er ist oft mit dem Motorrad unterwegs und trifft sich meist sehr spontan mit seinen Freunden. Grundsätzlich ist er jedoch ein Planer, ein Denker – er wünscht sich Sicherheit in seinem Leben und würde gerne einmal ein Haus kaufen

Offene Diskussion: Elias Rüegsegger nimmt Fragen aus dem Publikum entgegen. – Bild: Walter Winkler

Spontanität: Ein Privileg?

Die Diskussion wird eröffnet. Ein Besucher fragt: «Vreni, du bist eine Vertreterin der Baby-Boomer-Generation – die privilegierteste Generation in der Schweiz. Den Jungen geht es weniger gut, sie sehnen sich deshalb nach Sicherheit. Ist Spontanität ein Privileg?» Vreni von Känel bejaht dies. Obwohl sie auf dem Schiff natürlich sehr einfach gelebt haben, ist ihr bewusst, dass sich eine solche «Auszeit» nur wenige Menschen leisten können.

Tipps für mehr Spontanität?

Zum Abschluss outed sich der Moderator Arbër Shala als Planer. In ihm sei etwas so viel Spontanität wie Eis in der Sahara. Er fragt deshalb seine Gäste für Tipps für mehr Spontanität. «Einfach das Leben geniessen, so wie es ist, nicht zu viel überlegen, ob es gut kommt.»

Diese Antwort bestätigt wohl noch einmal: Spontanität ist ein Privileg.  

Eine spannende Runde: Arbër Shala mit seinen Gästen Vreni von Känel und Roman Steger. – Bild: Walter Winkler

Der Generationentalk

Zwei Generationen – ein Thema: Das ist der Generationentalk von UND Generationentandem. Jeden Monat diskutieren Jung und Alt miteinander über brisante Themen aus Gesellschaft und Politik. Der Talk dauert zwischen 30 und 45 Minuten. Danach hat das Publikum die Gelegenheit, sich an der Diskussion zu beteiligen. Die Veranstaltung wird vom generationendurchmischten Redaktionsteam professionell aufgezeichnet und fotografisch dokumentiert. Alle Talks sind dann hier als Podcast nachzuhören.

Jahresprogramm Generationentalk 2023 Hier.

Der Generationentalk wird 2023 gefördert von der Burgergemeinde Bern.

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