
Am Samstagmittag liegt Musik über dem Roten Platz, Kinder rennen zur neuen Murmelibahn, wer am Foodbereich vorbeigeht, sieht volle Teller: Pommes, Chili sin Carne, Kürbissuppe. Auf den Bänken sitzen Gruppen von Freund:innen, Familien mit Kindern, ältere Paare. Manche sind seit dem Vormittag da, andere kommen gezielt für die Konzerte am Abend. Es ist kein hektisches Festival, eher ein gemütliches Schlendern von Bühne zu Stand, von Begegnung zu Begegnung.
Am Weg der Demokratie bleiben immer wieder Gruppen stehen, um über Zukunftsfragen zu diskutieren oder Wünsche für Thun auf Sticker zu schreiben. Fritz Zurflüh, Vorstandsmitglied von UND Generationentandem, zieht eine positive Bilanz: «Es sind nicht unzählige Gespräche, aber die, die stattfinden, sind richtig gut.»
Einige Besucher:innen sehen das Festival jedoch anders. «Ich bin vor allem wegen der Musik hier», sagte ein Gymnasiast, der am Freitagabend mit seinen Freunden . «Die Stände sind schön, aber die interessieren mich ehrlich gesagt weniger.» Dass er sich später trotzdem beim Periodenschmerz-Simulator von Mina Kosmos wiederfand und über die Intensität staunte, gehört zu den kleinen Überraschungen dieses Festivals.
Das Festival ist nicht nur Konzertbühne, sondern auch Familienprogramm. Der Erlebnishof Hatti bringt Schafe, Ziegen und Hühner nach Thun. Damit die Tiere nicht täglich von Aeschi anreisen müssen, übernachten sie gleich auf dem Gelände. «So können die Kinder sie auch am dritten Tag erleben», erklärt Christina Thalmann vom Hof.
Neu dabei ist in diesem Jahr eine grosse Murmelibahn, die sofort umlagert ist. «Noch mal!», ruft ein Mädchen, während sie die nächste Kugel losschickt und ihre Eltern geduldig daneben stehen.
Auch beim Kinderschminken ist der Andrang gross. «Der schönste Moment ist, wenn die Kinder in den Spiegel schauen», sagt Amina, die dort schminkt. Ihre Hände glänzen nach wenigen Stunden vor lauter Glitzer fast mehr als die Gesichter der Kinder.
Im Programm wechseln sich Bewährtes und Neues ab. Die dap Tanzshows gehören längst zum festen Inventar und ziehen jedes Jahr zahlreiche Familien an. «Wir kommen wegen der Auftritte unserer Tochter», erzählt eine Besucherin, «aber wir bleiben immer länger als gedacht.»
Das Puppentheater Chnopf bringt mit dem Räuber Hotzenplotz Kinder wie Erwachsene zum Schmunzeln. Auf den Bühnen überzeugen Musiker:innen wie Sanaë mit stillen Akustikversionen oder eifachBEN, der auf der Bühne eine ganz andere Wucht entfaltet.
Am Spätnachmittag füllt Roberto Brigante den Roten Platz. Rund 600 Menschen hören zu, während weitere Hunderte über den Märit schlendern. Bei seiner Version von Bella Ciao stimmt fast der ganze Platz mit ein – ein gemeinsamer Moment, der hängen bleibt.
Fast doppelt so viel Essen und Getränke wie im Vorjahr gehen über die Theke. 200 Helfer:innen halten Stände, Bühnen und Logistik am Laufen. Zahlen, die beeindrucken – aber nicht allein erklären, warum das Generationenfestival funktioniert.
Eine Besucherin fasst es so zusammen: «Hier treffe ich Leute, die ich sonst selten sehe. Man spricht kurz, tauscht sich aus, und das reicht schon.» Für andere ist es die Musik, für wieder andere die Möglichkeit, ihre Kinder in Ruhe spielen zu lassen.
Der zweite Tag des Generationenfestivals zeigt, was diese Veranstaltung besonders macht: Sie bietet ganz unterschiedliche Zugänge – von politischer Diskussion bis Kinderschminken, von Tanzshows bis Murmelibahn, von Kürbissuppe bis Roberto Brigante.
Begegnung geschieht nicht immer mit grossem Anspruch, manchmal einfach nebenbei.